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Umschau. Unserm Königsbause ist eine schöne Weihnachts freude zu Theil geworden. Die Herzogin Sophie von Baiern wurde am 24. Decbr, früh von einer Prinzessin entbunden. Mutter und Kind befinden sich wohl. Unsere Königin war schon seit dem 22. in München. — In dem schwer von Brandunglück heimge suchten Gottleuba fand am 23. Decbr. die Ver- tbeilung der cingegangenen milden Gaben statt. 1182 Thlr. waren schon früher zu den dringendsten Bedürfnissen verwendet worden, 1000 Tblr. sind reservirt für besondere Unglücksfälle während des Winters. Demnach konnten noch über 12,000 Thlr. an die Abgebrannten vcriheilt werden, außer einer Menge von Kleidungsstücken und Bictualien. — In Werdau wurde ein Dankfest gefeiert, wobei das erste Mal seit einem Vierteljahr wieder Musik ertönte. Rührend war die Christbescheerung für die verwaisten Kinder, woran die Spitzen der Behörden sich betbeiligten. Ein wohlhabender, kin derloser Herr aus Meerane nahm sich eine 4jährige als sein Weihnachtsgeschenk mit. — UeberaU Klagen über Wassermangel. Die klei nen Flüsse und Bache sind ganz versiegt, die Brun nen geben kaum das Nothdürftigste her. In Chem nitz hat der Besitzer der großen Maschinenbauanstalt, Richard Hartmann, einige Quellen angekauft und läßt sie in sein Etablissement leiten. Die Kosten belaufen sich auf 10,000 Thlr. — Die bei dem bekannten Berliner Häuser einsturz Verunglückten, sowie die Wittwen und Waisen der hierbei Umgekommenen sollen aus dem zusammengekommenen UnterstützungSfond von 37,300 Thalern in folgender Weise unterstützt werden: Jedes der 13 verwaisten Kinder soll bis zum vollendeten 17. Lebensjahre eine Jahrrente von 80 Thlrn. er halten, außerdem für jedes dieser 13 Kinder ein Kapital von 200 Thlrn. angelegt werden, welches denselben del erlangter Volljährigkeit mit den aus gelaufenen Zinsen als Vater erbe gezahlt werden soll. Jeder der sechs hinterlassenen Wittwen soll eine Abfindungssumme von 1000 Thalern gezahlt werden. Für den noch in Bethanien krank liegenden Tischler meister Mushacke und dessen Familie ist eine Summe vou 4500 Thlrn. ausgeworfen. Für den vorläufig ganz und später wahrscheinlich theilweise arbeitsunsähigen Tischlergesellen Feuckert ist eine Entschädigung von 1300 Thlrn. angcsetzt, und sür die noch gegenwärtig in Bethanien befindlichen Personen ein Reservefonds von circa 2300 Thlrn. Für drei andere Tischlermeister ist eine Entschädigung von 7340 Thlr. in Aussicht genommen, während ein fünfter Ttschlermeister mit bereits erhaltenen 500 Thlr. als abgefunden betrachtet werden soll.— Der Brautschmuck, den die kürzlich in Berlin vermählte preußische Prinzessin Alexan drine an ihrem Hochzeitsabende trug, hatte einen Werth von anderthalb Millionen Thalern. Der selbe wird jedes Mal zu solchen Festlichkeiten aus dem königlichen Krontresor unter gewissen Förmlich keiten gegeben und besteht aus der Prinzessinnen krone, die aus großen, nach oben in der Größe ab fallenden Brillanten gebildet ist, aus den Braut- Ohrgehängen (ebenfalls aus großen Brillanten ge bildet, mit einem Gehänge von birnförmigen Bril lanten), aus dem Brauisächer, der aus geschlagenem Ducatengolde und an den Enden mit Brillanten garnirt ist; ferner aus den Rosetten, die, wie eine kleine Wallnuß groß, in doppelter Reihe um den Ausschnitt des Kleides und von da bis zur Schneppe der Taille liefen. Das Kostbarste aber ist daS Brautcollier, zusammengesetzt aus den schönsten und größten Steinen, von denen jeder einen Werth von 20-80,000 Thlrn. hat und woran das Gehänge — der sogen. „Regent" (auch „Pitt" genannt) — das größte Kleinod des Preußischen KrontresorS bildet. — , Eine glänzende Eivilversorgung macht das Kreisblatt in Ratibor bekannt. Die Bekanntma chung lautet: „Hierselbst sind zwei Nachtwäch terstellen zu besetzen. Mit jeder Stelle ist ein Jahresgebalt von 12 Thlrn., Befreiung der Eom- munal-Abgaben und über 5 Thlr. Nebeneinkünfte verbunden. Der Wachtmantel wird geliefert. Ei- vilversorgungsberechtigte wollen sich innerhalb drei Monaten hier melden. Hultfchin, den 20. Nov. 1865." Der Magistrat. — Spieß und Horn müssen sich die glücklichen Bewerber selber an schaffen. — Seit einiger Zeit ist der französische Feuerstein in seinen verschiedenen Hellen Farben in Stettin Einfuhrartikel geworden, indem derselbe in verschiedener Größe dort zur Fabrikation fran zösischer Mühlsteine verarbeitet wird. In 3 Stet tiner Werkstätten werden diese Feuersteine zu Mühl steinen zusammengesetzt, welche letztere immer mehr die gewöhnlichen Sandmühlsteine verdrängen, da sie weit besseres Mehl liefern. — In England wüthet die Viehseuche fort, ja sie tritt mit jedem Monat heftiger auf. Man zählt bereits jetzt monatlich mehr als 7000 Stück, die der schrecklichen Krankheit zum Opfer fallen. In London hat man sich entschlossen, bei dem durch die Viehseuche entstandenen Fleischman gel aus Oesterreich Fleisch zu beziehen, und zwar in schon fertigem Zustande, da dieses billiger zu stehen kommt als der Ankauf des Hornviehes selbst am ersten Bezugsorte. Der größte Fleischverkäufer von London war vor wenigen Tagen in Wien und ließ einen Ochsen der besten Qualität ankausen und schlachten; das gewonnene Fleisch wurde in einem Kasten verpackt. An einem Mittwoch ging der Kasten mit dem Fleisch fort, auf jeder Station wurde nach Bedarf und je nachdem es die Witte rung erforderte, frisches Eis angelegt. Sonntags traf die Sendung in London ein, und Montags wurde nach Wien berichtet, daß das Fleisch in vorzüglichem Zustande sii. jDie Probe war somit glücklich bestanden und man will nun wöchentlich am Wiener Platze 300 — 400 Stück des schönsten Mastviehs um jeden Preis ankausen und nach Lon don verschicken.