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3i6 Prinz des königl. Hauses werden würde. Um die äußere Stellung des Herzogs könnten die Schleswig- Holsteiner ganz außer Sorge sein." — Es ist eine merkwürdige Thalsache, daß wäh rend alle katholischen Staaten Europas die Zahl und den Einfluß der Klöster zu beschränken suchen, in Oesterreich allein in Vieser Hinsicht noch nichts geschehen ist. Selbst der Kaiser von Mexiko findet, daß er nur durch Beschränkung des Klerus seinem Volke zu Wohlstand und bürgerlicher Selbstständig keit verhelfen kann. Der Großherr von Constan- tinopel entzieht seinem mohamedanischen Klerus vor der Hand die Lehengüter, um freie Eigenthümer zu schaffen; in Spanien, dem zähesten Sitze eines unduldsamen finstern Pfaffenthums, werden die Kirchengüter „desamortisirt." Die Prälaten von Burgos, Saragossa, Valencia, Almerica, Cordava rc. haben sämmllich die Abtretung ihrer liegenden Güter an die Regierung vollzogen und die meisten der selben sind bereits zum Verkaufe ausgekündigt. Selbst der Erzbischof von Sevilla ist zur Abtretung der bedeutenden Güter, die unter seiner Verwaltung stehen, erbölig. Der österreichische KleruS hat in früheren Zelten der Regierung öfters durch Vor schüsse und freiwillige Spenden aus der Noth ge holfen, — in der gegenwärtigen Geldklemme Oester reichs scheint er aber der Ansicht zu sein, er könne im ungestörten Genüsse seiner Güter fortbestehcn, wenn auch Oesterreich zu Grunde gehe. Wir glau ben im Gegentheil, daß nur durch eine bedeutende Beschränkung des Besitzes und des Einflusses der österreichischen Geistlichkeit der Staat die Mittel gewinnen kann zur Hebung der Industrie, der Volkswohlfahrt und der Volksbildung. — Noch immer ist kte neue Anleihe nicht zu Stande gekommen, obwobl fic zu Bedingungen ausgeboten wird, die den östrcichischen Staatssäckel vollends ruinireu müssen. 10 Millionen Pfund Sterling sollen gezahlt werden, dafür will Oestreich Schuld scheine über 16 Millionen ausstellen und diese mit 6 pro Cent verzinsen. Rothschild, der schon Lust bezeigte, das Geschäft zu machen, soll sich zurückgezogen Haden aus Aerger darüber, wie Oestreich seine Vaterstadt Frankfurt behandelt.— Eine Reliquien-Auktion. Aus Remagen berichtet das ,,Fr. I.": In unserer Stadt starb vor wenigen Tagen ein Mann, welcher von dem Protestantismus zur katholischen Kirche übergetreten war und, durch die Jesuiten begeistert, sein bedeu tendes Vermögen zum Ankäufe von Heiligenbildern, Ordenslleidern und Reliquien zu verwenden suchte. Der fromme Mann soll die Absicht gehabt baden, seine gesammte Habe den heiligen Vätern zu hinter, lassen. Ta er aber plötzlich ohne Testament in einem thüringischen Heildade fla-b, so fällt das Vermögen seinen evangelischen Erben anheim, welche, wie verlautet, nächstens in einer sich dazu eignenden Stadl (man schwankt zwischen Aachen und Münster) eine große Reliquien auction veranstalten lassen werden. Ein Verwalter des Nachlasses verschenkte Lie OrbenSkleider und Hüte an hiesige Dürftige, welche in denselben in der ersten Zeit ein merkwür diges Schauspiel boten. — In den russischen Ostsceprovinzen ist es bereits Winter. In Reval und Pernau fuhr man am 9. October schon im Schlitten, da bei 6 Grad Frost sich eine feste Schneebahn gebildet hatte. Am 8. Oct. schneite es übrigens auch in Moskau. — Die Vereinigten Staaten Nordamerikas schei nen noch nicht so Halb zur Ruhe kommen zu wollen. Die Sklavenhalter sind besiegt; im Unionsheere haben 180,000 Neger und Mulatten tapfer gekämpft, jetzt nun verweigert man dielen die gleichen Rechte mit den Weißen. Es soll ihnen nicht gestaltet werden, Grundeigenthum zu erwerben, nicht einmal sollen sie Summrecht bei den Wahlen erhalten, oder als Zeugen wider einen Weißen auftreten dürfen. Sie sind zwar frei, aber sie sollen entweder im Dienste ihrer ehemaligen erbitterten Herren bleiben oder — verhungern. Kein Wunder, daß eS unter der farbigen Bevölkerung gewaltig gährt und sollte der Kongreß die angeführten Beschränkungen zum Gesetz erheben, so kann man auf gewaltsamen Wider stand der Farbigen rechnen, die im letzten Kriege gelernt haben, die Waffen zu führen. Es ist wie 18l3 in Preußen. Kaum hat das Volk mit un geheurer Anstrengung die Franzosen vertrieben und den Thron des Königs wieder aufgerichtet, da wird es mit einem Fußstoß nach Hause gewiesen und mall wirthschaftet in aller Weise weiter. — San Francisco, die Hauptstadt Kalifor niens, ist am 8. October von einem Erdbeben heimgesucht worden, das die ganze Stadt erschüt terte, mehre Gebäude, jedoch keines der größeren, zerstörte und an sehr vielen andern seine Spuren in Gestalt geborstener Mauein und eingestürzter Plafonds hinterließ. Nicht wenige Menschen er" hielten Verletzungen, zumal in den Kirchen, aus welchen sich die erschrockene Menge ins Freie drängte. Auch in andern Städten Kaliforniens machten sich die Stöße, zehn oder elf an der Zahl, bemerkbar- Die Flutb stieg zur Zeit der Erschütterung sehr boch und machte gleich darauf einer starten Ebbe Platz. Den angerichteten Schaden schätzt man a»l nicht mehr als 10,000 Dollars. — Der bedeutendste Schulmann Deutschlands, Diesterweg, feierte am 19. Oct. in Berlin seine« 75. Geburtstag. Früber Seminaidircctor wurde er im Jahre 1847 abgesetzt, weil er seine Hand nicht dazu luden wollte, die Schule zu einem Werk zeug der Neaclion zu machen. Er strebte dahin, die Fäbigkeiren des Kindes von innen heraus j" entwickeln und war ein Fund alles edlen Gedächt' nißkrams, der in den preußischen Schulen wieder in voller Blülbe steht. Bibel- und Gesangbuchs' Verse auswendig lernen, darauf beschränkt sich bm nur der Untemcht in den Volksschulen Preußens- Dazu braucht man allerdings auch keinen Tuest"' weg — Dresden. E'n wahrhaft trauriges Zeichen unserer Zustände sind die in rascher Aufeinander folge sich ereignenden Raubmorde, Noch b"'