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Wochenblatt für Wilsdruff, Tharaub, Nossen, Siebenlehn und die Umgegenden. Ämi 8 blall für das Königl. Verrchtsamt Wilsdruff und den Stadtrath daselbst. Freitag, den 20. LctoOer l805. 42. Verantwortlicher Rcdaeteur und Verleger: A. Lorenz. Von dieser Zeitschrift erscheint alle Freitage eine Nummer. Der Preis für den Vierteljabrgang beträgt 10 Ngr. und ist jedesmal vorauszubezahlen. Sämmlliche Königl. Postämter nehmen Bestellungen darauf an. Anzeigen, welche im nächsten Krück erscheinen sollen, werden in Wilsdruff sowohl (in der Redaclionl, als auch in der Druckerei d. Bl. in Meisten bis längstens Donnerstag Vormittags 8 Uhr erbeten, Inserate nur gegen sofortige Bezahlung besorgt, elwaige Beiträge, welche der Tendenz des Blattes entsprechen, mit großem Danke angenommen, nach Befinden honorirt. . gtedaction Umschau. Die Zeitungen, scheint cs, stellen sich den König von Preußen vor mit einer Wage in der Hand; in der einen Schale sitzt Genera! v. Manteuffel, in der andern Graf v. Bismarck. Sie möchten nun wissen, welche Schale sinkt und welche steigt. Beide Herren sind dem König lieb und werth, Man teuffel seit langer Zeit, Bismarck von kürzerer Hand her; die beiden Herren haben bis jetzr einander in die Hand gearbeitet, jetzt aber sind sie in einer wich tigen Sache Gegner. Der General bat als Gou verneur von Schleswig gleichsam vor der ganzen W.It erklärt, er werde keine 7 Fuß von Schleswig an Dänemark abtrelen lassen. Bismarck dagegen ist der Meinung, daß ein Stück Norkschlcswig an Dänemark zurückgegeben das billigste Mittel sei, um sich mit Frankreich über die Einverleibung Schleswig Holsteins abzusinden. Der General, auf seinen Einfluß bei dem König vertrauend, glaubte mit jener öffentlichen Erklärung dem Gedanken der Abtretung einen Niegel vorzuschieben; seine Erklä rung ist aber vielleicht der Stein, über den er fallen wirb; denn Bismarck ist die Sonne, vor welcher die andern Sterne erbleichen. — Die Wiener Zeitung „Vaterland" machte neu lich den Vorschlag, die österreichische Regierung möge das Vermögen von IOO reichen Kaufleuten und Eapitalisten consisciren, um der Geldverlegen heiten los zu werden. Ein Hamburger Blatt macht darauf aufmerksam, daß dieser geniale Einfall der Wiener Junker ein Nachdruck sei aus des Volks- dichiers Fritz Reuters „Franzosenzeit." In diesem Werke kommt ein Rathsmann Herse vor, der als sinnreicher Finanzmann ganz ähnliche Zwangsan- leihen macht und seinen Freunden mittheilt, wie er das machen würde, wenn er König von Preußen wäre. Er sagt: „Ich laat all dc riechen Juden opp'n Schloßyof tosammen kamen un denn en Eumpanie von mine Grenadiers. Nu paßt ovp! Keerls, sogg ick to de Juden — NU gceft flink 100 Millionen Spectschetahlers der — sunst — nu denn oreih ick mie na dc Soldaten um — sünst opp de Stell Füür! Un denn mööt de Gre nadiers in Anschlag ligen, un wenn de Juden dat to sebn kriegt, denn geest se ganz gutwillig de 100 Millionen Dahlers her. So vcel höfft se immer bi sick." — Ein Leierkasten-Spieler in Berlin war bestohlen worden und Aigte die Sache beim Ge richte an. Dabei kam zur Sprache, daß dieser Spielmann an einem Tage 31. August) eine Ein nahme von 40 Thalern II Sgr. gehabt hatte. — Der Papst hat wieder einmal die vollen Scha len seines heiligen Zorns über die bösen Freimau rer ausgegossen und sie zuletzt — verflucht. Ein guter Portraitmaler muß der Papst nicht sein; denn die verfl — Freimaurer kennen sich in den Schilderungen des Papstes gar nicht wieder. — Der berüchtigte Bandit Mui 1 a, auf dessen Einbringen todt oder lebendig die Regierung einen Preis von 5000 Frcs. gesetzt batte, ist vor etlichen Tagen durch die Hand einer italienischen Judith gefallen. Muifa drang in ein einsames Pächtcrbaus bei Monteforte (Provinz Avellino) und verlangte drohend Geld, was der Pächter nicht besaß. Letzterer bot ibm statt dessen eine gute Mahlzeit an. Wäh rend der Bandit tafelte, näherte sich demselben des Pächters älteste Tochter, ein lOjähriges Mädchen, unter dem Scheine, eine leere Schüssel abnehmen zu wollen, und stieß ihm dabei einen verborgen gehaltenen Dolch bis an das Heft in den Hals.