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hielten. Seine Uhren hatte der Mann rmt 700 Thlr. versichert; nun geht er seiner gerechten Strafe, seine Familie aber einer unglücklichen Zukunft ent- — Locales. Die Prophezeihung, daß wir dieses Jahr viele und schwere Gewitter haben würden, scheint in Erfüllung zu gehen. Am Montage folgten sich fünf auf einander, die den lang ersehnten Regen in Fülle brachten, freilich auch einige Hagelkörner. Auch diese Gewitter kamen aus Süd-Südost, wie die früheren. — Dem Vernehmen nach werden wir unsern tüchtigen Musikdirektor Günther nur noch diesen Sommer besitzen. Es ist ihm die Stelle eines Musikdirektors des königl. Bcrgchors in Zauke- roda angetragen worden,-«und wenn auch die Ver handlungen noch schweben, so scheint uns doch der Verlust ziemlich sicher zu sein. — Die Direktion der Aachen-Münchner Feucr- v-rsicherungsgcsellschaft hat durch ihren Agenten Herrn Kämmerer Fischer dem hiesigen Turnverein 10 Thlr. überwachen lassen als Anerkennung für die Lhätigkeit der Turner bei dem Feuer in Kaufbach. Der Turnverein faßte den Beschluß, die Hälfte dieser Summe dem Turnverein in Potschappcl zu ibersenden, da die Mitgliederdesselben sich bei dem gedachten Feuer sehr thätig beim Retten und Lö schen gezeigt haben. — Wer Waldteufel. (Fortsetzung.) Nicht ohne eine gewisse Unruhe setzte Roland seine Reise ft rt, denn erhalte verschiedene Anzeichen dafür, daß das junge Mädchen, die als Führerin diente, des Weges nicht sehr sicher war. Bald Mußte man an einen Fluß kommen, dessen Durch schreiten nur an zwei Stellen möglich war. Nach einer dieser Furten suchte das Mädchen. Plötzlich hielt Roland das Pferd an, er glaubte einige Flin tenschüsse zu hören, und bei der Biegung des Weges sah man einen Mann außer Alhem ihnen entgegen kommen. Scheu nach allen Seiten blickend, hielt er eine riesige Flinte im Anschläge vor sich hin. Bei dem lauten Halloh! Rolands riß er die Flinte an die Wange und war im Begriff, Feuer zu geben, als er die Dame gewahrte. „Entschuldigen Sie", rief er, „ich hielt Sie für Indianer, von denen ich schon den ganzen Tag verfolgt werde. Sechs dieser rothen Hunde sind auf meiner Fährte, d. h. waren cs, denn einen hat meine alte Büchse niedergestreckt. Sie sind sehr begierig nach meinem Scalpe, aber billig sollen sie ihn nicht baden." „Sind Sie über den Fluß gekommen? Haben Sie nicht einen Zug Auswanderer getroffen?" fragte Roland. „Ja", sagte der Fremde, der sich Dodge nannte, „die Schurken, sie behaupteten, es gäbe 15S im ganzen Walde keinen Indianer und ich war kaum darin, als ich mich von allen Seiten um stellt sah. Aber lassen Sie uns fliehen, noch können wir ihnen entkommen." Die Sonne war dem Untergänge nahe, unter den ungeheuren Bäumen stellte sich bereits die Däm merung ein. Traurige Aussichten für die Nacht; die einzige Hoffnung war noch, vor Tagesanbruch das Fort wieder zu erreichen; bei solchen Nach richten an die Weiterreise zu denken, wäre Toll kühnheit gewesen. Plötzlich machte der Pony der Führerin einen Scitensprung und wieherte auf eigen- thümliche Weise. „Was giebt es, Talia?" fragte Roland das junge Mädchen. „Sind wir denn in einem verzauberten Walde, daß selbst die Pferde erschrecken?" „Es sind Indianer in der Nahe, mein Pony riecht sie", antwortete Talia. Roland wandte seine scharfen Augen nach allen Seiten, konnte aber Nichts entdecken und murmelte schon vor sich bin: „Sie muß verrückt sein!" als Edith seinen Arm ergriff. Ihr Gesicht war todtenvlaß; sie wollte reden, brachte aber keinen Laut hervor, sondern zeigte nur mit dem Finger nach einer Stelle im Walde. Roland folgte der Richtung mit den Augen und sing nun seinerseits an zu zittern. Am Fuße eines Baumes, dessen Riesenäste sich fast bis zur Erde neigten, sah er einen Indianer nackt und unbeweglich liegen. Die beiden Männer traten näher. Der Indianer lag auf dem Gesichte. Der ganze Körper war mit geronnenem Blute bedeckt und die Kopfhaut abgezogen. Schwere Fußtritte im Boden, eine zerbrochene Flinte, die Hälfte einer indianischen Streitaxt zeigten, daß ein furchtbarer Kampf ftattgefunden haben müsse. Roland drehte den Leichnam um und bemerkte auf der Brust zwei tiefe Schnitte in Gestalt eines Kreuzes. „Das ist das Werk des Waldteufels!" rief Dodge, und Roland erinnerte sich an Das, was er im Fort über diese wunderbare Erscheinung gehört hatte. Talia bekreuzte sich, als sie den Namen aussprechen hörte. Roland würde unter andern Umständen dem Indianer gewiß ein Grab gegraben haben; jetzt aber, wo es der eignen Sicherheit galt, durste er nicht eine Minute verlieren. Die Gesellschaft schlug einen von Dodge vorgezcichneten Weg ein, der sie eher aus dem Walde führen sollte; auf der offnen Prairie Wiese von ungeheuerer Ausvchnung) greifen die Indianer so leicht nicht an. Schon drohte cs völlig Nacht zu werden, als man eine Gestalt be merkte, die mit schnellen Schritten den Weg der Reisenden kreuzte. Die Augen hielt die Gestalt fest auf den Boden geheftet, als ob sie eine Spur verfolge. Roland rief ihr ein kräftiges Halt zu; die Gestalt richtete sich auf und man erkannte den alten Nathan in Begleitung seines kleinen schwar zen Hundes. Roland mußte unwillkürlich lachen, er hatte den Waldteufel in eigner Person zu sehen erwartet und fand den alten Quäker. Dieser aber war nicht in fröhlicher Stimmung. „Freund", sagte er, „denkst Du mit Deiner Dame auf dem Ball-