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154 Wilkes Booth, suchten 1600 Mann Kavallerie und 560 geheime Polizisten acht Tage lang, bis fie mit Hilfe der Schwarzen seinen Schlupfwinkel fanden. Die weißen Bewohner der Umgegend wollten durch aus Niemand gesehen haben; als man aber den Schwarzen die Photographie de» Mörders zeigte, wiesen sie nach einer alten Scheune. Der Eigen- thümcr derselben, welcher nahe bei ihr sein Pacht haus hatte, leugnete, die zwei Männer gesehen zu haben; sein Sohn aber sagte aus, daß die Ge- inchten in der Scheune seien. Oberst Baker ließ dieselbe sofort umzingeln; eS war unterdeß 26. April 2 Uhr morgens geworden. Der Oberst klopfte dann an das Thor und Booth fragte von innen: „Wer seid ihr, freund oder Feind? Seid ihr Con- föderirte? Ich habe fünf Leute hier bei mir, und Wir können uns unserer Haut wehren/' Oberst Baker antwortete ihm: „Ich habe so Mann hier; ihr seid umzingelt und thäiet am besten herauszu« kommen und euch zu ergeben." Booth erwiederte darauf: „Ich werde mich nie und nimmer ergeben. Ich will nicht lebendig in euere Hände fallen." Da die Instructionen dahin lauteten, daß alles auf- zubieten sei, Booth lebendig gefangen zu nehmen, hielt Oberst Baker mit seinen zwei Lieutenants eine Konsultation. Inzwischen hörte man, wie in der Scheune Booth seinen Gefährten Harrold verfluchte und eine feige Memme schalt, die sich erbärmlich ergeben wolle. Eine Stunde und mehr wurde darauf in Hin- und Hcrreden zwischen dem Obersten und Booch verloren, und da Booth hartnäckig blieb, jeden zu erschießen drohend, der sich ibm nahe, ließen die Offiziere einige Bündel Reißig an der Scheune in Braud stecken, um ihn so aus seinem Beisteck hervorzuzwingen. Booth suchte im Innern der Scheune die Flamme zu löschen; doch ohne Erfolg. Sein Genosse Harrold hatte sich bereits den Händen der Beisolger überliefert. In der Mitte der Scheune stehend, weigerte Booth sich noch standhaft, herauS- zutreten; da richtete der Sergeant Corbett seine Büchse auf ihn durch eine Oeffnung in dem Thor und schoß ihn nieder. Oberst Baker, nicht bemer kend, aus welcher Richtung der Schuß kam, rief aus: „Er hat sich erschossen!" eilte in die Scheune und fand Booth noch aufrecht stehend, einen Kar«' biner in der Hand. Bakerumschloß ihn mit den Armen, und die übrigen folgten in die Scheune, Corbett ausrusend: „Ich habe rhn erschossen!" Wasser ward herbeigeholt und die Wunde gebadet; die Kugel war durch Hals und Rückgrat gegangen. In drei Stunden war er todt. Sein Leichnam wurde nach Washington gebracht und dort verscharrt. — Nach Auslage der Gefangenen soll der Präsident der Südstaaten, Jefferson Davis, Mitschuldiger am Morde sein und cS ist deshalb ein Preis von 100,000 Dollars auf seinen Kopf gesetzt worden. Der neue Präsident, Johnson, verkündigt strenge Bestrafung der Anführer des Ausstandes. — — Unterm 12. Mai schreiben die „Chemnitzer Nachr.": „ES giebt doch aus der Welt rechte Glücks pilze. Vor drei Jahren gewann ein Gutsbesitzer in Z. bei Döbeln in der Lotterie ein Achtel von 50,000 Thlrn., vergangenes Jahr abermals ein Ach tel von 80,000 Thlrn. und dieses Jahr war daS nämliche Schooßkind der Fortuna wieder mit einem halben Loose bei den auf 9464 gefallenen 150,000 Thlrn. betheiligt. Der Mann hat sich übrigen» generös gezeigt. Der Kollekteur hat, wie wir hö ren, 2000 Thlr., jede seiner Töchter 300 Thlr., der Bote, der ihm die Liste gebracht hat, 50 Thlr. er halten. Im Gasthofe wurden dann gestern Abend lebende Illustrationen zu dem Liede „Ei, ist doch das Leben schön!" geliefert, wovon die dazu bestellte Döbeln'sche Musik erst heute Morgen 6 Uhr zurück kehrte." — Der Freiberger Zeitung wird berichtet: Am 8. Mai Nachts 2 Uhr erwachte der Guts besitzer Adolph Schönberg in Noßlitz bei Nossen, als bereits die Nebengebäude seines Gutes in Hel len Flammen standen, die mit solcher Schnellig keit um sich griffen, daß er selbst, seine Frau und seine sieben Kinder, von denen noch mehrere an den Masern darniederlagen, nur das nackte Leben davon brachten. Obgleich der Mann zunächst in die Stalle sprang, um das Bieh loszubinden, so gelang ihm dies doch nur insoweit, als er 2 Kühe herausbringen konnte. S Kühe, 6 Kalben, 1 Kalb, 8 Schweine, 2 schöne Pferde, so wie alle Betten und alles Inventar wurde ein Raub des verhee renden Elements. Der Besitzer, nur mit einem Hemd bekleidet, wurde von seinen hilfreichen Nach barn mit den nöthigsten Kleidern ausgcstattet, ebenso die Scinigen. Schönberg war 6 Jahre lang in der Leipziger Mobiliar-Brandversicherung gewesen, allein nach Verlauf dieser Zeit wurde er, der alten Gebäude wegen, ausgewiesen. Aus der Landes-Brandcasse erhält er nur 2000 Thlr., und da er noch mit Schulden für das nicderge- brannte Gut zu kämpfen hatte, sieht der wackere Mann einer sehr traurigen Zukunft entgegen. Trauernd steht die Familie an den Trümmern ihres Glücks und nur das lebendige Gottvertrauen und der Hinblick auf den Edelsinn thätiger Menschen liebe kann sie aufrecht erhalten. Sein Nachbar, Gottlob Walther, ein Wirthschaftsbesitzer, konnte ebenfalls nur sehr wenig retten. ^Rit sei nem Wohnhaus verbrannte auch ein Schwein. Bor 8 Jahren hatte er bereits seine Scheune durch Feuer verloren und diesmal fing auch die neuer baute Scheune bereits an zu brennen, wurde je doch noch gerettet. Wenn beide Besitzer das Lob thätiger und braver Leute gemein haben und der Unterstützung eben so würdig, als im höchsten Grade bedürftig sind; so wenden wir uns mit Unwillen ab von einem Manne, dessen Haus we nige Tage vorher niedergebrannt; cs ist dies der Uhrmacher und Maurer Müller im nahen Kirch dorfe Raußlitz. Einige Tage vor dem Brande hatte er eine Holzfeime weiter von seinem Haust entfernt und neu aufgesetzt. Dieses und mehrere andere Umstände erregten Verdacht. Einige Leute untersuchten mit einem eisernen Stabe das Holz und stießen auf einige Kisten. Spater fand man, daß dieselben Uhren, Geräthschaftcn, Fleisch rc, ent-