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Amts- W Statt für die Königliche Amishaupimannschast Meißen, für das sowie für das Königliche Freitag Len 20. September L9I8 ! 77. Jahrg. Der amtliche Teil befindet sich auf der 4. Seite Wochenblatt für Wilsdruff und Llmgegend. Erscheint seit dem Lahre 4844, — Da« »MIlsdniftkr Tageblatt' erscheint täglich, mit Aufnahme der Sonn- und Festtage, abend« ü ilhr für den folgenden Tag. / Bezugspreis bei Selbstabholung von der Druckerei wöchentlich 20 pfg., monatlich rv Pfg., vierteljährlich 2,1 v M!.,' durch unsere Austräger zugetragen monatlich So Pfg., vierteljährlich 2,40 MH; bei den deutschen Postanstalten vierteljährlich 2,40 Ml. ohne Zustellungsgebühr. 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Königliche Amtsgericht und den Eta-trat zu Wilsdruff Io.-firentamt zu Tharandt. Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6. Nr. 22«. WWser «lWei M smzWer IiirWrillhsversch M El. LilM. Abgelehnt. Ein kurzes Schwanken scheint es im Lager unserer Feinde gegeben zu haben, ob man der neuesten Friedens note deS Grafen Burian ein mehr diplomatisches oder ein mehr undiplomatisches Ende bereiten sollte; in jenem Fall ergab sich die Möglichkeit, die offensichtlichen Unstimmig keiten zwischen Wien und Berlin in diesem fragwürdigen Punkte zu vertiefen, in diesem die Gewißheit einer schweren diplomatischen Niederlage der österreichisch-ungarischen Regierung. Herr Wilson entschied sich rasch dafür, den sicheren Erfolg zu nehmen. Er, der oberste Gebieter der Weltdemokratie, ist ja an keine der Verfassung oder gar dem Volke verantwortliche Regierung gebunden, geschweige denn an die Zustimmung der Volksvertretung, ihres Hauptausschusses oder irgend welcher Parteiführer. Er befiehlt und Herr Lansing hat zu gehorchen; damit ist der kleine Zwischenfall erledigt, und der Krieg kann weitergeben. Wer dort was von Autokratismus oder Despotismus reden wollte, der ist eben in europäischer Rückständigkeit befangen. Seitdem die russische Knute zerbrochen ist, sorgt eben Herr Wilson für ihren Ersatz, und solange die Amerikaner sich seine Tyrannei gefallen lassen,' braucht er sich gar keinen Zwang weiter aufzuerlegen. Also Herr Lansing ist beauftragt worden, die Ansicht des Präsidenten dahin kundzutun, daß es auf die öster reichische Note nur eine Antwort geben könne — sie un beantwortet zu lassen. Darauf kommt die Washingtoner Mitteilung im Grunde hinaus. Wilson habe seine Meinung über Krieg und Frieden längst öffentlich bekanntgegeben, da sei weiteres Notenschreiben ebenso überflüssig wie irgendeine unverbindliche, vertrauliche Konferenz, mit der Graf Burian die Völker lediglich irreführen wolle. Nichts von Verhandlungen, nichts von Verträgen: Unterwerfung, volle und unbedingte Unterwerfung unter den Schiedsspruch ihrer Feinde ist es, was Herr Wilson von den Mittelmächten fordert, und so lange sie sich dazu nicht verstehen wollen, hat er für ihre soge nannte Friedenssehnsucht nicht das mindeste Interesse. Das ist wenigstens deutlich, und man, kann dem Präsi denten für die Rücksichtslosigkeit seiner Sprache nur auf richtig dankbar sein. Sie wird — oder sie sollte doch dis unverbesserlichen Jllusionspolitiker in Wien und anderswo endlich davon überzeugen, daß auch die schönsten Reden von Menschlichkeit und Gesittung, von europäischer Kultur und allgemeinem Völkerleid reinweg in den Wind ge sprochen sind, gerade gut genug dazu, den ewig Hoffnungs freudigen für ein paar Tage Stoff zum Ausspinnen neuer Träumereien zu liefern und allenfalls noch, nach der unausbleiblichen Enttäuschung, der Unzufriedenheit im Lande über die lange Dauer des Krieges immer noch frische Nahrung zuzuführen. Da wissen die Regierungen der angeblich so demokratischen Westmächte sich anders zu helfen: wo Friedenssehnsucht sich bei ihnen regen will, wird sie mit ein paar kräftigen Keulenschlägen zu Boden geschmettert, und jedermann weiß dann besser noch als vorher, daß er auszuhalten hat im Kriege, bis das Ziel erreicht ist. Nicht auf den einzelnen kommt es jetzt an, auf sein Behagen oder selbst auf seine Zukunft; der Staat ist es, das Volksganze, das sich durchsetzen muß, wenn nicht auch jedes seiner Glieder zu Grunde gehen soll. Das ist die Gesinnung, die unsere Feinde jetzt ausschließlich in ihrer Mitte dulden, und damit befinden sie sich zweifellos auf dem allein richtigen Wege. Graf Burian ist rasch um eine Hoffnung ärmer ge worden; alles Lob der eigenen Presse wird ihn darüber Nicht hinwegtäuschen können. Noch weniger die süß-saure Einkleidung, die der britische Minister des Auswärtigen für seine Ablehnung der österreichischen Note gewählt hat. Er möchte am liebsten die Vorteile Wilsonscher Rücksichts losigkeit mit den Nützlichkeiten festländischer Diplomatie verbinden und sucht deshalb Deutschland mehr in den Vordergrund zu schieben, als das „Karnickel", das — selbstverständlich — nicht nur am Kriege, sondern auch an seiner Verlängerung schuld ist, das von Belgiens Entschädigung eben so wenig etwas wissen will wie von Wiederherstellung Serbiens und Rumäniens, das jetzt noch von Rußland sechs Milliarden erpreßt und dabei gar noch seine Kolonien zurückhaben will, und alles das ohne es für nötig zu halten, auch nur ein Wort über Elsaß-Lothringen zu sagen. Es hat zuletzt noch Herrn v. Payer vorgeschickt, den Liebling der deutschen Demokratie und des Reichstages, aber ehe nicht auch dieser Vizekanzler vollständig umgelernt hat und mit chm Kaiser und Oberste Heeresleitung, Regierung und Reichstag zusammenge- nommen, ehe wird keine verbindliche oder unverbindliche Konferenz der Erde zur Beendigung des Völkermordens nach Herrn Balfours Meinung auch nur das mindeste bei tragen können. Auch er beklagt, nicht minder wortreich als Graf Burian, den drohenden Zusammenbruch der europäischen Kultur — der übrigens für Herrn Wilson aus ungemein naheliegenden Gründen, gar nichts Schreck- Haftes hat — aber erst müssen die britischen Kriegsziele erreicht sein, nachher wird sich über Kultur und Mensch lichkeit vielleicht wieder ernsthaft reden lassen. Nun weiß Graf Burian, woran er mit dem Angel- fachsentum ist, falls er es bisher wirklich noch nicht ge wußt haben sollte. Welche Konsequenzen er aus der Ab lehnung seines Vorschlages zu ziehen gedenkt, ist seine Sache. Das deutsche Volk hat aber aus den Erlebnissen dieser letzten Tage auch mancherlei Nutzanwendungen zu ziehen. Es wäre gut, wenn der Hauptausschuß des Reichs tages, da er nun schon in der nächsten Woche wieder zu- fammentreten soll, ihm hier als wahrhaft patriotisch § denkender und empfindender Wegweiser oorangehen wollte. Wilsons Antwort. Keine wetteren Verhandlungen. Der Staatssekretär des Äußeren der Vereinigten Staaten, Lansing, ist vom Präsidenten Wilson ermächtigt worden, folgende Erklärung abzugeben: „Von dem Prä sidenten bin ich ermächtigt, bekannt zu geben, daß folgen des die Antwort unserer Regierung auf die österreichisch ungarische Note sein wird, die eine nichtoffizielle Konferenz der Kriegführenden oorschlägt: Die Regierung der Ver einigten Staaten ist der Ansicht, daß es nur eine Ant wort gibt, die sie auf die Anregung der kaiserlichen öster reichisch-ungarischen Regierung geben kann. Sie hat wiederholentlich mit voller Aufrichtigkeit die Bedingungen bekanntgegeben, auf die hin die Vereinigten Staaten einen Frieden in Betracht ziehen werden, und kann und wird keinen Konferenzvorfchlag über einen Gegenstand in Erörterung ziehen, hinsichtlich dessen sie ihre Stellung und ihre Absicht bereits klargestellt hat." Keine Kolonien — Abtretung Elsah-Lothringens. Aus der langen Rede, die Balfour gewissermaßen als Antwort auf den Vorschlag des Grafen Burian ge halten hat, sind insbesondere die Stellen interessant, die sich auf die deutschen Kolonien und auf Elsaß-Lothringen be ziehen. Da heißt es u. a.: „Deutschland wünscht offenbar seine Kolonien zurückzuer balten. Ich will die Frage nicht erörtern. Ich will nur deutlich erklären, daß dies einer der Punkte ist, die für uns erledigt sind. Wie kann man nur hoffen, dies durch Besprechungen zu klären? Deutschland hat in der vergangenen Woche durch seinen Vizekanzler wissen lassen, daß es die Grenzen des Deutschen Reiches nicht verändern lassen wird und unter keinen Umständen deutsches Gebiet, Elsaß-Lothringen ein- gerechnet, preisgeben würde. Wie könnten auch in diesem Falle Besprechungen die Sache weiterbringen? Und dann die Ansprüche Deutschlands auf den Osten. Wie v. Payer sagte, muß das Schicksal von Polen, der russischen Randsiaaten. und das Abkommen von Bukarest, wodurch Rumänien zu einem Vasallenstaat gemacht wurde, unverändert bleiben, und muß Deutschland selbst das Mab für die Sklaverei seiner östlichen Nachbarn festsetzen. Das ist klar und deutlich, und kein Reden darüber kann diese Tatsache aus der Welt schaffen." Herr Balfour denkt sich also, wie man steht, das Verhandeln mit den Mittelmächten so, daß diese zunächst einmal alle grundsätzlichen Friedensbedingungen der West» Mächte anzunehmen hätten. Anders kann er sich eine Verständigung gar nicht vorstellen, und das, obwohl Nicht etwa englische Truppen vor Berlin, sondern deutsche Truppen auf französischem Boden stehen. Wer die Selbst- entwürdigung, die er uns zumutet, ist natürlich nicht ein Wort weiter zu verlieren. Die bevorstehende Antwort der Alliierten. Eine halbamtliche Londoner Meldung besagt, die Ant? wort der Alliierten sei innerhalb weniger Tage zu er warten. Wahrscheinlich würden die Alliierten vorder von Len Mittelmächten verlangen, daß sie sich mit gewissen Punkten, wie mit einer Entschädigung an Belgien und Serbien, einverstanden erklären. Berkiv und BurlanS Note. Im feindlichen Auslande wird die Note des Grafe. Burian als deutsche Arbeit bezeichnet und die Sache so dargestellt, als sei ihr Ursprung in Berlin zu suchen. Ein englisches Blatt behauptet wiederum, die österreichische Anregung sei in erster Linie auf Betreiben der Türkei erfolgt. Solchen irrtümlichen Auffassungen gegenüber mag aufs neue darauf hingewiesen werden, daß der öster reichisch-ungarische Minister des Auswärtigen — wie schon aus den einleitenden Worten seiner Note hervorgeht — sie als sein eigenes Geistesprodukt angesehen zu wissen wünscht und daß somit keinerlei Grund oorliegt, die Autorschaft des Grafen Burian in Zweifel zu ziehen. Danach muß auch die Meldung eines Wiener Blattes von einer Mit arbeit der deutschen Regierung beim Zustandekommen der Note als unzutreffend bezeichnet werden. Auch von einer solchen kann nicht gut die Rede sein, wie denn überhaupt der Schritt der Donaumonarchie ein völlig selbständiger gewesen ist. von dem die deutsche Regierung lediglich in Kenntnis gesetzt wurde. In diesem Zusammenhang ist eS auch von Interesse zu erfahren, daß die Berliner amtlichen Stellen erst am Mittag in den Besitz des amtlichen Schriftstückes der Wiener Regierung gelangt sind, also zur gleichen Zeit wie die feindliche» und neutralen Länder. Deutsch-schweizerisches Ourchfuhrabtommem Bern, 18. September. Zwischen den Delegierten der schweizerischen und deutschen Regierung haben seit einigen Wochen Unterhand lungen betr. die Durchfuhr durch Deutschland stattgefun'oen, welche jetzt zum Abschluß gelangt sind. Das Resultat wird den beiderseitigen Regierungen unterbreitet. In erster Linie wird die Ausfuhr der schweizerischen Waren nach den Niederlanden, Dänemark, Nor wegen und Schweden geregelt. Neben einer Reihe von Einzelabkommen über die Durchfuhr von Baumwollwaren, Seidenwaren, Uhren wurde der allgemeine Grundsatz aus gestellt, daß die Durchfuhr mindestens im Rahmen der Friedensdurchfuhr von 1911/1913 gestattet wird und bei > Ausdehnung der Durchfuhr über diesen Betrag Deutsch- l land der Schweiz möglichstes Entgegenkommen zusichert. Im weiteren handelt das Abkommen von der Durch» i fuhr von Waren aus den Niederlanden und Skandinavien - nach der Schweiz, für welche gleiche Grundsätze zur ' Anwendung kommen sollen. Für die Durchfuhr nach und aus Rumänien und den Gebieten des ehemaligen Rußland bleibt die Entscheidung von Fall zu pmll oor- » behalten. Der gröfite Luftangriff aus Paris. Der deutsche Fliegerangriff auf Paris in der Nacht zum Montag scheint an Heftigkeit alle vorhergehenden An griffe übertroffen zu haben. Eine offizielle Haoasnote muß eingestehen, daß bedeutendere Schäden als je zuvor an- gerichtet worden sind. Der Angriff erfolgte in mehreren Staffeln, die sich innerhalb 15 Minuten ablösten. Dadurch war es möglich, den Angriff auf die Zeit von 1 Uhr 30 Minuten bis 3 Uhr morgens auszudehnen. Coonbat, der Unterchef der Senatsquästür, wurde während des Fliegerangriffs getötet. Französische Scherze. Die französisch- Regierung hat eine be sonder- Verwüstung für Elsaß-Loidringen ^--gerichtet und den ehemaligen Botschafter in Berlin Jules Cambon zum Unterstoats» sckretär „der zu erobernden Provinzen' er nannt. Offenbar ut's längst veraltet Und politisch stach und platt. Daß man solches nur verwaltete WaS man ziemlich sicher hat. Kann man auch nicht viel erringen Und sind große Taten rar Snadet nichts! Vor allen Dingen Wählt man einen Kommissar. Erstens ist's ein hübscher Posten. Zweitens wirkt es kolossal. Und man bat es ja — die Kosten Sind in solchem Fall egal. AUo haben die Franzosen Für ein gutes deutsches Land Mst den längst bekannten Posen Einen Gouverneur ernannt. Seht, wie sich der Gockel plustert. Weil ihn dieser Hafer stach. Wie er stolz die Völker mustert: „Etsch! Wer macht mir dieses nach?!" Sachte, sachte, liebes Viehchenl Zwar du hast dich schön gebläht Doch du hast dein Kikrikichen Wieder mal zo srüh gekräht. Nächstens, ihr Ententegeschwister, Die ihr 'S Prahlen seid gewohnh, Proklamiert ihr 'nen Minister Gar vielleicht noch für den Mond! Meine kriegspost. Berlin, 18. Sept, zugegangen, wonach Konditoreien auch nach werden soll. Dem Reichstag« ist einGesttzentw^ die Nachtarbeit in Backereien uno dem Kriege nicht wieder ausgenommen