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Wochenblatt für Wilsdruff, Tharaud, Nossen, Siebenlehn und die Umgegenden. Amtsblatt für das Königl. Verichtsamt Wilsdruff und den Stadtrath daselbst, «freitag» den 7. Lprit l865. Verantwortlicher Redacteur und Verleger: A. Lorenz. Bon dieser Zeitschrift erscheint alle Freit-ge eine Nummer. Der Pret» für den Bierteljahrgang beträgt 1V Ngr. und ist jedesmal vorauszubezahlen. Sämmtliche König!. Postämter nehmen Bestellungen darauf an. Anzeigen, welche im nächsten Stück erscheinen sollen, werden in Wilsdruff sowohl (in der Redaction), al» auch in der Druckerei d. Bl. in Meißen bi» längsten» Donnerstag Vormittag« 8 Uhr erbeten, Inserate nur gegen sofortige Bezahlung besorgt, etwaige Beiträge, welche der Tendenz de» Blatte» entsprechen, mit großem Danke angenommen, nach Befinden honortrt. M Redaktion Des Charsreitags wegen erscheint die nächste Nummer d. Bl. schon Donnerstag, den 13. April. Anzeigen für dieselbe werden bis spätestens Mittwoch früh 8 Uhr erbeten. Die Ne-action. Umschau. E» war vorauszusehen, daß der furchtbare Schnee zahlreiche Unglücksfälle nach sich ziehen würde. Besonders ist das Erzgebirge schwer ge troffen worden, und werben wir wohl noch so manche- Schreckliche vernehmen. Von Annaberg ging die Post mit 9 Pferde» ab und mußte doch noch mehrmals ausgeschaufelt werden. In Eiben stock kam die Post 23 Stunden später an und der Postillon mußte vom Bocke getragen werden. — Das Wild ist stark mitgenommen worden, Hasen, Rehe und Rebhühner findet man in Menge todt. Besonders dadurch, daß die Quellen zuschneiten, scheinen die armen Thiere gelitten zu haben. Die k. KrelSdlretion tn Dresden weist in Hinblick aus die beim jetzt eingetretencn Thauwetter zu erwartende Hochfluth der Elbe wiederholt auf die Sicherheitsvorrichtungen hin und warnt die an grenzenden LandcStheile vor der nahenden Gefahr. Preußen zieht heftig gegen den Antrag Sach sen», BaiernS und Hessen» am Bundestage, daß Schleswig-Holstein dem Herzoge übergeben werden solle, zu Felde und gebraucht dabei den Ausdruck, der Bundestag möge sich vor Uederstürzung hüten. Bisher hat man vom Bundestage immer das Gegentheil von Uederstürzung gesehen und auch in vorliegendem Falle wird wohl Preußen mit seiner Meinung allein stehen, denn die Angelegenheit schwebt bereits Jahre. Unlerdeß hat der Kriegs- Minister von Roon in der Kammer 19 Millionen Thaler Credit zu Schiffs- und Hafenbauten ver langt und dabei die merkwürdige Erklärung abge geben, die preußische Regierung habe sich entschlossen, Kiel zu behalten. Gerade in dieser Stadt ist man am wenigsten preußen-freundlich gesinnt, und ein Vorfall am 30. März wird die Stimmung nicht sehr verbessern. In der neuen Dänischen Straße steht vor der Wohnung deS RegimentS- commandeurs, Oberstlieutenants v. Michaeli-, ein preußischer Wachtposten; gestern Abend etwa» nach 7 Uhr insultirte, nach Angabe der Schildwacht, ein dem Anschein nach dem Handwerkerstände an gehörender Vorübergehender mit Worten den Posten und lief, al» derselbe ihn arretiren wollte, vor demselben ausspeiend davon. Nachdem der Livilist circa 50 Schritt entfernt war, sandte die Schild wache ihm einen scharfen Schuß nach. Während die Schildwachen bis vor circa drei bi- vier Tagen mit Regendeckel und Vistrklappen auf Posten stan den, soll es in Veranlassung unziemlicher Schimpfe, reien und thätlichen Insulten, die gegen die Posten geübt werden, angeordnet sein, daß dieselben mit schußfertigem Gewehr aufziehen. Alle besonnene Bür ger werben jede, auch die mindeste Verunglimpfung der Wachtposten für im höchsten Grade strafwürdig erklären; aber andererseits betrachtet mau die öffent liche Sicherheit für allgemein gefährdet, wenn die Wachtposten, ohne thätlich angegriffen zu sein, und vollends aus Flüchtende in die belebten Straße» hinein scharf schießen." Wie in Berlin, so stehen sich auch in Wien