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Woch enblatt für Wilsdruff, Tharaud, Nossen, Siebenlehn und die Umgegenden. Amtsblatt für das Königl. Verichtsamt Wilsdruff und den Stadtrath daselbst. «freitag, den 24. März l865. I2. Verantwortlicher Redacteur und Verleger: A. Lorenz. Bon dieser Zeitschrift erscheint alle Freitage «ine Nummer. Der Preil für den Bterteljabrgang beträgt 10 Ngr. und ist jedeSmal vorauszubezahlen. Sämmltlche Könial. Postämter nehmen Bestellungen darauf an. Anzeigen, welche im nächsten Stück erscheinen sollen, werden in Wilsdruff sowohl <in der Redaction), al» auch in der Druckerei d. Bl. in Meißen bis längsten» Donnerstag Lormtttag« 8 Uhr erberen, Australe nur gegen sofortige Bezahlung besorgt, eiwatge Beiträge, welche der Tendenz de« Blatte» entsprechen, mir großem Dank« angenommen, nach Befinden honortrt. Umschau. Schleswig-Holstein ist noch in der alten Lage und wird es voraussichtlich noch längere Zeil blei^ den. Oesterreich hat zwar die Forderungen Preu ßens an die Herzogtümer abgelehnt, wird aber schließlich doch nachgeben müssen, da Bismarck er klärt hat, eö bliebe sonst beim Alten. Die öster reichischen Kriegskosten sind im Budget schon in Anschlag gebracht, natürlich zahlt Preußen früher keinen Heller, bis man in Wien nach der Berliner Pfeife tanzt. Am Bunde sch-inl in nächster Zeit etwas mehr Leben werden zu wollen, da die Ge sandten hin und her reisen und von ihren Holen Weisungen einbolen. — Früher erhielten die Inva liden Erlaubniß, mit der Drehorgel betteln zu geben, jetzt veranstalten sie einen Ball. Die Doctmunver Zeitung entbält folgendes Inserat: „Im Kriege in Schleswig - Holstein habe ich bei der Arbeit in der 3. Parallele vor Düppel durch einen Granatsplitter den rechten Arm verloren und bin dadurch arbeils- unfähig geworden. Auf Anrathen guter Menschen werde ich nun am Sonntag, den 29. Januar e., bei Herrn Gastwirth Voerste hier einen Ball ver anstalten, wozu ich hiermit freundlichst einlade. Entree nach Belieben. Marten, den 22. Januar .1865. — F. W. Heisterkamp." — Ein trauriges Zeichen für Preußen, das seine verstümmelten Krie ger auf die Barmherzigkeit der Menschen anweist (in Frankreich könnte das nie vorkommen); ein trauriges Zeichen auch für das Publicum, das seine milde Hand erst dann aufthut', wenn es süßen Weines voll und von den Klängen der Musik be rauscht ist, — In Berlin hat das Abgeordnetenhaus fort während über den Generalbericht der Budgetcom mission verhandelt. Dabei machte der Finanzmi« mst-r zwar das Zugeständniß, daß das Herrenhaus das Buvget, wie es ihm vom Abgeordnetenhaus« zukomme, zwar verwerfen, aber nicht abändern könne. Im Uebrigen aber rief die Rechtstheone, die er entwickelte, den lebhaftesten Widerspruch hervor. Er behauptete nämlich, selbst wenn beide Häuser das Budget angenommen, habe doch die Regie rung das Recht, eS zu verwerfen; und wenn nach Anwendung dieses Rechtes das Zustandekom men des Budgets gescheitert sei, dürfe gleichwohl die Regierung die Maschine nicht still steh.n lassen, mit anderen Worten, sie dürfe alsdann alle Aus gaben machen, die sie nöthig finde, waS natürlich darauf hinauskommt, daß sie überhaupt alle Aus gaben machen dürfe, die sie machen wolle, sei eS mit dem Willen des Landtags, sei es gegen den selben. Der Abgeordnete Wagener» daS Haupt der Kreuzzeitungsparlei, äußerte, nach seiner Gewohn heit drohend und prahlend, nächstens werde hoffent lich der König ein Budget in der Gesetzsamm lung octroyiren. Seine Gegner riefen: „Eid bruch!" „zur Ordnung!" und der Präsident er klärte, er rufe den Abgeordneten nur deshalb nicht zur Ordnung, weil dessen Aeußerung zu unver nünftig sei. Es liegt aber auf der Hand, daß der praktische Unterschied zwischen der Auffassung Wageners und derjenigen des Ministeriums nur von geringer Erheblichkeit ist. — Einen besonder- traurigen Fall von Kohlen« dunstvergiftung berichtet ma» der „Schl. Z." au« Mittelsteioe bei Neurode. Der dortige fleißige Weber Hoffmann hatte in der Nacht vom 8. zum S. d. Mi«, bi- gegen 12 Uhr gewebt und kurz vor dem Schlafengehen noch einige Kohlen in den Ofen geworfen. Da er sich vorgenommen hatte,