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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 29.06.1910
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1910-06-29
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19100629021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1910062902
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1910062902
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1910
-
Monat
1910-06
- Tag 1910-06-29
-
Monat
1910-06
-
Jahr
1910
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Bezugs-Preis fk» an» Üororr, durch lrtarr »n» Spediieur« -mal »«glich tn« Hau« gedrachl - Sv o, mouatl., L.7V^U oierrelithr! ve> unter» Filiale» u. Lu» «chmelleüen adaedolt 7S 0^ mouatl^ L.LS aierNllLhrl. Lurch dl« «oll: nmardald L«uNL.ano» und »er deu»scheu Keloaie» uierrelitdrl itS» monaN. I0i« iu»tch» voUdeftellgeld. Geraer i» Belgien, länemar» den Donauslaare», Jkulien. r'u^emdurg, Niederlande. Her wegen ve,»erreich Ungarn, ttudland, Schweben, Schweu » Spanten I, alles übrigen Staaten »u» direkt »urch di» Gelchdtrdliell« Bla»«« «rdtlllich La« neipitigei tagedlan -richrin- llola» täglich So»»- » Fei-rrag» nur morgend» Ldonne »»,-Lnnaau.- Luguttudplatz 8, de» unteren träger» Filiale» dvedileuren und Lnuadmellellr» >ow>» Loitümler» und BnetrrLger» *»n,,I»»rk«»l«vr»»» »er vtorgen- »udgLd» I» »er iUdendaulgab» I «edaMon an» <Netchaft«ftelle> .1»danni«gal>e kl. Sarmvrecher, tdtiL »«Svd. Abend-Ausgabe. KMgerTagtNM Handelszeitung. Amtsblatt Ses Rates und Ses Nolizeiamtcs Ser LtaSt Leipzig. Anzeigen-Preis iitr Inserate au« lleiv»t, und Umgebung dt« Sgelvaltene iv rum breit» Perirgeil, 25 ch, dt» 7« wo» dreu« Stella mezcil« l bau a»«wän« St) ch, Sieklamen I.L) Inserate »an BebSrben '» amtlichen Leü di« 7« wo» brrtt« Vetttjeil« 4v ch. »eschttft«an,eigen mir V atzvorschrifte» und tu der Ldeadauigab« tm Preise erdicht. Madali auch Laris. BeUagegebübr ü nk p. Lausend exll. Postgebühr. Iesterteilte «ustrtae kSnnen nicht »urüL- aezogea werden, gär da« lLrscheinen an beitimmlen Tagen und Mützen wird kern« Garantie übernommen. Lngrigen-Annahme: Nugustulplatz 8; bei sämtlichen Filialen u. allen «nnoncen- sttpebitianen oe« In- und Audlauded. Haupt-Filiale «erll», Sarl Dund er. Herzog!. Bahr. Hosbnch» handtung, Lützowftiatze Illi tLelepüan Vl, Hr. 4<xXi). Hauvl-Siliale Lreddenr keeftratze d, 1 (Lelephoa 4621). Nr. 177. Mittwoch, Seit 2S. Juni lSlv. 104. Isttirgsug. PMtilche Nachrichten. Zum Fall Langhammer. Zm Anzeigenteil der „Chemn. Neuesten Nachr." veröffentlicht Landtagsabgeordneter Langham mer eine lange Erklärung, die sich gegen die Begründung des Votums der Kommission des Chemnitzer nationalliberalen Vereins über die Tiag-Angelegenheit richtet. Zum Streit im Baugewerbe. Zn Königsberg weigerten sich bei den Tarifverhandlungen für das Baugewerbe in Ost preußen die Unternehmer von Allenstein, Rastenburg, Hartenstein, Heilsberg, Braunsberg und Osterode, den Schiedsspruch über die Lohnhöhe anzuerkennen. Das richtige Urteil. Zu den Nachrichten von den Drohbriefen, die an den Eroßherzog von Baden gesandt wurden, teilt die „Karlsruher Ztg." mit, daß von keiner Seite den anonymen Drohbriefen irgendwelche Bedeutung beigelegt werde, sondern daß man die Briefe als durch die Friedberger Ereignisse veranlaßt und als leichtfertige bubenhafte Sensa tionsmache auffaßt. Das Polizeiamt habe die ge troffenen Vorsichtsmaßregeln bereits zurückgezogen. Don einer Erregung der Bevölkerung sei keine Rede. Bevorstehende Lermählung des Herzogs von Turin. Turin, 29. Zuni. (Telegramm.) Die „Gazette di Turins" meldet heute, daß die Vermählung des Herzogs von Turin, eines Cousins des Königs, der vorgestern von seinem Zagdaufenthalt in Afrika zurückkehrte, mit der Prinzessin Beatrice von Lonnaught nahe bevorsteht. Man hat bemerkt, daß di« erst« Depesche, die der Herzog bei seiner An kunst in Neapel aufgab, an den Herzog von Con- naught gerichtet war. Um die italienische Rechtsfakultät. Wien, 29. Zuni. (Telegramm.) Die heutige Sitzung des Budgetausschusses des Abgeord netenhauses, auf deren Tagesordnung die Be ratung der Vorlage über die italienische Rechts fakultät stand, wurde durch eine zehnstündige Rede des Slawen en Stincar ausgefüllt, der schließlich 25 Abänderungsanträge über den Standort der Fakultät einbrachte. Die Budgetberatung im österreichischen Herrenhause. Wien, 29. Zuni. (Telegramm.) Das Herren haus verhandelte heute über das Budget. Be richterstatter v. Plener sprach die Ueberzeugung aus, daß das Herrenhaus sich den zur Sanierung der Finanzlage unerläßlichen Steuern nicht widersetzen werde, wenn es auch doppelt recht habe, gegen eine maßlose Zunahme der Ausgaben Ein spruch zu erheben. Zu der verlangten Revision des Gesetzes, betreffend die Kanalbauten, erklärte Han delsminister Dr. Weißkirchner, die Regierung werde mit Rücksicht auf die widersprechenden An schauungen über den Wert der Kanalbauten die Pro jekte einer nochmaligen Prüfung unterziehen und das Ergebnis im Herbst den Parlamenten vorlegen. Gegenüber einer geäußerten Befürchtung, die persön liche Steuer könnte allein erhöht werden, erklärte Fi nanzminister v. Bilinski es für ausgeschlossen, daß eine direkte oder indirekte Steuer für sich aus dem Finanzplan herausgerissen würde. Die Regierung wünsche eine Kombination der direkten und indirekten Steuern im Interesse der Staatskasse sowohl als auch der Bevölkerung. Nach dem dann von mehreren Seiten das Nichtzustande kommen von Besprechungen zur Anbahnung des na tionalen Friedens rn Böhmen bedauert und die Hoff nung ausgedrückt worden war, daß trotzdem der Na tionalitätenstreit aufhören werde, wurde das Bud get in allen Lesungen angenommen. Der türkische Eroßwesir über die Kretafrage. Konstantinopel, 29. Zuni. (Tel.) Die Session des Parlaments wurde gestern geschlossen. In der Kammer hielt der Eroßwesir ein längeres Expose, über die äußere und innere Lage sowie über die Tätigkeit der Regierung. Er legte u. a. die von der Türkei bei den vier Kreta-Schutz mächten unternommenen Schritte dar und betonte, daß die Türkei bei den Mächten eine freund schaftliche Haltung oorgefunden habe und dafür danken müsse. Er glaube, daß der Statusquo auf Kreta vor der Wiedereinführung der Verfassung für die Türkei nachteilig und daß die Sympathien bei Griechenland waren. Seit einem Zahre hätten die Mächte ihre Haltung geändert und Maßnahmen er griffen, um die Recht« der Türkei zu wahre». Fra «k- reich habe seine Freundschaft offen gezeigt, ebenso auch England. Redner wies dann mit Nachdruck auf die gestrige Rede des italienischen Ministers des Aeußern SanEiuliano hin. Heute bestehe keine Gefahr mehr, daß die Rechte der Türkei verletzt würden, und dieser Erfolg sei der Kon stitution zu verdanken. Hierauf analysierte der Eroßwesir die letzte Note der Schutzmächte und hob hervor, daß die Mitwirkung Oesterreich-Ungarns und Deutschlands für die Türkei vorteilhaft wäre, da diese beiden Staaten der Türkei günstig gesinnt seien. Die öffentliche Meinung in der Türkei müsse sich jetzt beruhigen. Abflauen des antigriechischen Boykott». Konstantinopel, 29. Zuni. (Tel.) Infolge des energischen Einschreitens des diploma tischen Korps beginnt der antigriechische Boykott etwas abzuflauen. Auch die Blätter fangen an, auf die Bevölkerung beruhigend einzu wirken. Die Saosrie ües„Deutschlanü". Wieder liegt ein stolzes Luftschiff Zeppelins in Trümmern da. Auf Echterdingen und Biberach, zwei Unglückstagen in der neueren Geschichte der Luftschiff fahrt, im Siegeszuge Zeppelins, folgte nun die KatastrophevonWellendorfimTeuto- burger Walde, wo das imposante erste deutsche Passagierluftschisf im Zeppelintyp, das den Ehren namen „D c u t s ch l a n d" erhielt, durch ein widriges Geschick nach stürmischer Fahrt strandete und zum Wrack wurde. Wir haben in unserer Morgenausgabe bereits ausführlich über die Fahrt der „Deutschland" mit den Pressevertretern an Bord berichtet und im Laufe des Vormittags in der Stadt mehrfach durch Aushang und Extrablatt die neuesten uns zugegangenen Privattelegrammc über den Unfall bekannt gegeben, die wir hier folgen lasten: Osnabrück, 29. Zuni, 3 Uhr früh. (Priv.-Tel.) „Deutschland" liegt im Walde aufder Seite. Der Hintere Teil ist vollständig zerstört. Die Ballonetts wurden entleert, das Luftschiff wird ab montiert. Ein Monteur hat einen Beinbruch erlitten, Militär sperrt den Platz ab. Osnabrück, 29. Zuni. (Priv.-Tel.) Direktor Colsmann von der Zeppelin-Luftschiffbaugesell schaft und Oberingenieur Dürr leiten die Auf räumungsarbeiten nach der Strandung. Das Luftschiff hatte 20 Mitglieder der Presse, zwei Herren der Direktion und 10 Mann Bedienung an Bord. Es hängt in den Tannen und sieht von weitem aus wie Las Wrack von Weilburg. Die Beschädigungen sind so stark, daß man von einer Zerstörung des Luftschiffes reden kann. Die Steuerung, dre Apparate und Motoren sind zwar intakt, dagegen ist die Hülle sehr stark be schädigt. Der Andrang von Personen war noch gestern abend sehr stark. Die Mannschaft des Luft schiffes zeigte bei der Katastrophe eine muster hafte Haltung. Die Herren der Direktion der Luftschiffbaugesell schaft bleiben an Ort und Stelle. Sie erklärten, daß im kritischen Moment sämtlicher verfügbarer Ballast ausgeworsen wurde; auch das Handwerkszeug und der Anker wurden aus dem Luftschiff geworden. Der dynamoische Antrieb war jedoch nicht stark genug, um das Luftschiff zu halten. Die Passagiere wurden mit Strickleitern und Seilen ans Land gebracht. Die Demontierung des Luftschiffes ist unvermeidlich. Ein Baum drang durch den Boden der Passa - gierkajüte, ein anderer Baum in die Hülle, dadurch wurde das Luftschiff s e st g e h a l t e n. Aus Osnabrück wurde sofort Militär requiriert. Durch Fällen der Bäume versucht man, das Luftschiff frei zubringen; doch wird es erst im Laufe des Tages aus seiner Verwicklung befreit werden können, worauf es dann per Bahn nach Düsseldorf zurück transportiert wird. Graf Zeppelin war sehr betrübt. Frankfurt a. M., 29. Zuni. (Prioattelegramm.) Gestern abend 10 Uhr traf Graf Zeppelin hier ein und fuhr sofort nach seinem Hotel in der Nähe des Bahnhofes. Graf Zeppelin begibt sich bekanntlich nach Kiel, um sich der Vorexpedition nach Spitzbergen anzuschließen. Er wußte bei seiner Ankunft von dem Unglück bei Osnabrück noch nichts und erhielt erst im Hotel Kenntnis davon. Er war sehr be trübt darüber. Frankfurt a. M., 29. Zuni. (Prioattelegramm ! Graf Zeppelin gab Anweisungen, daß er für niemand mehr zu sprechen lei. Seine Gattin, die ihn be gleitete, brach in Tränen aus. Graf Zeppelin hatte die Absicht, von hier nach Kiel zu reisen, ist aber heute früh um 8 Uhr nach der Unfallstelle abgereist und wird von dort direkt nach Kiel fahren. Die Wetterlage beim Aufstieg. Aachen, 29. Juni. Zu dem Ausstieg des Luft schiffes „Deutschland" teilte das hiesige Observato rium folgende Windmestungen mit: Am Boden Süd west 19—12, in Höhe von 500 Meter Südwest 16, in Höhe von 600 Südwest 17 und in Höhe von 1990 Meter Westsüdwest 18 Sekundenmeter ('.). Die letzten Nachrichten, die uns über die Kata strophe von privater Seite aus Osnabrück zugingen, lauten wenig günstig: Osnabrück, 29. Zuni, 12 Uhr mittags. (Privat telegramm.) Das Unglück ist hauptsächlich durch den großen Benzinverbrauch entstanden, wo durch dem Luftschiff für die Fahrt große Schwierig keiten erwuchsen. Don den Pastagieren wurde nie mand verletzt. Von der Mannschaft selbst hat, wie das „Osnabrücker Tageblatt" erfährt, ein Mon teur, der aus der Gondel herausgesprungen war, das Rückgrat gebrochen und ist nach dem Jburger Krankenhaus gebracht worden. Er wird kaum mit dem Leben daoonkommen. Das Gerippe des „Deutschland" hängt noch auf den Bäumen und das Hintere Ende des Luft schiffes ist vollständig abgebrochen, genau wie bei dem Unglück des „Z. HI" bei Weilburg. Militär aus Münster und Osnabrück ist auf der Unfallstelle damit beschäftigt, den Ballon abzumontieren. Er wird ganz zusammengeschlagen und dann stückweise nach Meünchshsfen gebracht. Das Aluminium ist verbogen und die Hülle weist starke Riste auf. Die Aufräumungsarbeiten werden etwa acht Tage in Anspruch nehmen. Graf Zeppelin hat sich telegraphisch angemeldet und wird heute nachmittag in Iburg eintrefsen. Die Mo toren scheinen intakt zu sein, ebenso ist die vordere Gondel unbeschädigt, doch haben die Propeller Be schädigungen erlitten. Zm übrigen sind die Bäume, auf die das Luftschiff auffuhr, wie Strohhalme um geknickt. Das Militär muß die Bäume abhacken, um das Gerippe herunterzubekommen. Die Aufräumungs arbeiten leitet Oberingenieur Dürr, der heute morgen hier eingetroffen ist. Es fällt starker Regen. vam SulMeg vis zur Lsnüung. Eine Schilderung der Fahrt und der unfreiwilli gen Landung übermittelt der Sonderberichterstatter von Eottberg dem „Berliner Lokalanzeiger": „Als wir die Golzheimer Heide bei Düsseldorf be traten, waren wir überrascht, bei böigem Wind und trübem Himmel das Luftschiff doch außer halb der Halle zu finden. Etwa zwanzig Passa giere stiegen die Leiter empor zur Pastagiergondel. Sie gleicht im Innern einem Pullmannwagen, und genau so behaglich wie in einem solchen sitzt es sich in den bequemen Korbsesseln. Klingling! Das Ab fahrtssignal! Wir steigen langsam aufwärts, und Sitzlchlag ank See. Unter allen Meeresteilcn wird das Rote Meer von den berufsmäßigen Seefahrern und den Passa gieren nm «leisten gefürchtet. Die einzige Erleickte- runy, dre dem Menschen bei so furchtbarer Hitze, wie sie beisprelsweise die ersten Zuniwochcn gebracht haben, zu Gebote steht, liegt in der Absonderung von Feuchtigkeit aus der Haut und in deren Verdunstung, die eine gewisse Kühle über den Körper verbreitet. Deshalb empfinden wir auch jeden kleinen Lustzug, der d'ese Verdunstung befördert, als eine Erquickung. Der Grad der Verdunstung ist nun aber unabhängig non dem Feuchtigkeitsgehalt der umgebenden Lust. Zst dieser gering, so geht die Verdunstung schneller rcr sich und umgekehrt. Auf dem Roten Meere nun herrscht gleichzeitig Mlt großer Wärme eine unge wöhnlich hohe Feuchtigkeit, und die Folge davon ist, daß die Verdunstung auf der Haut außerordentlich angsanl vonstatten geht oder gar vielleicht unter bunden wird, so daß die Menschen noch jene einzige Erleichterung und Erholung in der Hitze vermissen. Daher kommen auch nirgends so viele Unglücksfcille an Hitzschlag auf Schiffen vor wie eben im Roten Meer. Ein englischer Marinestabsarzt, Oswald Ree s, hat in einem amtlichen Bericht seine Beobachtungen über dre physiologischen Verhältnisse mitgeteilt, die im Heizraum eines Kriegsschiffes während besten Aufenthaltes im Roten Meer herrschten Die Ergebnisse sind wichtig, weil sic Aufklärungen über das Zustandekommen des Hitzschlages überhaupt vermitteln. Es kam dem Arzt, der mit einem Fach genossen gemeinsam arbeitete, zunächst darauf an, die Höhe der für den Hitzschlag kritischen Temperaturen cstzustellen. Beide Äerzte brachten eine Zeitlang jeden Tag die Zeit zwischen vier und sechs Uhr nach mittags im Heiz- oder Maschinenraum des Schiffes zu. Da es sich als unausführbar erwies, an den Heizern selbst Beobachtungen anzustellen, so erperi- mentierten sie mit ihrem eigenen Körper. Infolge dessen ahmten sie die Tätigkeit der Heizer in jeder einzelnen Bewegung nach Dabei stiegen sie wie diese die Leiter aus der Vorderseite der Ke-kel aus und ab Ls war auf dem betreffenden Schiff für »inen starken Luftzug im Heizraum gesorgt, aber trotzdem herrschte eine Gluthitze. Nach den Ver suchen der beiden Aerzte erschien eine Temperatur von etwa 30 Grad Celsius, am feuchten Thermo meter gemessen, bereits als kritisch während der Arbeit. Außerdem ist der kritische Punkt Tempera- turschwaukungen unterworfen, je nach der Einrich tung der Heizräume, nach der Inanspruchnahme der Kessel und außerdem nach der Veranlagung der ein zelnen Individuen. Selbstverständlich erträgt auch der berufsmäßige Heizer noch einen etwas höheren Grad als ein an diese Arbeit nicht gewöhntsr Mann. Von den Heizern brauchte denn auch niemand eine Behandlung wegen Hitzschlages in Anspruch zu nehmen, wenn nicht die Temperatur de: feuchten Thermometerkugel über 32 Grad hinausging. Noch Anfang September wurde aber diese Temperatur im Heizraum errercht, und im Maschinenraum sogar er heblich überschritten, so daß die Aerzte dauernd Fälle von Hitzschlag befürchteten, sogar an Deck erreichte die Temperatur der feuchten Kugel etwas über 30 Grad für die Zeit von vier Uhr nachmittags dis Mitternacht, die der trockenen Kugel sogar 33. In der Tat traten 13 Fälle von Hitzschlag ein, von denen einer sogar tödlich verlief. Einer der be- t-osfmen Männer war eingeschlafen, wobei sein Kcvf der prallen Sonne ausgesetzt war. Der zweite schwere Fall betraf einen K»ch, der drille ein-» 7ir- de-.ler iin Maschinenraum, der sich außerdem mit einer zu schweren Mahlzeit beladen hatte. Die an deren Fälle geschahen nach der Ansicht der Aerzte hauptsächlich aus Angst, da unter den jungen Heizern eine wahre Hitzepanik eingctrctcn war. Dr. Rees empfiehlt zur Vermeidung von Hih- s.hlag aus Schiffen einmal sorgfältige Beobachtungen der keuchten und trockenen Thermometerkuarl im Heiz- und Maschinenraum, die Anwendung wirfiamer Ventilatoren im Maschinenraum, das Schinken der Mannschaft auf offenem Deck, Belehrung über den Nachteil einer Beladung des Magens und anderer, den Hitzschlag befördernden Gesundhritsfebler, und schließlich eine energische Behandlung des Hitzschlages durch eiskalte Bäder in Verbindung mit kälten Aus spülungen des Darmes. Wahrscheinlich dürste noment- lich durch eine Herabsetzung und sorgfältige Ausamhl der Ernährung die Vermeidung von Hitzschlägen möglich sein. Sin unbekannter Sriek non -eine. In der „Rhein. Musik- u. Theaterztg." veröffent licht Dr. Gerhard Tischer unbekannte Briefe von Wagner, Liszt, Berlioz, Robert und Clara Schumann und Heine, die sämtlich an den Komponisten Ferdi nand Hiller (1811—1885) gerichtet sind. Die Briefe Heines (denen 12 Gedichte, zwar bekannt, aber in zahlreichen Varianten und einer neuen Zu sammenstellung als Kittv-Zyklus — „närrische Worte von Heinrich Heine; noch närrischere Musik von Fer dinand Hiller" — beigegeben sind) lasten, wie der Herausgeber schreibt, sowohl den scharfen Spötter als den warmherzigen freund erkennen und sind ge eignet, ein sympathisches Bild von dem genialen Dichter zu geben. Wir geben im folgenden einen Pariser Brief Heines vom 7. Oktober 1839 wieder (Hiller hatte bis 1835 in Paris gelebt und wirkte von 1836 bis 1839 in seiner Vaterstadt Frankfurt): Liebster Hiller! Zn diesem Augenblick habe ich Ihren Brief er halten, und ich kann Ihnen nicht sagen, wie sehr diese Mitteilung (mich) betrübt hat. Noch vor gestern, Sonnaoend, unterhielt ich mich mit Mr. Seisel (?) von der vortrefflichen Frau, deren Verlust Ihrem Herzen eine so tiefe Wunde schlägt. Wunden dieser Art heilen langsam, aber sie hinterlassen schöne Narben, statt daß manche andere Kümmer nisse sehr häßliche Narben lasten, z. B. wenn wir ge liebte Personen nicht durch den Tod, sondern durch das Leben verlieren. — Von Tröstung kein Wort; wer in gewissen Fällen getröstet werden kann, der hatte gewiß des Trostes nicht nötig. Da die Kunst Zhnen nicht bloß ein Spielzeug ist, da Sie ihr immer mit Ernst zugetan waren, wird sie sich wobl jetzt dankbar erweisen und Zhre Schmerzen etwas lindern. Das erwarte ich; nichts mehr. Ueber Zhre jüngsten musikalischen Leiden und Freuden hat mich Seisel längst in Kenntnis gesetzt; rch merkte, daß letztere nicht sehr bedeutend, erstere aber nicht imstande waren, Ihr Selbstgefühl zu beugen; die Hauptsache bleibt immer, daß wir uns selber genug tun. Don mir darf ich dieses rühmen, ich war nie mit mir selbst zufriedener als eben jetzt, und nie war ich so gleichgültig, wie jetzt gegen alle Stimmen der Außenwelt. Leider leide ich oft an einem Augenübel, wo bei Seisel immer kuriert. Ich habe keinen blinden Glauben an ihn, sondern, was mehr sagen will, einen sehenden Glauben. Zch verdanke ihm manchmal, daß ich sehen kann. Zn diesem Augenblick habe ich eine Halsentzündung. Sie sehen, jeder ist in seiner Art beschäftigt. — Ich bin aus dem Bette aufgestiegen, um diesen Brief zu schreiben, und will mich gleich wieder niederlegen; Sie entschuldigen daher mein schlechtes und verworrenes Schreiben. Paris, d. 7. Okt. 39. Ihr Freund Heinrich Heine. * * Von den Dresdner Hoftheatern. Aus dem in den nächsten Wochen zur Ausgabe kommenden amt lichen Jahresbericht über die Spielzeit 1909/10 der beiden Königlichen Hoftheater ist folgendes zu erwähnen: Zm Königlichen Opernhaus wurden an 283 Spieltagen 56 verschiedene Opern und 15 Kon zerte gegeben. Zum erstenmal gelangten die fol genden 5 Werke zur Aufführung: „Madame Butter fly", ,,Der Wanderer", „Versiegelt", „Der Schleier der Pierette", „Robins Ende". Neu einstudiert wur den 5 Opern: ,,Amelia" „Das goldene Kreuz", „Der schwarze Domino", „Tosca", „Die Stumme von Portici". Die höchsten Aufführungsziffern erreichten Wagner mit 10 Werken und 58 Vorstellungen (dar unter der Nibelungen-Ring 5mal), Puccini mit 3 Werken und 42 Vorstellungen (darunter „Madame Butterfly" 30mal). Puccinis „Boheme" wurde in dieser Spielzeit zum 50. Male gegeben. Zm König lichen Schauspielhaus wurden an 277 Abenden und 20 Nachmittagen 69 verschiedene Werk« ausge führt. Zum ersten Male aufgeführt wurden die folgenden 10 Werke: „Tantris, der Narr", „Des Pfarrers Tochter von Streladors , „Der Graf von Gleichen" „Die goldene Freiheit , Wenn der junge Wein blüht", „Das Konzert", „Der Arzt am Scheide- weg", „Hanneles Himmelfahrt", „Leidenschaft", .^yritz-Pyritz". Neu einstudiert wurden 8 Werke: „Minna von Barnhelm" (mit neuer Ausstattung), „Die Räuber" (mit neuer Ausstattung), „Der Mein- eidbauer", „Dornröschen", ,T)er Herr Senator", „Der Königsleutnant", „Der Richter von Zalamea", „Wienerinnen". Don den Neuheiten errelchten die höchsten Aufführungszifiern: „Das Konzert" 25. ^siZenn der junge Wein blüht 22, „Tantris, der Narr" 13. Don den Klassikern wurde am meisten Schiller (mit 32 Aufführungen) gegeben. Auf Befehl der Königs fanden 10 Vorstellungen (zumeist klasti scher Werke) statt.
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