Volltext Seite (XML)
Wochenblatt für Wilsdruff, Tharandt, Nossen, Siebenlehn und die Umgegenden. AmtsölaiL für das Königliche GerichLsamt Wilsdruff und den Stadtrath daselbst. 18.Freitag, den 3. März 1876. Gegen Hoi inrirm aus Unkersdorf, ( rri t Otto aus Wilsdruff uud H«in- r-LoIi Os.rLkLs' aus Alttanneberg ist vom Königlichen Bezirksgericht Dresden die Einleitung der Untersuchung wegen des in 8 140 des Reichsstrafgesetzbuches gedachten Vergehens der Hinterziehung der Militär-Pflicht beschlossen und solche gemäß ^rt. 47 a der rev. Strafproceßordnung an das unterzeichnete Königliche Gerichtsamt zur Fortstellung und Aburtheilung verwiesen worden. Nachdem nun zur Beweisaufnahme und mündlichen Verhandlung in diesen Untersuchungssachen der 7. April 1876 terminlich anberaumt worden ist, so werden die obgenannten Angeklagten, deren dermaliger Aufenthalt hier nicht bekannt ist, andurch ge laden, am gedachten Tage Vormittags und zwar Leonhard um '/-10 Uhr, Jentzsch um 10 Uhr, Gaubig aber V2II Uhr an hiesiger Amtsstelle persönlich zu erscheinen und zunächst sich der Bekanntmachung des Verweisungsbeschlusses, sodann aber der Vornahme der Verhandlung und Beweisausnahme, sowie Bescheidsertheilung zu gewärtigen, widrigenfalls mit der Eröffnung der Verhandlung, sowie mit der Beweisauf nahme und Aburtheilung der Sache ebenso, als wenn Beklagte erschienen wären, verfahren werden wird. Gleichzeitig werden alle Criminal- und Polizeibehörden ersucht, die Angeklagten im Betretungsfalle auf diese Vorladung aufmerksam zu machen. Wilsdruff, am 18. Februar 1876. Das Königs Gerichtsamt. vr. Gangloffs Pappel Versteigerung. Im Gasthofe zum Miller in Wilsdruff sollen Dienstag, den 7. März o., Vormittags 11 Uhr, '1 Stück Pappeln der Kesselsdorf-Nossener Chaussee (Abtheilung 2, Station 4, 1) gegen gleich baare Bezahlung und unter den vor Be« nnn der Auction bekannt zu gebenden Bedingungen meistbietend auf dem Stocke verkauft werden. Meißen, am 28. Februar 1876. Schmidt, Zeiler, Köngl. Chaussecinspcctor. König!. Bauverwalter. Tagesgeschichte. Wilsdruff, am 2. März 1876. Aus dem Plauenschen Grunde wird den „Dr. N." geschrie ben: Schon im vorigen Jahre wurde in diesem Blatte aufdicNoth- wendiqkeit einer Bahnverbindung zwischen Potschavpel, Niedcrhcrms- oorf, Wilsdruff, Dcutschenbora hingcwiesen, nie ist aber dieselbe so in den Vordergrund getreten, als bei der durch den Einsturz der Rie saer Elbbrücke eingetretenen Verkehrsstockung. Was hätte nnn werden sollen, wenn auch die Meißner Brücke beschädigt war oder die Meiß ner Strecke sonst unfahrbar wurde, eine Verbindung aber auf dies seitigem Ufer fehlte? Und doch ist diese Verbindung so leicht durch Erbauung der obbezeichnclen Verbindungsbahn herzustellen, da die Entfernung zwischen Niederhermsdorf, bis wohin bereits eine Koh lenbahn führt, und Deutschenbora nur ca. 1'/r Meile beträgt. Unser ganzer Kohlenverkehr, der jetzt den Verkehr auf dem Dresdner Cen tralbahnhof und der Maricnbrücke so sehr stört, wie der Personen verkehr zwischen Leipzig und Dresden-Altstadt könnte dieser Linie Zugewiesen werden, wie solches auch in der den versammelten Ständen ^gegangenen Petition der Stadt Wilsdruff und der umliegenden Ortschaften, welche auch noch durch eine Petition der Großindustriellen des Plauenschen Grundes unterstützt worden ist, recht klar und über- zeugend dargestellt ist. Möchte doch dieselbe die Berücksichtigung fin- ven, die ihr gebührt. Dresden. In der Conferenz von Delegirten der sächsischen Handels- und Gewerbekammern, welche am 5. Februar hier abge halten wurde, einigle man sich dahin, sich in einer Eingabe an die königl. Staatsregierung gegen den Erwerb der deutschen Bahnen durch das Reich (Ncichseisenbahnproject) auszusprechen und die Handels und Gewerbekammer Dresden mit Ausarbeitung einer gezüglichcn Bc- richtsvorlage zu betrauen. Der in Gemäßheit dieses Auftrages aus gearbeitete und von einer Commission der Dresdner Handels- und Gewerbekammer festgestcllte Bericht wird in diesen Tagen an die säch sischen Kammern zur Prüfung und event. zur Beitrittserklärung ge sendet werden. Nach den von der Wohlfahrtspolizei angcstellten Erhebungen sind durch die Hochfluth der Elbe in Dresden im Ganzen 454 Wohn ungen, nämlich 76 Souterrain- und 378 Parterrewohnungen mit einer Gesammtbewohncrzahl von 1227 Köpfen unter Wasser gesetzt worden. Der Schaden, welchen die Hochfluth der Elbe der Stadt Meißen an Gebäuden, Wegen, Stegen, Mauern, Barrieren und auch dem Slraßcnpflastcr, das an der Elbe ganz ausgewaschen ist, zugefügt hat, ist sehr bedeutend und wird sich auf Tausende von Thlrn. summiren. In Schandau steht in dem Gasthof „Zum Anker" das Hoch wasser seit 8 Tagen in sämmtlichen Parterrclocalitäten. Am Donners tag bemerkte man, daß sich in dem im Hofe befindlichen Wasser et was Lebendiges befinden müsse, man forschte nach und eS gelang nach einiger Zeit, einen Wels im Gewicht von ca. 90 Pfund zu fangen, der jetzt öffentlich geeist wird. In Schandau sowie in Königstein findet der Verkehr mittelst Kähnen statt. Bautzen. Die hiesige Amtshauptmannschaft hat eine Verord nung erlassen, nach welcher das Verabrenichen von Brantwcin an die Schulkinder bei Leichenbegängnissen und anderen festlichen Gelegen heiten, sowie in Schankwirthschasten mit einer Strafe bis zu 300 M. oder entsprechender Haft belegt wird. Von den vielen Orten, welche durch den diesjährigen Eisgang zu leiden, ist besonders die Stadt Schönebeck an der Elbe, bei Magde burg, hart betroffen worden. Von 700 Wohnhäusern standen 600 unter Wasser, viele Wohnungen waren bis zum Dach umfluthet, so daß die Bewohner durch die Dachfenster das nackte Leben retten mußten. 30 Häuser sind alsbald zusammengcstürtzt, viele andere total ver wüstet und dem Einstürze nahe. Die Obdachlosen sind in den Schulen, in der Kirche und im Rathhause untcrgebracht. Der durch dieUeber- schwemmung in Schönebeck an den Häusern angerichtete Schaden wird auf 300,000 Thlr. abgeschätzt. Bei der eigenthümlichen Lage der Verhältnisse ist der völlige Ablauf des Wassers kaum vor 14 Tagen zu erwarten. Es werden immer noch Häuser geräumt, weil sie einznstürzen drohen. Lebensmittel fließen reichlich aus Magdeburg und der Nachbarschaft, aber Geld fehlt. Das Hausgeräth der meisten