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Frau: ,,Siehst Du, das war doch der reichste Fund, den ich Dir ins Haus gebracht." , Die Güste wollten nur wenige Stunden bleiben, aber der Schmied mußte doch wenigstens mit seinem hohen Besuche Aufsehen machen und bat so lange, bis die Gäste eine Mahlzeit bei ihm einzunehmen versprachen. Er hatte in seinem Eifer wenig auf die abwehrenden Worte feiner Frau geachtet, die ihn endlich bei Seite zog und ihm vorwurfs voll zuflüsterte: „Was hall Du nur gemacht, wir haben ja nichts im Hause, das ganze Silbergeschirr ist fort und solche Gäste — ich weiß nicht, was ich anfangen soll." Margarets) aber, welche dje Verlegenheit der guten Leute bemerkte, ließ schnell den mitgcbrachten Mundvorrath und das Silbergeschirr auspacken, und so war bald Alles zu einem frugalen Imbiß geordnet. Nachdem das Mahl beendet, bat Ludwig, in den Garten hinaus zuwandern. Herr Gott, wie war der zusammengeschrumpft; die Stadtmauer stieß ja schon an die nächsten Bäume an, und wie war er früher so groß gewesen, so groß und weit, daß ihn kaum die Kindcrphantasie erschöpfen und ergründen konnte! Nur der alle Baum hing noch immer die wieder grünen Aeste über die Mauer; dorthin zeigend, sagte Ludwig bewegt zu Ulrike: „Siehst Du die Zimmer unseres Schlosses, wie weit, wie weit ragten die nicht über die Erde hinaus! Nicht wahr, Ulrike, hier sind wir glücklich gewesen, das war einmal ein Traum, und das Schicksal hatte gar fleißig daran zu spinnen, um all Das so reich und freund lich wahr zu machen." Er trat jetzt allein dicht heran und blickte in das frische, warme Grün, er lauschte aus das Rauscheu der Blätter, aber sie sprachen nicht mehr, es war Alles stumm und schweigend. Eine Thräne stahl sich ihm in's Auge und er seufzte: „Vielleicht war ich damals glücklicher als heute, wo alle Hoffnung in dem einen Wunsch erstirbt: möge mein Glück von Bestand sein! Gottes Hand hat wunderbar über mir gewaltet, ich will nicht nach verlorenen Träumen Haschen, sondern mich des Sonnenlichtes freuen, das hell und glänzend um meine Seele spielt." Ulrike bemerkte jetzt: „Lich, die Hand auf der Brust war doch eine recht freundliche, denn ohne sie wärest Du nie zu Deinen Eltern gekommen." „So hat mich in Wahrheit eine Hand geführt." erwiderte Lud wig, „eine wundersame Golteshand, und ich will mein Geschick segnen. Aber welcher lli fache danke ich ihr Entstehen?" wandle er sich fra gend an Margareth, „das möchte ich doch gerne wissen." „ES war noch im Kloster zu Breslau," erzählte diese, „als ich, in düstere Gedanken versunken, in meiner Zelle saß, denn ich trug Dich bereits unterm Herzen. Bei meinem Fenster stand ein Lindenbaum, der meinen verwein ten Augen so wohl gclhan. Da zog eines Tages ein fürchterliches Gewitter herauf, die Blitze zuckten nicht mehr, nur ein einziger ge rader Strahl schien aus den Wolken zu dringen. Schon schien sich das Gewitter vcrgrvlll zu haben, die Schläge folgten langsamer aus die niedcrrauschendcn Feuergarben und ick athmete hoch auf. Plötzlich fuhr ein noch heftigerer, gewaltigerer Blitz als die früheren hernieder, ein fürchterlicher Donnerschlag folgte, ich Hörle es prasseln und krachen, als ob das ganze Kloster in seinen Grund festen erschüttert worden, und schlug erschrocken mit der flachen Hand an meine Brust Das Gewitter war, wie dies in schwülen Tagen oft der Fall, mit verdoppelter Gewalt zurückgekehrt. Ich sah hinaus und erblickte den schönen, prächtigen Baum, der so kühn und gewaltig sein Haupt in die Höhe gestreckt, zersplittert und völlig zermalmt am Boden. Ich hatte den Vorfall über manch anderen Sorgen und Schmerzen vergessen, erst als Dm das Licht der Welt erblicktest und ich das be sondere Maak, die Hand auf Deiner Brust, gewahrte, kam mir das sonderbare Ereigniß wieder in Erinnerung." Ludwig erwiderte hierauf warm und bewegt: „Nun, ich will dieser Hand auf meiner Brust verrrauen und der leitenden dort oben über den Wolken." Man reiste endlich unter herzlichem Lebewohl ab. Wenige Wochen später gab es in der Schmiede Hochzeit und zum Erstaunen Sprottaus waren die herrlichsten Hvchzeilsgefchenke aus weiter Ferne angelangt. Jetzt erst wurde den Schmiedelcuten geglaubt, daß Herzöge bei ihnen eingckehrt waren. Ludwig und Wenzel traten wirklich in friedlicher Gemeinschaft den Besitz der Herzogthümer an, residirten aber, Bricg, den Sitz so vieler düsterer Erinnerungen meidend, in dem rasch ausblühenden Lieguitz. Nur einmal wäre es fast zu Zerwürfnissen gekommen, als der G'Wauer sich jetzt die abgerissenen Lande zurückerbat. Wenzel und Boleslaus schienen nicht abgeneigt, dem Wunsche Heinrichs zu willfahren, aber das junge Ehepaar wies das Begehren mit Bestimmtheit von der Hand. Der kluge Schwiegervater Hütte nimmer geglaubt, daß gerade an dem Widerstande seiner Kinder die liebsten Pläne scheitern sollten. Dem armen Münsterbcrger war dagegen ohne Verzug sein Länd chen zurückgegcben worden. Nnr das Glück Margareths sollte, wie sie wohl geahnt, nicht von Bestand sein. Boleslaus, der jetzt durch einen frommen Wandel das Vergangene gut machen wollte, hatte im allzustrengen Eiser in der Charwoche zu viel gefastet und holte sich an der ersten kräftigen Mahlzeit den Tod. Er wurde auf seinen Wunsch im Kloster Lcubus bestattet und hatte im frommen büßenden Eiser verordnet, daß für immer eine brennende Kerze an seinem Grabmal gehalten werden sollte. Ein Jahr darauf folgte ihm die arme Margareth nach, um an seiner Seite von dem wilden Geräusch des Lebens anszuruhen, das ihre zarte Seels so tief verletzt. Das waren die Wermulhstropfen, die nun einmal selbst in dem golden, hellschäumendsten Becher nicht fehlen dürfen. Viele Jahre verlebten die Uebrigen in Frieden und Glück. — Die weiteren Schicksale der beiden Herzöge erzählt die schlesische Geschichte. Vermischtes. Aus Lemberg, 18. Juli, wird berichtet: Das Städtchen Rad- ziechow wurde heute Nachts von einer großen Feuersbrunst heimge sucht. Hundert Häuser wurden ein Raub der Flammen. 20 katholische und 88 jüdische Familien sind obdach- und brodlos. (Eingesandt.) Täglich tauchen neue Salben und Pflaster auf' die theilweise in marklschreiender Art, znm andern Theil auch mit er logenen Zeugnissen dem Publikum aufgedrungen werden sollen. Diese sogenannten Heilmittel bestehen aus erbärmlichem Gepfuschc, z. B. gefärbtem Rindssctt u. s. w. und sind ganz werthlos, ja gerade zu gefährlich, (siehe Gartenlaube 1870 No. 9.) Gegenüber so schamloser Betrügerei wird öffentlich bekannt gemacht, daß man ein in jeder Beziehung ausgezeichnetes, — unübertroffenes Pflaster in dem sogenannten Lampert's Pflaster findet!!! Dieses Lampert's Pflaster ist durch seine untrügliche, schnelle Heilkraft schon von Alters her bewährtes Hausmittel und mit der bekannten grünen Gebrauchs anweisung 3 25 Uilt! 50 vorräthig in allen größeren Apotheken mit der bekannten grünen Gebrauchsanweisung zu ver langen. Lin Wochenmarkt zu Wilsdruff am 21. Juli. Eine Kanne Butter kostete 2 Mark IO Pf. bis 2 Mark 20 Pf. Ferkel wurden eingebracht 125 Stück und verkauft L Paar 21 Mark -- bis 33 Mark —. Schöne neue L^VEHeringe empfiehlt n». Die Obermühle bei Nossen empfiehlt: 'WeiLSniQtzlLl in 3 Sorten, K,o§AeiurreLtI, 2 Sorten, WiLLLseLrot, IieLQLueLen, raff. Alle Sorten Getreide werden als Zahlung angenommen, oder gegen obige Artikel umgetauscht. Gefälliger Abnahme sieht entgegen UsoNer. LSivsrlvn, 23 Frcibergerplatz 23. und Wodewaaren-^ WanufacLur gegründet 1863. Billigste und beste Bezugsquelle für Käufer im Ganzen und im Einzelnen. Seit 1. November 1874 billige, aber ganz feste Preise. Warnung! Mes Streurechen und Streuhacken in meinem Busch ist bei Pfändung verboten. Derjenige, welcher mir einen solchen Spitzbuben so anzeigt, daß ich ihn gerichtlich bestrafen lassen kann, erhält 3 Mark Belohnung. Äugust Häntzschel, Stadtgutsbesitzer.