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330 Altstädter Ring begonnen. Diese Fahne ist dem Corps vom Kaiser aus Anlaß des Festes verliehen rvorden. Bei dem feierlichen Acte waren die Civil- und Militärautoritäten zugegen. Gegen 50 Schützen gilden und Schützengesellschaften Haden sich bei dieser Feier repräsentiren lassen, das dresdner Schützen corps durch 12 Mitglieder. — Von der Höhe des Thüringer Waldes, 12. Octbr. wird der Hildb. Dfzt. Folgendes ge schrieben: Ich verfehle nicht, Ihnen nutzutheilen, daß es gestern und heute hier auf dem Wald den Rennsteig entlang einen Schnee von cs. H Fuß herausgeworfen hat, sodaß die Schlittenbahn in vollem Gang ist und auch benutzt wird. Da dies so srüh ist, wie man sich lange nicht erinnern kann, dürfte es als Kuriosum für Ihre Leser von Interesse sein. — In dem Dorfe Hönbach bei Sonneberg hat am 4. October in einer halben Stunde eine Kuh mittler Größe vier wohlgebildete Kälber (2Ochsen- und 2 Kuhkälber) geworfen, welche der Eigenthü- mer ihrer Munterkeit und Schönheit wegen auszu- ziehen beabsichtigt. — Das Musikcorps des Artilleriecorps in Dres den wird unter Lcilung seines tüchtigen Dirigenten, des Stabstrompeters Böhme, wiederum eine größere Äunstreise in unserem engeren Naterlande anlreien, um einen vierzehntägigen Urlaub gut auszufüllen. Das Corps, messen Dirigent erst vor Kurzem von einer größeren Reise im Äuslande zurückgekehrt ist, gedenkt, dabei über Freiberg, Annaberg, Adorf i. V. zu gehen und über Zwickau, Lichtenstein, Waldheim, Klosterzelle anher zurückzukehren, auch in fast sämmt- lichen auf dieser Tour gelegenen Orlen Concerte zu geben. — Das Krafft'sche Etablissement in Dresden ist für die Kaufsumme von 47,000 Thalern in die Hande des Besitzers des Gasthofes zur „Stadt Görlitz", Namens Siegel, übergegangen. — Im Hofe des Rittergutes Seerhausen wurde am 9. d. M. Abends durch den die Hofthore schließen den Wachter ein ganz wohlgebildeles, höchstens zwei Tage altes Kind, gut eingewickelt, aufgefunden, dem ein Briefchen mit folgender Notiz an den Hals gehängt war: Es wird hiermit dringend gebeten, dieses arme verlassene Kind in die Gemeinde Prau sitz aufzunehmen, da sich der Vater nicht erkennen will, welcher aus Piausitz ist, und ich als Mutter gezwungen bin, es an seines Vaters Ort zu brin gen, da ich weiß, daß vielleicht dieses Kind aus der Kirche erzogen werden kann, denn der Vater dieses Kindes hat mir immer gesagt, daß eine sehr reiche Kirche da wäre. In der Taufe mögen sie ihn Wilhelm heißen lassen. C." — Der Findling ist vorläufig einer stillenden Mutter in Seerhausen zur Pflege übergeben worden. — (Dr. I.) Vor einigen Tagen hatte sich ein Kaufmanns lehrling in Zwickau aus einem Droguengeschäfle Salpetersäure zu verschaffen gewußt und beabsich tigt, sich mittelst Zusetzen von Quecksilber eine Vcr- silberungstinctur zu bereiten. Während er nun mit Herstellung derselben beschäftigt gewesen, ist das Fläschchen, in dem er Säure und Quecksilber ge mischt, zersprungen und ihm der Inhalt desselben ins Gesicht und insbesondere in die Augen gesprun gen, wodurch er unter schrecklichen Schmerzen das Augenlicht verloren hat. — In Adorf brannten am 15. d. M. srüh, 6 am Markte gelegene Hauser ab. Eine der Brand stiftung verdächtige Frau ist bereits verhaftet wor den. — Am 10. d. M. Nachmittags wurde in einem Hause auf der Jakobsgasse in Freiberg durch starke Feuerung beim Pflaumenaussieden ein Balken angekohlt, und durch heftigen Wind angefacht, ver breiteten sich dadurch enstandener Rauch und ent wickelte Gase in der daranstoßenden Stube eines Mitbewohners des Hauses, des Zimmermeisters Ender, infolge dessen seine Frau trotz angewandter ärztlicher Hülfe erstickte, er und seine Tochter aber zur weitern Pflege und Behandlung in das Stadt krankenhaus gebracht werden mußten. Das Feuer selbst wurde bald unterdrückt, ohne weitern Scha ven verursacht zu haben. — Wenden wir uns zur Politik, so begegnen wir einer der wichtigsten Fragen der Gegenwart, der nämlich, was wohl der Papst thun werde. Sie richtig und ohne Fehl zu beantworten, dürste augenblicklich auch dem kühnsten Forscher und durch dachtesten Politiker unmöglich sein. Der Stuhl Petri ist zwar ein sehr geräumiger Stuhl, vier Mann aber — Franzosen, Sardinier, Garibaldi und der Papst — haben doch nicht zusammen darauf Platz. Wird nun der Papst bleiben? Wird er gehen? Wird er gehen dürfen? Und wenn er gehen darf, wohin wird er gehen? Und wenn er schlechterdings gehen will, wird er nach Frankreich gehen müssen? Manche meinen, er müsse in Rom aushalten, denn das ganze Papstthnm sei gefährdet, wenn der Papst nicht mehr in Rom sich befinde. Andere dagegen sagen: Obi psp», ibi Homs, d. h. wo auch immer der Papst sei, da sei Rom, d. h. der Mittelpunkt der katholischen Welt. Wir gestehen ein, daß wir die jedenfalls bedeutenden Folgen von dem Verluste der weltlichen Macht des Papstes auf das Papst- thum selbst noch nicht zu übersehen im Stande sind, glauben aber, der Kaiser Napoleon werde dafür sorgen, daß der Papst entweder in Rom allein bleiben, oder seinen Aufenthalt in Avignon oder Paris fin keinem Falle außerhalb Frankreich, werde nehmen müssen. Oesterreich schloß das Concor- dat, um mit Hülfe der römischen Kirche ganz Mit teleuropa sich dienstbar zu machen. Liese Absicht ist vereitelt, Oesterreichs Macht gebrochen, cs ist im Uebergange zum Verfassungslcben begriffen. La sur ist Napoleon als Erbe jener Absicht eingetreten, nur mit dem großen Unterschiede, daß gegenwärtig die Macht der römischen Kirche gebrochen ist, daß Napoleon sie getrost in seinen Schutz nehmen kann, ohne, da sie nunmehr von ihm abhängig ist, fürch ten zu müssen, am Ende eine gefährliche Herrin an ihr zu erhalten, wie dies in Oesterreich durch das Concordat geschah, ja daß er das Papstthum eben so zu seinen Zwecken benutzen, wie sich K»