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306 Bär, einer Hyäne, einem Leopard und lebenden Klapperschlangen bestanden, zog viele Besucher an. Nicht uninteressant dürste es sein, wenn wir be merken, daß der Leopard derselbe ist, welcher neu lich im Gasthofe zum Paimbaum in Dresden einem Wärter ein Auge ausgcrissen haben sollte. Dies ist glücklicher Weise nicht der Fall gewesen, denn nur die Augenlider waren von den Krallen des Raubthieres, allerdings bedeutend, verletzt worden. Der Mann war anwesend, die Wunde ist noch in der Heilung begriffen. Uebrigens hat in diesen Tagen den Besitzer der Thierbude ein Verlust be troffen , welcher bas allgemeine Interesse zu erregen geeignet ist. Derselbe hatte am vergangenen Frei tag mit seinen Tbieren den Jahrmarkt in Burk hardtswalde besucht und übernachtete daselbst. Da vernimmt gegen drei Uhr des Morgens der eine der in der Bude schlafenden Wärter ein Geräusch und bemerkt, daß der eine der beiden Waschbare, ein tragendes Weibchen, aus dem Käfig entkommen ist. Während er sich nun bemüht, daß Thier in denselben zurückzubringen, gelingt es denselben, in's Freie zu gelangen. Vom Wärter verfolgt, läuft es quer über das Dorf einem Garten zu, wo es unsichtbar wird. Trotz der eifrigsten Nachforschungen ist es bis jetzt noch nicht gelungen, des^Thieres habhaft zu werden und die Nasen verschiedener Hühner- und Dachshunde haben ihre Spürkräfte vergebens versucht. Da der Waschbär gern Obst genießt, wohl auch Rüben und Kraut nicht ver schmähen wird, ist'S immerhin möglich, daß er sein Leben fristet. Wir werden nicht verfehlen, über das fernere Schicksal des Flüchtlings, der wohl bisler die Freiheit noch nicht gekannt hat, Mit- theilung zu machen, wenn überhaupt je noch eine Kunde über ihn einläuft. Einmal im Zuge, Selt sames aus dem Thierreiche zu berichten, können wir unseren Lesern Nachstehendes nicht vorenthalten. Am vergangenen Sonnabend des Vormittags nimmt der Besitzer eines hiesigen, dicht am Markte gelege nen Materialgeschäfts, wahrend er sich just allein im Gewölbe befindet, in der Gegend der offen stehenden Thür ein Geräusch wahr, ohne indessen weiter darauf zu achten. Kurz darauf theilt ihm eine in den Laden tretende Frau mit, daß ein Reb huhn in denselben hereingelaufen sei, worauf die Thür geschlossen und Jagd auf das Wild gemacht wird, die auch bald mit der Ergreifung desselben endet. Jedenfalls hatte ein Raubvogel in der Nähe der Stadt ein Volk Rebhühner gesprengt und einer der verschüchterten Flüchtlinge war in dieses selt same Asyl getrieben worden. — Am vergangenen Sonntage erlebte Einsender dieses eine Schreckensscene, deren Eindruck ihm noch heute die Glieder lähmt und ein eben so unbeschreib licher als unauslöschlicher ist. Auf der Ueberfahrt von Krippen nach Schandau sprang plötzlich der vormalige Hofopernfänger Kaufholdt aus Dresden, der nebst seiner Tags zuvor ihm erst angetrauten jungen Frau mit uns denselben Kahn bestiegen hatte, von seinem Sitze empor und rief, indem er seine Gattin umschlang: „Wir sind Alle verloren l" Und in der That rückte uns die Gefahr in Gestalt eines stromaufwärts segelnden Schiffes mit vollen Segeln auf den Leib, denn dasselbe kam, von uns und unbegreiflicher Weise von dem Fährmann beim Ab stößen vom linken Elbufer gar nicht gesehen, uns ziemlich in der Mitte des Stromes so nahe, daß das doppelt Schreckliche, entweder durch den hef tigen Wellenschlag umgeworfen, oder durch das Zu sammenstößen mit dem Schiffe, dessen Kiel dicht vor uns anfuhr, in Grund gefahren zu werden, uns vor Augen stand. Wir Männer riefen aus Leibeskräften Hilfe, die Frauen warfen sich auf die Knie und flehten händeringend und die mitgenom menen Kleinen fest an sich pressend, Gott um Ret tung an. Der außerordentlichen Anstrengung und Kaltblütigkeit des Fährmanns gelang es glücklicher Weise, den Kahn einige Schritte rückwärts zu len ken, und so ging die eine Gefahr, das Zusammen rennen mit dem Schiffe, an uns vorüber, während die andere, das Umschlagen durch die hochgchenden Wogen, uns noch immer umgab, bis auch sie durch Gottes Beistand ebenfalls nach und nach über wunden wurde. Wer beschreibt unsere Gefühle, als wir endlich das rechte Ufer erreichten und beim Aussteigen kein theures Haupt uns fehlte, während wenige Minuten zuvor die furchtbare Möglichkeit vorlag, daß ihrer zwölf ein Opfer unseligen Ver hängnisses hätten werden können. Dem Fährmann fällt jedenfalls die Schuld zur Last, daß er das mit vollen Segeln heranbrausende Schiff nicht erst vorüber ließ, ehe er abfuhr, wahrend es anderer seits auch nothwendig erscheint, daß an einer so frequenten Passage, wie zwischen Krippen und Schandau, eine ordentliche Fähre in Gang ist. Auch ohne das Dazwischenkommen eines Unfalls, wie er uns begegnete, war die Fahrt auf dem segel losen Kahne bei so stürmischem Wetter sehr gefahr voll. — fSax.) Freiberg, den 24. September 1860. Der am 14. März d. I. in Freiberg gegründete A l t e r th u m's- verein und die von ihm unternommene Samm lung vaterländischer Alterthümer (aus der Zeit bis zu Ausgang des vorigen Jahrhunderts) hat sich so wohl durch reichliche größteniheils gegen Revers übernommene Eingänge an alten Gemälden und Schnitzwerken, Waffen, Hausgeräth, Urkunden rc.» als auch jetzt insbesondere dadurch eines wesentlichen Fortschritts zu erfreuen gehabt, daß ihm in dankens- werthcster Weise durch Beschluß des Stadtraths und der Stadlverordnetenschaft zu Freiberg ein zur Auf stellung dieser Sammlung besonders geeignetes alter- thümliches Local in der ersten Etage des Kaufhauses überlassen worden ist. Es wird hierdurch die schon bei Bildung des genannten Vereins gefaßte Idee, in Freiberg ein städtisches Museum zu begrün den, ausführbar. Obgleich-nun eine hierzu erfor derliche entsprechende Einrichtung des Locales längere Zeit beanspruchen wird, während welcher man auch noch so manche Eingänge für die Sammlung er warten darf, so wird doch die Eröffnung des Frei berger Museums vielleicht schon zu Anfang des kom menden Winters stattsinden können. Freundliche