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283 Man schaffte sofort ärztliche Hilfe herbei, das Un glück aber ist geschehen und giebt abermals einen Wink, welche Vorsicht nöthig ist, wer mit der gleichen wilden Thiercn umzugehen hat, die nicht jetten auch schon im beschauenden Publicum Unheil angerichtet haben, wie noch unlängst der bedauer liche Fall in Penig hinlänglich gezeigt. — Am 31. August gegen 10 Ubr des Abends schlug der Blitz in ein Gutsgebäude in Lichten berg bei Pulsnitz und wurde dasselbe, da das Feuer gleich sehr überhand genommen, ganz in Asche gelegt. Außer dem Mobiliar und der Ernte sind auch 3 Ochsen mit verbrannt. Dess Blitz hat sich beim Herniedcrfabrcn in zwei Theile gespalten und ist der andere Strahl in ein großes Stück davon entfernt liegendes Gutsgebäude gefahren, wo er, ohne aber zu zünden, an 8 Dachsparren bedeutende Spuren seines Eindringens hinterlassen hat. — Auch in Lichtenau bei Schönhaide wurde am 27. August durch einen Blitzstrahl eine Gärtnerwohnung ein Raub der Flammen. — (Dr. «F.) Am vergangenen Sonnabend Abend nach halb 10 Uhr ist der Pferdehändler Piener aus Halle innerhalb des Magdeburger Bahnhofes zu Leipzig von einer Locomolive, welcher er nicht schnell genug auszuweichen vermocht hat, überfahren worden und sofort tokt geblieben. — Am Tage zuvor wurde in der Gegend von Machern bei Wurzen bei dem des Abends von Leipzig nach Dresden abgehenden Zuge einem Schaffner, welcher während des heftigen Regenwettcrs seinen Mantel, auf dem Wagen stehend, anziehcn wollte, an einer Brücke der Hirnschädel eingeschlagen. Der Unglückliche war auf der Stelle todt. — Zur Tagesgeschichte. Man sollte meinen, der heurige Sommer müßte vor allen andern Menschenkindern dem Könige Victor Emanuel von Sardinien ganz besonders behagen und gefallen, da er ihm die schöne Insel Sicilien bereits zugebracht hat und nächstens auch noch Neapel ein tragen wird. Und doch wollen manche Leute wissen, gerade dieser König habe gerade in diesem Sommer viele schlaflose Nächte. Er ist politisch ehrgeizig, möchte gern König über ganz Italien, über 25 Mil lionen Italiener, eine Großmacht werden. Nun ist Ehrgeiz überhaupt, sonderlich politischer, an sich schon kein sanftes Ruhekissen, dazu drücken den Sarden könig zwei Alpe — Garibaldi und Oesterreich. Wird Garibaldi Herr von Neapel und vom Kirchenstaate, so ist keine menschliche Macht im Stande, das heiß blütige Italienische Volk abzuhalten, daß es sich nicht im Taumel seiner Begeisterung für ein einiges, gan zes Italien auf Venetien wirft und den Sarden könig mit sich in diesen entscheidenden, aber höchst gefährlichen Kampf fortreißt, er mag u ollen oder nicht. Hat er ja letzt schon sein ganzes Heer auf den Kriegsfuß gesetzt und zu den vielen und großen zeitherigen Anleihen abermals ein neues machen müssen! Garibaldi spricht es schon jetzt unverholen aus, daß das letzte Ziel seines Strebens und Kämpfens Venetien, der Kampf mit Neapel aber nur Vorbe reitung sei. In ganz Italien rüstet man sich ganz besonders für diesen Krieg, mit Oesterreich näm lich um Venetien, und der Sardenkönig weiß recht gut, daß der Kampf mit Oesterreich ein Kampf auf Leben und Tod werden muß, daß das Festungs vicreck kein Palermo, das österreichische Heer kein neapolitanisches ist. Ja, wenn die Mittel- und Süd- italiener wenigstens noch Piemontesen und Lom barden wären! Aber jene weichlichen Völker haben blutwenig Lust zu kämpfen, cs steckt in ihnen kein longobardisches, kein deutsches, sondern zu viel griechisches und arabisches Blut, in dem das wenige beigemischte normännische nicht wirken kann. Jndeß tbeilen wir doch trotzdem die stolzen Hoffnungen Derer, welche von einem Angriff der Italiener auf Venetien einen schnellen Triumph Oesterreichs über Italien, eine jähe Wiederherstellung der umgestürz ten Throne erwarten, eben so wenig unbedingt, wie die Furcht der „Times", daß dann die unge übten und regellosen Truppen Garibaldi's vor der Kraft, Mannszucht und Tapferkeit des österreichi schen Heeres wie Dunst verschwinden würden. Aller dings im offenen Felde, im ehrlichen Kampfe Mann gegen Mann dürfte dies der Fall sein, aber ein Volkskrieg, in dem alle Leidenschaften toben und der alle Mittel anwendet, täuscht oft die sicherste Berechnung. Allerdings ist selbst der Sieger von Magenta und Solferino vor dem Festungsvierecke an der Spitze ganz anderer Krieger zurückgewichen, als die Piemontesen sind; ob aber an diesem Zu rückweichen der Marsch der Pickelhauben nach dem Rheine nicht mehr Antheil batte, als Festungen, die, wie Napoleon recht wohl wußte, nicht einmal verproviantirt waren, wollen wir dahin gestellt sein lassen, und daß das früher so zähe und nachhaltige Oesterreich so plötzlich Frieden schloß, zeugte eben auch nicht von sonderlichem Vertrauen auf diese Festungen und auf die eigene, innere Kraft, auf den Verlaß auf seine Völker, ein Verlaß, der Heuer mindestens nicht sicherer sein dürfte, als vor einem Jahre, wenn gleich die zweifellose Tapfer keit des österreichischen Heeres dieselbe geblieben ist. ür. Martin Luther über das Turnen. Man kann nicht genug die Worte beherzigen und dem Publicum vorführen, die vor nunmehr länger als dreihundert Jahren 0r. M. Luther über das Turnen geschrieben hat. Sie treffen genau Das, was unserer Zeit vor Allem Noth thut. Luther sagt: „Darum ist es auch sehr wohl bedacht und geordnet, daß sich junge Leute üben und etwas Ehrliches und Nützliches vorhaben, damit sie nicht in Schwelgen, Unzucht, Saufen und Spielen ge-