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298 auch auf dem Wege dakin und überhaupt zu jeder Zeit und an jedem Orte, wenn und wo sie unbe- sckäüigt angelroffen werden. Die Dienstmänner führen außer einem Tarif und die für die verschie denen Aufträge nötdigen Marken, welche ausschließ lich den Auftraggebern als Quittung und Garantie schein dienen, einen Plan ter Stadt, einen Post- und Eisenbahnbericht rc. bei sich. Der mit veröf fentlichte Tarif basiit nicht auf Berechnung der Dienstleistung nach Stadtbezirken, sondern auf Be rechnung der Zeit. Wir heben aus demselben nur hervor, daß für einen Gang ohne Gepäck oder leich ten Handgepäck bis zu 20 Pfund pro Stunde I Ngr., -s Stunde 2 Ngr., bis zu I Stunde mit 2i Ngr., mit Gepäck bis zu 50 Psd. pro i Stunde mit 1^ Ngr. und so stufenweis bis mit Gepäck von 300 Pfund pro Stunde Ngr. berechnet werden. Nach den bisherigen Wahrnehmungen ist die Zahl nickt nur um 20 Männer vermehrt, sondern der Umstand, daß auf den Stationsplätzen nur selten sich Dienstmänncr befinden, kann auch den Beweis liefern, daß das Institut trotz seiner Neuheit bereits einer vortheilhaften Benutzung sich erfreut. (Dr. I.) Zur Tagesgeschichte. Die Sauergurkenzcit der Politik? Man kann fast täglich eine ähnliche Bemerkung kören, als ereigne sich wenig oder nichts eigentlich Beachtens- wcrthcs. Bei näherem Zusehen können wir dies nicht bestätigt finden und die Schuld fällt gewiß nur auf unsere Verwöhnung und einen Geschmack, der stets nur „beizenden Tabak" sucht. Blicken wir, wohin wir wollen, so vermögen wir keinen Still stand zu entdecken. Oder wäre cs nicht genug — um nur eine kurze Uebersicht zu erhalten —, daß Oesterreich seinen 22. August erkalten hat, den entscheidenden Tag der Auflösung des ungarischen Landtages, mit dem man gewiß nicht am Ende, sondern am Anfänge weiterer Verwicklungen steht? Mit dieser neuesten Wendung, welche nur die „Do- nau-Zlg." eine „Wendung zum Guten" zu nennen wagte, „schreitet Oesterreich", nach der Aeußerung eines Diplomaten, „dem Unbekannten zu". Eine eigentbümliche Ironie des Schicklals ist es noch, daß Graf Haller, ein Mitglied des „constitutioncl- len" österreichischen Reichsralhcs, beauftragt war, nölhigenfalls den etwa sich weigernden Landtag mit Gewalt aufzulöscn. In Ungarn wird jetzt der pas sive Widerstand beginnen, von dem, wenn wir einen Schritt weiter gehen, man in Polen für die gegenwärtige Bewegung Erfolge erwartet. Soll doch der neue Statthalter, Graf Lambert, sich da bin geäußert haben: „es gebe gegen jene nur zwei Wege: Eonstitulicn oder Kartätschen!" Südlicher, in Italien, scheint die Waage zu schwanken zwischen dem neuen Zustande und dem allen Bourboncn- thume, daß sich schmeichelt, in ein paar Monaten den verlornen Thron wieder zu besteigen. Und glauben wir auch nicht an Letzteres: die verzwei felten Anstrengungen und Kämpfe deshalb sind nicht weniger Thalsache und wenige Wochen schon könn ten manches Ueberraschende wieder auf jene bewegte Bühne führen. Noch weiter östlich sahen wir einen neuen Herrscher außerordentliche Anstrengungen ma chen, sein in Auflösung begriffenes Reich noch ein mal vom Rande des Abgrundes zurückzureißen und dessen halb abgefallene Glieder wieder mit strafferen Zügeln zu kalten. Leider aber scheiät seine Energie sehr bald wieder erlahmt zu sein und die alte Will kürherrschaft seiner Minister wieder die Oberhand gewonnen zu haben. Wenden wir uns nach dem fernen Westen, so hat auch dort Sirius, freilich jenem unsichtbar, nicht eine neue Niederlage der Unionsiruppen verhindern können. Ausgang und Rückwirkung des Bruderkrieges auf dem Boden der Union gehören noch ganz in das Bereich dec Vermulhungen; für heute können wir ihn selbst nur zu dem Beweise benützen, wie wenig Recht wir haben, auf dem Gebiete der Politik und der Tages ereignisse jene Zeit eingctreten zu denken, die unser Eingang mit einem bekannten Namen bezeichnet hat. Oder wäre cs, weil nur wir selbst in unmittelbarer Nähe nicht berührt erscheinen? Auch darin würden wir irren. Wir haben anscheinend Bevorstehendes, das uns nahe genug betrifft, nicht cintreten sehen und erblicken dafür in Hunderten von Anzeichen einen Strom nationalen Lebens, der in diesen Wochen und Tagen wahrhaftig nicht stille gestanden und mannichfach mehr und mehr in seine Kreise zieht, was sich nicht ferne halten mag von dem schweren Werke der nationalen Neugeburt. Der deutsche Bund hat eine Execution vertagen können; aber der Patriot fühlt um so dringender das Gewicht der kommenden Tage und die Notkwendigkeit, den geschenkten Verzug durch die thatsächliche Vorbe reitung auszufüllen. Man hat wasrlich nirgends mehr eine politische „Sauergurkenzcit!" Die innere Lage Preußens. Es geht eine Verstimmung durch das preußische Land — so schreibt sogar eine dem Ministerium freundlich gesinnte und dasselbe unterstützende Zei tung. Und sie hat Recht: es herrscht in der Lhat viel Unbehagen und Unzufriedenheit unter dem preu ßischen Volke. Nur Weniges hat die Regierung Allen zu Danke gemacht. Die Anhänger des vori gen Ministeriums murren, daß zu viel, die Freunde des gegenwärtigen klagen, daß zu wenig geschehen sei. Die Entschiedeneren unter der liberalen Partei sa^en sich förmlich vom jetzigen Ministerium los, möchten dasselbe beseitigt wissen und können sich doch kaum der Hoffnung hingeben, daß Eines an die Stelle kommen werde, was durchweg ihre Grund sätze vertreten und zur Geltung bringen würbe. Man fühlt, daß die Regierung nächstens gedrängt werden müsse und muß sich doch im Hinblick auf