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Leipzig in Glauchau.eintrtffende EWbahMUg ist am 12. d. M. bei Schöübörnchkn auf noch uner mittelte Weise aus den Schienen gekommen. Ein Schaffner und ein Bremser sind leider bei diesem Unglück lebensgefährlich verletzt worden. Aus Chemnitz schreibt man: Wiederum ver ursacht ein beklagenswerlher Vorfall viel Gerede in unserer Stadt. Seit gestern Abend ist nämlich ein Postbeamter, ein Diätist, plötzlich verschwunden, nachdem sich wider denselben ein dringender Ver dacht wegen Unterschlagung von GeldbrieftN erhoben hatte. Leider hat eine darauf hin bewirkte Aus« suchung den Verdacht Nut zu sehr bestätigt. Man soll an verschiedenen Stellen Hunderte von erbrochenen Briefen und Couverts, die, ohne declarirt zu sein, Papiergeld enthielten, aufgefunden haben. Da man auch ein Portemonnaie mit Geld gefunden, so ver- mutbit man, daß der Betreffende nicht geflüchtet sei, sich vielmehr ein Leid angethast habe. EK ivak rin junger Mann, der nicht ohne Bildung und in gesellschaftlichen Kreistn MhlgelitteN wat, und da er angeblich nur 275 Thlr. bezog, so ist in jenem Umstände wohl die Erklärung zu suchen, daß ibrn die Versuchung nahe trat und diese ihm vom Pfade der Wicht so gröblich ableitete. Ein Gehalt von 275 Thlrn. reicht hier in Chemnitz freilich für einen jungen Mann nicht zu, der standesgemäß leben will und dabei ohne Privatvermögen ist. Es liegt hierin eine neue Mahnung zur prcuniaren Besser stellung unserer subalternen Postbeamten, damit sich Fälle dieser Art nicht zu häufig wiederholen, die dem öffentlichen Vertrauen so sehr Eintrag thun. — Dem von Eduard Maria Oettinger in Dres den redigirten ,,Echo der Zeit" entnehmen wir Folgendes: „Die hier erscheinende Wochenschrift „Saxonia" ist aus dem Verlage von Julius Schanz in das Eigenthum des vr. Otto-Walster überge gangen, welcher gleichzeitig auch die alleinige und verantwortliche Redaction des Blattes übernehmen wird. vr. Otto-Walster, ein junger talentvoller Gelehrter, hat sich literarisch bereits in weiteren Kreisen bekannt gemacht. Marbach's „Jahrbuch für Literatur und Kunst" brachte aus dessen Feder, während er noch Student war, mehrere gediegene literar-historische Arbeiten, wovon namentlich eine Besprechung von Holberg's Comüdicn Aufsehen machte. Bei Voigt und Günther in Leipzig erschien 1858 seine poetische Uebersetzung von Molivrc's „Tartüffe". Als lyrischer Dichter trat er in meh reren Sammlungen und Zeitschriften auf, als Dramatiker zuerst mit einer fünfactigen Tragödie „die Tempelritter" (Dresden, beiLiepsch u. Reichardt). Das Feld der Politik betrat er mit einigen gehalt vollen Artikeln über Louis Napoleon und dessen Metamorphosen. Unter seiner Leitung wird, wie wir hören, die „Saxonia" eine liberalere Richtung ver folgen." Der amerikanische Bürgerkrieg. Ein Krieg in Europa und ein Krieg in Amerika find zwei verschieden« Dinge, So wenig bei uns zu Lande, wenn ein Fort bombardirt wird, die Damen der Umgegend mit ihren Operngläsern zu- zuschen pflegen, wie in Amerika jüngst geschehen. ist, so wenig sind die meisten sonstigen Umstände und Formen eines amerikanischen Waffcntanzes im Einklänge mit unseren Sitten und Gewohnheiten. Wenn die eine Halste der Vereinigten Staaten gegen die andere Hälfte Krieg führt, so giebt das ein ganz anderes Bild, als z. B. ein Krieg zwischen Frank reich und Oesterreich. Die Amerikaner gehen in den Kampf ohne eine Armee zu besitzen, — was wir eine Armee nennen, — und der Kampf selbst er streckt sich über ein Gebiet, welches so ustifangtrich ist wie halb Europa. Entfernungen wie zwischen Kopenhagen und Madrid, zwischen Amsterdam und Rom fallbln bükt in das freundliche oder feindliche Gebiet und inncrbalb solcher Entfernungen sind militärische Wirkungen zu erzielen mit StreitkräUtn, welche von heute auf morgen rasch vorgezäuvckl werden müssen, und denen auch, nachdem sie glück lich aufgestellt worden sind, nur eine sehr lockere Organisation gegeben werden kann, eine schatten hafte Disciplin, welche kaum mit der Mannszucht der Garibaldischen Freiwilligen den Vergleich aus halten möchte. Dieser Umstand muß nicht allein auf die Kriegführung, auf die strategischen und taktischen Bewegungen, sondern auch auf die Kriegs- Politik der kämpfenden Parteien und auf die poli tischen Folgen des Conflicts von erheblichem Ein flüsse sein. Die wenigen regelmäßigen Truppen der Bun desregierung sind so gering an Zahl und sind außer dem auf einem so weiten Areale zerstreut, daß sie kaum in Betracht kommen. Die Heedesmacht auf beiden Seiten wird beinahe ausschließlich aus Frei willigen und aus Milizen bestehen, von denen ein großer Theil im Gebrauche der Feuerwaffe leid lich und selbst sehr gut geübt, fast kein einziger aber für das Zusammenwirken in größeren Massen geschult sein wird. Die Führer werden durch diesen Umstand gcnöthigt werden, ihre Unter nehmungen in einer Weise einzuschränkcn, welche in europäischen Feldzügen unerhört sein würde. Die meisten Kämpfer kommen außerdem ohne alle Ge- wöbnung an strenge Unterordnung zur Fahne; sie werden allerdings gewisse Kriegsartikel beschwören, in denen u. a. auch der Gehorsam gegen die Befehle der Vorgesetzten ausbedungen sein wird, allein das stete Festhalten an diesem Schwure, namentlich in kritischen Augenblicken, wo es gerade am allerwich« tigsten ist, wird durch einen Eid nur sehr unvoll kommen verbürgt, wenn das ganze Naturell, die ganze Erziehung und Lebensanschauung des Ver pflichteten einer solchen Selbstverleugnung wider strebt. Und dies wird in Amerika der Fall sein» Die Soldaten beider Theile, namentlich aber die der freien StaateU, sind in einer solchen Ungebun- denheit und Selbstständigkeit groß geworden, daß es beinahe ein Wunder wäre, wenn sie im Feld lager plötzlich sich in die willenlosen Werkzeuge einet höhcrn Autorität verwandelten, die wir in europäi schen Truppen zu finden gewohnt sind« Es »st