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211 langer bedeckt, von denen die beiden Ersten wegen starker Verletzungen am Kopfe ins Hospital, der Letztere aber eines Schenkelbruchs wegen in seine Wohnung gebracht wurde. — Am 30. vor. M. batte ein junger Mann aus Dresden das Unglück, von der Begerburg im Plauenschen Grunde in den Steinbruch herab zustürzen. Derselbe wurde, schwer beschädigt, in das Krankenhaus gebracht.'— Am 19. v. M. Vormittags löste sich wahrend des Lautens der Klöppel aus der kleinen Glocke der untern Kirche zu Reichenbach, schlug auf dem Dache auf und siel glücklicherweise, obne Jemand zu beschädigen, in des Kirchners Garten nieder. — In Neapel dauern die Bourbo irischen Aufstände noch immer fort. Neuerdings brachen Bewegungen so gleichzeitig an den verschiedensten Olten des Königreichs aus, daß ein Zusammenhang und eine gleichzeitige Leitung in denselben erkannt Werden muß. In einem weiten Halbkreise um Neapel herum wurde von bewaffneten Volksmassen die weiße Fahne aufgepflanzt. Ganz in der Nähe der Hauptstadt brach der Aufstand los und nicht überall gelang es den schnell kerbeigerufenen Trup pen, ibn zu unterdrücken. In Portici halte man bereits angefangen, die Hauser einiger dem Volke besonders mißliebigen Personen zu plündern, als die bewaffnete Macht die Ruhestörer aus dem Orte hinauslriebi Bei Somma war die Post, welche eine bedeutende Summe der Regierung gebörigen Geldes mit sich führte, den Aufständischen in die Hände gefallen, und die herbeieilenden Truppen konnten ihnen nach einem heftigen Gefechte nur die weiße Fahne, nicht aber das erbeutete Geld, wel ches sie zum Theil den Armen der umliegenden Ortschaften geschenkt batten, wieder abnehmen. Bei Cascrta durchstreifen die aus dem dortigen Gefäng nissen vor einigen Tagen befreiten 3<i0 politischen Gefangenen das Land und brandschatzen mit un erhörter Kühnheit, ohne bis jetzt von den gegen sie abgeschicktcn Truppen erreicht worden zu sein, die piemontesisch gesinnten Dörfer. Von einer einzigen Gemeinde erpreßten sie 600 Ducaten und gaben außerdem einige reichen Eigentkümern gehörige Ge treidemagazine den Lazzaronis zur Plünderung preis. Es fehlt den Aufständischen weder an Geld noch an Waffen, und die bei den niedern Klassen herr schende Noth, verbunden mit der gefährlichen Frei gebigkeit, mit der man den Armen das Eigcnthum der Regierung überläßt, vermehren die Reihen der Königlichen mit jedem Tage. Uebrigens hat die Regierung, damit die Landbewobner im Neapoli tanischen den Erntearbeitcn obliegen können, wieder Mehreren Regimentern den Befehl crtkeilt, sich von Genua nach Neapel einzuschiffen. — Die„Opinione" berichtet, daß Portugal das Königreich Italien anerkannt hat. In Amerika ist der Bürgerkrieg in vollem Gange. In Missouri tritt unter General Ly on's Leitung die Unionspanci kräftig gegen die Seccrssionisten auf. Am 1l. vor. M. war der re bellisch gesinnte Gouverneur unter freiem Geleite des Generals Lyon irr St. Louis und suchte diesen zu bestimmen, daß er den Rebellen freie Hand lasse. Das Heche Ansinnen ward rundweg abgeschlagen und so groß war die Angst des Gouverneurs, daß er gleich nach seiner Rückkunft in Jefferson-City, der Hauptstadt Missouri's, eine Brücke auf der von St. Louis dorthin führenden Eisenbahn abbrennen ließ, um nicht überrumpelt und verfolgt zu werden. Oberst Schüttner bat ein Rebellenlager zu Nor folk gesprengt, Oberst Siegel ist mit einem Re- gimente nach ter Pacific-Eisenbahn gegangen, um die Rebellen im südwestlichen Theile . auszuräu chern", und in St. Louis wurden drei Dampfboote ausgerüstet, die auf dem Missouri nach dem Haupt quartier des verrätberifchen Gouverneurs fahren sollen. Von Kansas sind in den nordwestlichen Theil des Staats Missouri Bundestruppen einge rückt. — Nachträglich wird aus Missouri gemeldet, daß Gouverneur Jackson mit den Seccessionstrup- pen Jefferson-Eity verlassen und sich nach BoonS- ville begeben habe. Die Unionstruppen unter Ge neral Lyons wollten zur Verfolgung aukbrecken. Nach den neuesten telegrapdjfchen Nachrichten soll cs bereits zu einem Treffen gekommen sein. Der „Moniteur" meldet den Empfang der siamesischen Gesandten in Fontainebleau. Schon am Eingänge der Galerie Henri II., bekannt durch ihre ungeheure Länge, ließen die Anbeter des weißen Elephanten sich auf die Knie nieder und rutschten so bis an die Stufen des kaiserlichen Thrones. Den Rückzug traten dieselben, wie von einem Augenzeugen berichtet wird, unter Gcberden an, die man bei uns zu Lande Purzelbäume heißt. Den neuesten telegraphischen Nachrichten zu folge sollen in Neapel Unruhen ausgebrochen sein. Die Bedeutung des Aufstandes sei noch nicht zu übersehen. In Warschau hat infolge einer auS St. Petersburg eingegangenen wichtigen Nachricht eine außerordentliche Session beim Statthalter stattge- fundcn und der Sächsische wie der Krasinskische Garten sind plötzlich in Militärlager verwandelt worden. Zur Tagesgeschlchte. Die wichtigste politische Neuigkeit des Tages ist, daß Frankreich das neue Königreich Italien, wenn auch noch nickt förmlich, doch so gut wie anerkannt hat, wie dies schon früher und lange von England geschehen ist. Wenn ein Staat einen andern nicht anerkennt, so steht er zu diesem in einem mebr oder minder gespannten, feindseligen Verhältnisse; so thut er, als wenn der von jenem nicht anerkannte Staat gar nicht da sei; er hält keinen Gesandten bei der nicht anerkannten. Staats regierung, nimmt keine amtlichen Schreiben von dieser an, richtet auch selbst keine Schriften an dieselbe, duldet keinen Gesandten des nickt aner kannten Staates als solchen bei sich, berücksichtigt