Volltext Seite (XML)
L74 .ff .. darbot. Die geehrten Gäste wurden vom Vorstande des Raths herzlich begrüßt, was auf gleiche Weise erwiedert ward. Vom Weinberge begaben sie sich, nachdem die ihnen angehörigen Frauen-zum Theil mit ihnen gekommen, zum Theil mit Dampfschiff besonders von Dresden btS zur„Knorre" unter Meißen gefahren und rückkehrcnd am gewöhnlichen Landungs plätze der Dampfschiffe ausgestiegcn waren, in die Stadt, und zunächst in den Dom, wo sie durch entsprechende Lieder und sonstigcVocalmusik empfangen wurden, und die Schönheit des alten Baues und seiner Restauration in allen Theilen besichtigten. Gegen sieben Uhr war dieS beendigt, und eine fernere Ansprache des Bürger meisters drückte den geehrten Gästen weiter dicTheil- nahme der Stadt an ihrem Besuche und am Zwecke der Versammlung aus; durch Hrn. Gen.-Staatsan- walt vr. Schwarze von Dresden ward deren Ancr- kenntniß freundlichst ausgesprochen, und so wie noch ein anderer fremder Redner gedachte, daß „dieser Tag vollkommen schön gewesen sein würde, wenn an ihm Himmel und Sonne so hell und heiter als Meißen und der kredenzte Ehrcntrunk geleuchtet hätte", so drückten auch die Einzelnen der-geehrten Gäste, mtt denen wir zusammentrafcn, ihre Befriedigung freundlichst aus. Nachdem noch eine kurze Zeit lang den Einzelnen überlassen worden war, sich in der Stadt zu zerstreuen, entführte sie in der achten Abend stunde der Dampfwagen wieder in die Residenz. — Deutsche Männer des Rechts aus allen deutschen Gauen, wie sic nur Arndt's Lied nennt, waren cs, die in der ungefähren Zahl von 600 nach Meißen kamen; und wir fühlten uns ihnen stammverwandt. — Hoffen wir, daß die Versammlung derselben in Dresden, größer an Zahl, sich sreihaltend von an deren Bestrebungen, auf ihrem Gebiete strebe und wirke, wie cs zur Einigung und zum Frommen des gemeinsamen großen Vaterlandes gereicht. (Meißn. Bl.) Dem „Dr. I." wird unter dem 19. d. M. Fol gendes aus Leipzig geschrieben: Als Beleg dafür, daß auch Menschen, welche Glacehandschuhe und feine Kleider tragen und sich vielleicht deswegen zur gebildeten und feinen Gesellschaft zählen zu dürfen glauben, Handlungen begehen können, die man eigentlich nur bei ungebildeten und zugleich brutalen Leuten anzutreffen gewohnt ist, mag folgende Geschichte dienen, die uns von glaubwür diger Seite mitgctheilt worden ist. Am verflossenen Donnerstage wurde der hiesige Gastwirth und Lohn- kutschcr Leuthold, einer der exaktesten und gewissen haftesten Leute dieser Geschäftsbräuche, veranlaßt, einen hier lebenden Franzosen, in dessen Gesellschaft sich ein am hiesigen Stadttheater engagirter Sanger und Schauspieler und noch zwei andere Herren, angeblich ebenfalls Franzosen, befanden, vom „Hotel de Prusse" aus nach dem einige Stunden von hier gelegenen Knauthain und wieder zurückzufahren. Mit 2 Pferden und einem guten neu lackirten Wagen unterzog sich Herr Leuthold der Ausführung dieses Geschäftes selbst. Auf der Straße zwischen Konne- witz und Knauthain erlaubte sich nun der erster wähnte der vier Herren an dem schönen Wagen Handlungen, die Herrn Leuthold veranlaßten, er mahnende Einsprache zu thun. Diese Einsprache wurde nicht nur mit beleidigenden Worten, sondern auch mit Handlungen der erstem Art erwidert. Dadurch fand Herr Leuthold sich veranlaßt, die Herren zu ersuchen, auszusteigen. Als dies ge schehen war, sprang der Franzose wieder auf den Wagen und fing an, Herrn Leuthold zu würgen, der deutsche Sänger aber schlug diesen mit seinem Rohre so auf den Kopf, daß L. besinnungslos wurde. Als Letzterer wieder zur Besinnung kam, fand er sich am Boden liegend, sein Wagen aber und seine Pferde lagen jenseit eines tiefen Chaussöegrabens. Der Wagen war zum großen Theil zertrümmert und ein'Pferd so verletzt, daß es nur mit Mühe nach der Stadt zurückgebracht werden konnte. Ein Beamteter des Rittergutes Knauthain, der inzwischen herbeigekomwen war, leistete dem stark Verletzten die nöthige Hilfe. Wie wir hören, hat die künigl. Staatsanwaltschaft diesen empörenden Fall bereits in Untersuchung gezogen. — Am 25. d. M. Nachmittags verunglückte in dem Windbcrgschachte des Pottschappeler ActienS- vercins der bejahrte Bergarbeiter Sparr mann aus N iedergor bitz durch Einbrechen der Kohlen decke, welche ihn augenblicklich erschlug und ver schüttete. Sparrmann war früher seit einer Reihe von Jahren bereits 10 Mal bei ähnlichen Vor kommnissen beschädigt und verletzt, aber immer wieder hergestcllt worden. — Als am 19. August der Dienstknecht B. aus Ottendorf bei Mitwelda mit einer dreispännigen Ladung Kalk über die dortige etwas schadhafte Brücke fuhr, brach das Gebälk durch und der Knecht stürzte mit Wagen und Pferden von der bedeutend hohen Brücke in den Zschopaufluß. Ersterer erhielt zwar durch auf ihn fallendes Gebälk einige Contusionen, wurde jedoch durch schnell herbeigecilte Hilfe glück lich aus dem Wasser gerettet. Ein Pferd aber ist ertrunken. — . Im Neapolitanischen ist cs den Piemon tesen noch immer nicht gelungen, die bourbonischcn Aufstände zu unterdrücken, dieselben gewinnen viel mehr an Ausdehnung, und es ist nicht abzusehcn, wie diese Zustände enden sollen. Dabei werden von beiden Seiten — denn die gegenseitige Erbit terung ist aufs Höchste gestiegen — die grüßten Grausamkeiten verübt. Massenhafte Erschießungen der Gefangenen sind an der Tagesordnung und nicdergebrannte Flecken und Dörfer geben Zeugniß davon, wie der Kampf dort geführt, wird. Die piemontesische Negierung ist in ihrer Rathlosigkeit drauf und dran, Garibaldi von seiner Ziegeninsel zu holen, um ihn zur Unterdrückung des an allen Enden des von der Natur so reichgesegneten Landes emporlodernden Aufruhrs an die Spitze der Truppen zu stellen. Die Eifersucht der im Neapolitanischen commandircnden Generale, namentlich C^aldini's, hat dies indessen bis jetzt immer noch zu verhindern gewußt. — Als Beweis, wie der Krieg in diesem unglücklichen Lande geführt wird, entnehmest wir der „Turin. Ztg." Folgendes: „Die Gerüchte, welche