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267 sich, ungefähr 800 bis 900 an der Zahl, über das ganze Lager her. Viele Soldaten wurden verwundet. Eine große Anzahl Pferde fehlte am nächsten Tage. Die Manöver im Lager hatten wegen der großen Hitze noch nicht begonnen. — Aus der Mittheilung des berühmten Bericht erstatters der „Times", William Russel, der bekanntlich auch dem Feldzuge in der Krim bei wohnte, geht hervor, daß die jüngste Schlacht bei Manassasin Virginien eigentlich gar keine Schlacht war; daß während des sogenannten neunstündigen Gefechts weder von einer wirklichen Kanonade, noch von einem Bayonnctangriff die Rede war; daß die Geschichte von den maSkirten Batterien ins Reich der Mythe gehört; daß die tapfer» Krieger einander nie auf 500 Ellen nahe kamen und daß die Flucht eine ganz unnöthige war. Der Gang des Gefechts war nach dieser Darstellung ein ganz einfacher. Dic Confkderirten wichen anfangs zurück, die Unions- trnppen rückten vor, beide Theile feuerten dabei aus respektabler Entfernung und thatcn einander nicht sehr wehe. Aber die Confödcrirten verstanden es, die Männer des Nordens bis nach einem selbst gewählten Punkt zu locken, wo eine plötzliche Flan kenbewegung hinreichte, ihnen einen blinden Schrek« ken einzujagen und sie in tolle Flucht zu sprengen. Nur die aus sechs deutschen Regimentern bestehende Reserve der Unionisten, welche den Rückzug deckte, dielt sich wacker. Sie bestand aus etwa 5000 Mann. Eni Offizier dieses Corps sagt in einem Privat- schreibcn über die Flucht der Unionisten Folgendes: Eine wildere Flucht ist mir »och nickt vorgekvmmen. Auf unserm Marsche trafen wir eine Anzahl Bagage- Wagen an, umgestürzt, zertrümmert, die Bagage umhergestreut, Decken, Mäntel u. dgl. m. lagen bunt durcheinander, Wagen voll Proviant, Schin ken, Kräckers, Mehl rc. auf der Erde und im Kothe. Wir haben wenigstens die Ehre deS deut schen Namens gerettet und den Feind mehr als 3 Stunden in Schach gehalten und so die Flucht der Andern gesichert. Zur Flucht war keine Ursache vorhanden, höchstens Rückzug auf uns. — Nach dem Schlachtberichte des Generals Mac Dowell betrug der Verlust der Unionisten in der Schlacht bei Manassa'ö 460 Mann und 19 Offiziere an Todten, 1000 Verwundete und 1200 Vermißte. — In Bezug auf die Zahl der Todten und Ver wundeten haben sich die ersten Berichte über die Schlacht am Bull Run als übertrieben heraus- gestellt, aber auch nnr in dieser einen Beziehung. Den finstersten Schlagschatten auf das Bild der Vorgänge vom 21. Juli wirft die Grausamkeit, womit die Insurgenten gegen hilflose Verwundete gcwüthet haben. Hier handelt sichS nicht um vage Gerüchte, sondern um harte, nackte Thatsachcn, durch dje beeidigten Aussagen von Ehrenmännern bewiesen. Statt aller weitern Details darüber stehe hier nur AMde einfache Bericht: „Barnes, Wundarzt des N.'I, Vol.-Reg., hatte in einiger Entfcr- v^ntcr d<w Augriffscolonnc in einer kleinen Scklucht unter einem Baum einen Platz zur vor läufigen Behandlung der Verwundeten ausgewählt. Zum Zeichen hing er seine grüne Schärpe als La- zareihflagge an den Baum. Binnen kurzer Zeit batte er 30 schwer Verwundete unter seiner Pflege. Er machte sich mit seinen Assistenten rasch an die Arbeit. Sie amputirten 4 Beine, 3 Arme, 1 Hand und 1 Fuß und verbanden die einfachern Wunden, die keine Amputation erheischten. Mittlerweile schien der Feind den Platz entdeckt zu haben und Kano nen- und MuSketenkugcln begannen in den Baum zu Prasseln. Die Aisistenten des Arztes flohen, und um Ambulanzen zur Fortschaffung der Verwundeten bcrbcizubolcn, mußte er selbst geben. Nicht ohne Mühe trieb er die erforderliche Zahl von Ambulan zen auf und kehrte nach ungefähr einer halben Stunde zurück. Als er auf dem Platz ankam, fand er sämmtliche 30 Verwundete mit Bayonncten er stochen und mit Säbeln fast gänzlich in Stücke zer- hackt! Alle, ohne Ausnahme, waren massacrirt!" — Die Anwerbungen neuer Regimenter geben mit großem Eifer vor sich. Im Staat New-Uork bilden sich 25 (in der Stadt allein 4 deutsche), Pennsylvanien hat bereit« 13 neue ins Feld geschickt, Indiana bietet 10 an, Illinois 13, New-Jersey 4 rc. Der Kongreß sucht mittlerweile in Voraussicht der Unmöglichkeit, eine Anleihe im Auslande zu nego- cii.ren, auf andere Weise Geld zu beschaffen. Er hat den Finanzminister ermächtigt, die National« anleihe zum Theil in ganz kleinen Appoints (Tresor scheinen zu 5 Doll.) zu emittiren. Eine sehr be deutende Erhöhung der Steuern auf Thee, Kaffee, Zucker, Gewürze, Sal; und verschiedene Rohstoffe, sowie eine directe Grundsteuer (20 Millionen) und eine Einkommensteuer von 3 Procent auf alle Ein kommen von 600 bis 1000 Doll, und von 5 Pro cent auf Einkommen über 1000 Doll, soll die Ver zinsung und Tilgung der Schuld garantiren. — Die Kunst reich zu sein bei aller Armuth. Wir Menschen suchen überall nach Glück und finde» keins, und das ist ganz natürlich, denn wie kann ich außer mir finden, was ich in mir tragen muß, wenn ich es besitzen will. Habe ich die in nere Ruhe, das Zufriedensein mit dem, was das Leben oder Schicksal mir bringt, oder mich erreichen läßt, verloren, so können mir alle meine Entwürfe gelingen, ich kann zu Macht, zu Ansehen, zu Reich- tbum gelangen, die halbe Welt kann mich beneiden, ich kenne das Glück doch nicht, weil mir der Frie den fehlt und eine siete Unrukc mein Herz erfüllt, die mir selbst die Früchte meines Strebens verbittert. O wie Mancher, den die Welt glücklich nennt, be neidet den Armen um das Glück der Zufriedenheit, das er nie besessen und das er trotz allem Suchen nicht finden kann. In gewöhnlichen Kreisen hält man Rcichthum oder Wohlhabenheit für Glück und glaubt, weil der Reiche sich alle Genüsse verschaffen kann, die sein unruhiges Herz begehrt, so müsse er glücklich