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266 der Kutscher somit aus seiner lebensgefährlichen Lage kam. Durch straffes Erfassen der Pferde und Fest halten derselben von kundiger muskulöser Hand Seitens des Personals der Omnibus-Compagnie, welches sich bei dieser Angelegenheit sehr thätig zeigte, wurde ferneres Unglück vermieden; dem Ver nehmen nach aber hat der Kutscher außer erheb lichen äußeren Beschädigungen noch zwei Rippen gebrochen. — In Leipzig ist seit denr Umhauen vieler alter Baume auf den Promenaden und durch den furcht baren Staub der macadamisirten Straßen die Lungen sucht von 10 auf 20 Procent gestiegen. Ein Arzt hat diese Angaben gutachtlich der städtischen Behörde erstattet und Abhülfe dringend empfohlen. — Sachsens Maschinenbau beschäftigt 6000 Arbeiter. 1836 wurden in Sachsen die ersten Dampf maschinen gebaut, 1845 waren schon 147 Dampf maschinen, 2 Locomoltven in 11 Werkstätten herge- stellt. Jetzt sind 700 Dampfmaschinen mit 9000 Pserdekraft in Sachsen im Gange, darunter drei Viertel aus sächsischen Fabrißen. — Auch Dresden wird, wie schon verschiedene andere größere Städte, demnächst sein Dienst männer-J nstitut haben. Wie den „Dr. N." nämlich mitgethcilt wird, hat Hr. Kaufmann Geucke (bereits durch sein Verpackungsgeschäft auch in wei testen Kreisen rühmlichst bekannt) dieser Lage dieCon- cession zur Errichtung eines solchen höchst schätzens- werthen Instituts erhalten. — Wie großartig der Geschäftsverkehr des Dresd ner Spar- und Vorschuß-Vereins ist, beweist die runde Summe von 3,000,000 Thaler, welche in diesem Jahre, d. h. vom 1. Januar bis 1. August, als Vorschüsse ausgezahlt wurden. — Bei dem Berggebäude „Hilfe Gottes Fdgr. im Bödchen" bei Dippoldiswalde hat man treulichst mit dem bei 16 Lr. Länge vom Mundloche im Schlage befindlichen Abteufen bei circa 5 Lr. Teufe einen von Silberschwärze bläulichgrau gefärbten Gneis mit angepflogcnen Schwefelkiesen crsunken, welcher dem auf den Freiberger reichen Silbergruben vorkommenden Sildcrgneise ganz ähnlich und zu den schönsten Erwartungen berechtigt. — Dem „D. I." wird unter Lem 18. d. M. Folgendes aus Chemnitz geschrieben: Das hiesige k. Gerichisamt hat unterm 12. August an die Orts- gcrichte und Gemtindevertretcr seines Bezirks folgende Bekanntmachung erlassen: „Ein schwarzes Verbrechen ist vor wenigen Tagen in unserm Bezirke verübt wor den. Eine Muitcr hat — es sträubt sich die Feder, es niederzuschreiben— eine Mutter hat ihr eignes Kind erwürgt! — Wenige Wochen zuvor ist ein gleiches entsetzliches Verbrechen in hiesiger Stadt be gangen worden. — Wie die bisher angestcllten Er örterungen darthun, scheinen die unglückseligen Mütter die Veranlassung zu den schwarzen Verbrechen in den Lehren der sog. heiligen Männer gefunden zu haben, welche unter dem Deckmantel christlicher Liebe, Gerechtigkeit und Wahrheit allerhand Jrrthümer ver breiten, Lurch welche beschränkte Menschen nicht nur in ihrem Innersten geängstigt, sondern sogar auch zur Ver zweiflung getrieben werden. Und diese Menschen nennen sich ^heilige Männer". Auch in unserm Be zirke haben sie ihr Unwesen begonnen und bereits in mehrern Orten das Gift ihrer Irrlehren ansgestreut. Dem niuß mit Entschiedenheit entgegen getreten wer den, und damit nicht noch mehr Menschen sich und Andere unglücklich machen, fordere ich die Ortsge richte und Gcmeindcvcrlreler hiermit auf, soweit nur immer möglich, ausklärend, verständigend und warnend einzuschrcitcn, während ich von den Ortsgerichtcn er warte, daß sie sofort Anzeige machen werüen, wenn diese log. heiligen Männer in unserm Bezirke wieder ihr Unwesen beginnen sollten." — Das „Chemnitzer Tgbl.", welches diese Bekanntmachung in seiner Nummer vom 16. August mittheilt, bemerkt hierzu: „So entsetzlich der Umstand ist, daß in kurzer Zeit zwei Mütter aus religiösem Wahnwitz zu Kindes mörderinnen geworden, so laut ruft derselbe allen die Warnung vor falschen Ptvpheten zu. DieObrigkeit allein kann dem finstern Treiben nicht steuern; nur wenn alle Gutdenkende, namentlich alle, denen das reine und lautere Evangelium GewissenSsache ist, zur Ausrottung des Unkrautes, sobald es sich zeigt, frei willig Mitwirken, kann der weitern Ausstreuung des bösen Samens mit Erfolg entgegen gearbeitet wer den." — (Tgbl.) Im Laufe dieser Woche sind leider auch zwei Selbstmorde von Frauen zu beklagen. Während sich die Ehefrau eines Locomotivenführers B. in einem nahegelegenen Teiche ertränkte, hat sich die an Schwermmh leidende Ehefrau des Druckers Q. in ihrer Wohnung mit einem Nasirmesscr Lie Halsadern durchschnitten. Beide Frauen wurden todt aufgesundcn, und es blieben alle angewendeten Wie derbelebungsversuche erfolglos. — Am 18. August Abends 11 Uhr ist in Dres- den auf der Pillnitzer Straße ein Stallgebäude und ein Tbcil des Wohnhauses Nr. 31 abgebrannt, wobei 4 Stück Ochsen mit verbrannt sind. — Das „Dr. I." berichtet unter dem 1b. d. M. Nachstehendes aus Oberwiesenthal: Bei dem Neubaue der vor Kurzem abgebrannten Roscher'schen Bretschncidcmühle in'Hammerunterwiesentkal ist gestern Nachmittag kurz tiach 1 Uhr die eine, ganz freistehende, sehr hohe Giebelmauer uner wartet ein gestürzt und hat den 57 Jahre alten Maurer Müller aus Sehma erschlagen, während zwei andere Arbeiter schwer verletzt wurden, indem der eine, der 20jahrige Kern aus Kuhberg, eine gefährliche, tiefe Verletzung des Schädels und rechten Knies, der andere, Este! aus HaNimeruntcrwiesen- thal, außer mehrern Wunden des Unterschenkels einen rcchtseitigcn Rippenbruch erlitt. Die andern Arbeiter kamen theils mit leichten Contusionen und Wunden, theils mit dem Schrecken davon. Von Seiten der Sachverständigen soll das Stehenbleiben und Einbauen des Giebels für unbedenklich erklärt worden sein, — Am 15. August Abends ereignete sich im Lager von Chalons in Frankreich ein bedauernswerther Vorfall. Als man das Feuerwerk losbrannte, wurden die Pferde scheu, rissen sich los und stürzten