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253 Chlorkalk al- Mittel gegen Fliegen, Raupen und Mäuse. Der Chlorkalk, welcher sich als aus gezeichnetes Mittel gegen Viehseuchen (namentlich Klauenseuche) bewahrt hat, ist nach Angaben der »Neuesten Erfindungen" seines Geruches wegen vielen Thicren verhaßt, obgleich er dem Viehe durchaus unschädlich ist. Um namentlich Fliegen, auch Stechfliegen aus Stallen zu vertreiben, hat man Chlorkalk auf ein Bret zu streuen und dasselbe erhöht in einem Stalle, dessen Fenster zum Entweichen der Fliegen zu öffnen sind, aufzuhängcn. Ratten und Mäuse meiden jeden Raum, in welchem Chlorkalk sich befindet, und um das Un geziefer von Pflanzen abzuhalten, bespritze man die selben vermittelst eines Maurerpinsels mit Chlor kalkwasser. Auch bei Obstbäumen kann man dieses Verfahren anwenden, allein leichter ist es, Venn man ein Pfund Chlorkalk mit */, Pfd. Schweine fett zu einem Teiche knetet und denselben, mit Werg umwickelt, um die Baumstämme bindet. Die Raupen fallen sodann herunter und kriechen nicht wieder am Stamme hinauf. — Vermischtes. In Leipzig bei BrockhauS ist soeben eine Flugschrift erschienen: „Der Herzog von Go tha und sein Volk.,, Diese Schrift wird das lebhafteste Interesse erregen, La cs der Herzog selbst ist, der sich hier in einfachster und offenster Weise über sein Verhältniß zu seinem Volke, und die da mit zusammenhängenden nationalen Fragen ausspricht. Es ist das erste Mal, Laß ein deutscher Fürst mit einer solchen freimüthigen Selbstkritik hervortritt. — Die drei Festprcdiger bei der Generalversamm lung des Gustav Adolfvereins in Hannover (27. — 29. August) sind Prälat Zimmermann aus Darmstadt, Professor Brückner aus Leipzig und Professor Ehrenfeuchter auS Göttingen.— Ein fürchterliches Unglück —nach Mitthei- lung der Wiener Blätter—der Orcan am 28. Juli in der Gemeinde HadcrS im V.U. M. B. verursacht. ES wurde daselbst eben der nachmittägige Gottesdienst gefeiert, bei welchem die größte Zahl der Ortsbewohner anwesend war, als der Orcan mit einer tobende» Wuth einherbrauste, so zwar, daß die Kirchenfenster klirrten und theilwcise eingedrückt wurden. Angst und Bangen bemächtigten sich der Gemüthcr, und Lie Sorgen wurden in Schrecken verwandelt, als man ein unheimliches Rütteln am Plafond der Kirche wahrnahm; der Lüstre stürzte herab und ihm folgten Sand und Mauertrümmer nach. Gleich darauf folgte ei» Dröhnen und Krachen, daß die ganze Kirche erzitterte; daö Volk schrie laut auf, der Plafond der Kirche oberhalb des Presbyteriums fiel herab, — cS war nämlich der Thurm eingestärzt. Der Priester rettete sich unz genauer Noth vom Altäre. Drei Per sonen wurden von den einstürzenden Mauertrümmcrn alsogleich gettzhtet, 24 wurden schwer verwundet. Vier von diesen starben am nächsten Morgen, Da-Kreuz vom Thurme fiel auf zwei nahe stehende Bäume, welche förmlich zersplittert wurden; unter denselben saß ein Kind, und „da Kinder ihre Engel haben", blieb das Kleine unversehrt. Daö Kreuz aber bohrte sich so tief in die Erde hinein, daß «8 ausgegraben werden mußte; die Bäume haben verhindert, daß durch dasselbe nicht daS nächstgelegcnc Haus zerstört wurde. Ein Glück bei diesem fürchterlichen Unglück war cs noch zu nennen, daß der Thurm nicht auf die Seite des Kirchenschiffes fiel, sonst wärcn vielleicht mehrere Hundert Menschen ein Opfer deS Tode- gc- weseu. — Berichte aus Moskau klagen über die von Tag zu Tag zunehmende Thcu e run g der nothwen- Ligsten Lebensmittel. Seit langer Zeit, melde» man, ist daö Brod und daö Fleisch nicht so hoch im Preise gewesen, wie jetzt wo cs in Moökau sowohl wie in St. Petersburg theurer bezahlt wird, als im Auslandc. Di« Ursachen dieses für Rußland unge wohnten Stande- der Dinge sind: die fast durchge hends im Lande herrschende Trockenheit bei einem selten hohen Wärmegrade, infolge dessen die schlechten ErntcauSsichten und eine bedenkliche Verminderung der allen Gelreidevorräthe. Dazu kommt dann noch die Speculation reicher Kaufleute, die auf den Haupt marktplätzen ihre Agenten haben und Alles austau» fen, was nur habhaft zu werden ist. Die Fleisch« preise haben eine Höhe erreicht, deren sich die ältesten Leute nicht in gleichem Maße erinnern erlebt zu haben, und waö die Preise sür Feuerung (d. h. für Holz, denn an Toes hat man sich noch nicht gewöhnen könnens anbetrifft, so werden sie für ärmere Leute bald unerschwinglich sein. Daher ist die Stimmung auch nichts weniger alö rosenfarbig, und wenn nicht noch, wie daö mitunter wohl zu geschehen pflegt, wenn die Noth am höchsten ist, eine günstige Aen« derung in den WitterungSvcrhältnisscn oder eine Ausgleichung anderer Art, herbeigeführt durch die Ergiebigkeit des Landes selbst, eintritt, so sieht man mit Besorgniß dem kommenden Winter entgegen.— Für Hundelicbhaber. Das Verzeichniß von 560 Hunden, welche bei der Versammlung der König!. Ackerbaugescllschaft in der Stadt Lcnds in England ausgestellt waren, ist im Druck erschienen. Die Hunde sind in 43 Klaffen gctheilt. Bei jedem Hunde ist dessen Name, Alter und Preis neben dem Namen des Ausstellers verzeichnet. Bei vielen Hunden ist auch die Abstammung angegeben. Der theuerste Hund war von einem Geistlichen W. K. Coulthurst ausgestellt. Der Hund gehört der 35. Klasse der jenigen der Terriers an, heißt „Tiny", ist 5 Jahr 6 Monate alt und sein Preis ist 500« Pfd. Stil, oder ca. 33,000 Thlr. Pr. Crt. Herr Gustavus Nathan, ein Hamburger von Geburt, hat zwei vollkommen dressirte spanische Bull-Packer, jeden zum Preise von 1000 Pfd. Strl. ausgestellt. Sic sind beide I^Jahr alt, der eine heißt „Don", der andere „Armigo", Zu 1000 Pfd. Strl. übrigen- finden wir viele Hunde. —