Volltext Seite (XML)
252 gelten, Der Handarbeiter speist auch in England früh. Ich will nicht sagen, daß in Deutschland weniger Kopfarbeit gethan werde, als in England, ich glaube, mehr; aber ein zu großer Theil davon fällt auf die Nacht, und darunter leidet, wenn nicht die Arbeit, so doch gewiß der Arbeiter. Was wir am Tage thun und denken, ist realistischer; und der Schlaf gesunder und erquickender, wenn mir durch Erholung oder leichtere Arbeit zu ihm übergehen. Die Nachtluft in England ist anders; Sie erinnern sich der Aengstlichkeit und Vorsicht, mit der wir den Rath englischer Aerzte befolgten, bei offenen Fenstern zu schlafen, der allmalich fort schreitenden Versuche, durch die wir endlich dahin gelangten, auch im Winter das Fenster eine Hand breit auf zu haben. Die deutschen Aerzte sagen, das sei Rheumatismus, Blindheit, Lod. Liegt cs vielleicht an der Nachtluft, daß in England der Leib frischer bleibt? Oder an der Küche? oder daran, daß man in England nicht „kneipt?" Und welche Wirkungen und welche Ursachen hat das „Kneipen?" Eine dunkle That beschäftigte jüngst ganz London. Im Strand, dem bekannten Stadtviertel Londons, kam, und zwar in der Northumberlandstraße eine Mordscene vor, die bis jetzt von einem undurchdringlichen Dunkel be deckt war. Ein Armee-Agent, Roberts, feuerte zwei Pistolen auf einen Major Murrap ab, der ihn in Geldangelegenheiten besuchte, und verwun dete ihn schwer. Der genannte Major hatte den Roberts nie zuvor gesehen. Zur Gegenwehr ergriff der arg Verletzte den Ofenpoker und die Feuerzange, und der Angreifer war bald überwunden. So hatte sich das Blatt gewendet und der Angreifer ward ein Opfer seiner hinterlistigen That. Er starb an den erhaltenen Wunden. Die Gerichte gaben sich alle erdenkliche Mühe, das Dunkel zu zerstreuen, und es gelingt ihnen endlich, nach der eigenen Aussage des Mr. William Murray, Majors im zehnten Husarenregiment. Er kommt am 12. in die Stadt und wird von einem Herrn angeredet, der sich Grey nennt. Dieser fragt ihn, ob er nicht Director der Grosvcnor-Hütel-Company wäre, was der Major bejaht. Grey will ihn auf einem Mee ting der Compagnie gesehen haben und fügt hinzu, er habe einen Clienten, der bereit wäre, der Com pagnie 60,000 Pfd. Sterl, vorzustrecken. Murray erwidert, daß er durchaus keine Machtvollkommen heit hätte, irgend welche Geldgeschäfte abzuschließen, folgt aber dem Unbekannten in dessen Bureau, um ihm einige Fragen zu beantworten. Er folgt ihm in ein Haus, das er nie vorher betreten, und wird, in ein Hinterzimmer geführt. Hier setzt er sich. Das Bureau hat ein höchst seltsames Aussehen: Papierstreifen, Flaschen und Bilder liegen üllerall zerstreut. Der Unbekannte setzt sich dem Major gegenüber, er hat eine Feder in der Hand und thut mehre Fragen, die der Major umständlich beant wortet. Plötzlich macht sich jener etwas unter den Papieren zu thun, und gleich darauf fühlt der Major einen Schlag im Nacken, hört einen Pisto lenschuß und ist verwundet und betäubt. Doch richtet er sich wieder auf, und der Angreifer, der eben hinausgegangen war, kehrt zurück, wirft sich auf ihn und schießt zum zweiten Mal, diesmal in des Majors Schläfe. Das Blut überströmt dessen Gesicht. Da kehrt dem Verwundeten die Besin nung zurück, aber er stellt sich todt und der Mör der verläßt das Zimmer. Der anscheinende Tobte springt auf, ergreift eine eiserne Zange und jetzt beginnt ein Kampf mit dem getauscht Zurückkehren den, welcher mit der Uebciwindung des Mörders endet, obgleich Beide gleich stark sind und der Eine zweifach verwundet ist. Ein verzweifelter Kampf! Die Zimmer sind verschlossen, das ganze Haus kommt dem Major verdächtig vor, durch einen Sprung aus dem hohen Fenster, durch Ucbersteigen mehrerer Mauern rc. rettet er sich und seine Wun den heilen langsam. Seinen Gegner kannte er vorher weder im Guten, noch im Bösen. Ihm wie dem Gericht ist der Ueberfall unerklärlich. Licht kommt hinein durch eine junge, auffal lend schöne Dame, Anna Moodin, welche für die Frau des Majors gehalten wurde, aber nur seine Ge liebte war. Es stellt sich Folgendes heraus. Der Mörder war ein reicher Wucherer, er lieh auf hohe Zinsen. Anna Moodin kam ohne Wissen des Ma jors wiederholt zu ihm, um Geld zu borgen, ob gleich der Major sehr freigebig war. Der alte Wucherer verliebte sich in sie und machte ihr An träge, die zurückgewiesen wurden denn sie liebte den Major. Der Wucherer sah in dem Leben des Majors das einzige Hinderniß seiner Pläne und lockte den Offizier in seine Wohnung, um ihn zu ermorden und die Hand der A. Moodin frei zu machen. — Die Gcschwornen erkannten auf ent schuldbaren Todtschlag, d. h. der Major habe seinen Gegner erschlagen, um sein eigenes Leben zu retten, Der Major wurde auf freien Fuß gesetzt. Polytechnisches. Verfahre», Rostflecke aus Weißzeuge zu ent ferne». Hierzu verwendet man (nach der Viertel- jahrsschr. für techn. Chemie) eine schwache Auf lösung von Zinnsalz, durchweiche die befleckte Wäsche fast augenblicklich entfärbt wird. Hierauf muß sie, um das durch das Zinnsalz aufgelöste Ei- scnsalz zu entfernen, oftmals in Wasser gespült werden. Namentlich ist dieses Verfahren bei großen Partien- befleckter Wäsche wegen seiner Billigkeit der Anwendung von Kleesäurc vorzuzichen. Hier bei ist zu bemerken, daß die Kleesäurc viel schnel ler wirkt, wenn man den befleckten Theil der Wäsche in feuchtem Zustande in einen ganz reinen „zin nernen" Löffel bringt und darin mit einer con- centrirten Auflösung von Kleesäurc versetzt: die Ge genwart des metallischen Zinnes beschleunigt das Verschwinden der durch Eisenoxyd bewirkten Flecke. —