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Wochenblatt für Wilsdruff, Tbaranb, Nofsen, Siebenlehn und die Umgegenden. Ä m l 8 b l E i l für das Königl. Verichtsaml Wilsdruff «nd den StaLlralh daselbst. ^eilay, ae^l^Fpric i8«4. 13, Verantwortlicher Redakteur und Verleger: A. Lorenz. Von dieser Zeitschrift erscheint alle Freitage eine Nummer. Der Preis für den Vtertetjabrgang beträgt lü Ngr. und ist jedesmal vor auszubezahlen. SämmUiche Königl. Postämter nehmen Bestellungen darauf an. Anzeigen, welche im nächsten Llück erscheinen sollen, werden in Wilsdruff sowohl lin der Redaciion), als auch in der Druckerei d. Bl. in Meißen bte längstens Donnerstag Vvrmmags 8 Uhr erbeten, Inserate nur gegen sofortige Bezahlung besorgt, etwaige Beiträge, welche der Tendenz des Blattes entsprechen, mir großem Danke angenommen, nach Befinden honorirt. Die Ncdaction. Umschau. Wenn noch ein einiges, freies Schleswig-Hol- stein fertig wub, dann haben wir es Niemand zu danken, als den Dänen. Englands Friedens»»» schlage mögen noch so annehmbar sein, Oesterreich und Preußen mögen noch so zahm auslrelen, die Dänen sagen: Nein! Man glaubt, daß die Ein flüsterungen Napoleons die Regierung in Kopen hagen so hartnäckig machen; ihm ist wahrscheinlich die Zeit zum Handeln noch nicht paffend, und er möchte die ganze Streitfrage bis zu diesem Zeit punkte hinauszerren. Dagegen hat Oesterreich alle Ursache, recht schnell mit diesem Kriege fertig zu werden. In Venetien herrscht es schon lange nur durch den Säbel; in Galizien ist Belagerungszu stand; in Böhmen regt sich die Partei wieder, die das Haus Habsburg und alles Deutsche aus Grund der Seele haßt, und in Ungarn füllen sich die Ge fängnisse mit den vornehmsten Leuten. Alles war ju einer Revolution vorbereitet: Koffuth, der noch Amer von einem großen Theile des Voltes abgöt tisch verehrt wirb, Klapka und Türr lauerten in den angrenzenden Donausürstenthümern, als die Regierung zufällig den ganzen Plan entdeckte. Be sonders Viele Honvedosstziere befinden sich unter den Verhafteten. Die Hungcrsnoth, die mit dem Früh jahr immer schlimmer wird, treibt viele Leute zur Verzweiflung und in die Arme der Revolutions- Partei. Sollte ein Krieg mit einer größern Macht, j. B. mit Italien, auSbrechen, so kennen diese Unruhigen Elemente im Innern dem Kaiserstaate sehr gefährlich werden. — Die Erbitterung zwischen den deutschen und dänischen Soldaten wird immer größer. Einzelne Preußische Bataillone, z. B. das 3. Jägerbataillon, haben sich vorgenommen, keinen Pardon mehr zu nehmen, keinen zu geben, seitdem es auch am 17. d. M. wieder vorgekommcn ist, daß die Dänen, nachdem die Gewehre sortgelcqt und die Hände erhoben waren, auf die sich jetzt harmlos den „Ge fangenen" nähernden Jäger die blitzschnell wieder auigchobenen Gewehre auf 25 Schrill Entfernung abschoffen. Die getroffenen Kameraden (ich höre von 2 Tobten, 7 Verwundeten- wurden gleich ge rächt. Von den 35 Dänen, die sich dieser Per fidie schuldig wachten, lebte nach wenigen Augen blicken nicht einer mehr. — Der König von Dänemark geht zur Armee nach Alscn, wie eS heißt, um den Muth der Sol daten zu stärken, in Wirklichkeit aber, weil er sich vor dem Kopenhagener Pöbel nicht mehr sicher fühlt. Die Windmühlen, die in der Nähe der Düp- peler Schanzen stehen, find gar besonderer Art. Ihre Flügel drehten sich nie fleißiger als wenn Preußen hin und her marschirlen, sie klapperten dann, wie Störche. Das ist seltsam, dachten die Preußen und machten plötzlich einer und der an dern Mühle einen unverhofften Besuch. Siehe, da war kein Körnlein im Mahlgang und der Wind müller war augenscheinlich ein Telegraphist gewe sen: mit den Flügeln seiner Mühle hatte er den Dänen die Märsche und Stärke der preußischen Truppen verrathen. Seitdem dürfen die Wind mühlen in Schleswig nur noch bei Nacht mahlen. Der König von Preußen hat zwei der größten Fabrikbesitzer in den Adelstand erhoben: Commer« zienrath Dreyße in Sömmerda, der Erfinder der Zündnadelgewehre, und Krupp in Essen, der Er finder des GußstablS. Letzterer, der 5700 Arbeiter größtentheilS mit Anfertigung von gezogenen Guß stahlkanonen beschäftigt, lehnte dankend ab.