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noch Mr seine Dienstboten schlug. Freilich sah er seinen Fehler selbst immer zuerst ein, und bann durchlief er wohl in halber Verzweiflung stunden lang da« Haus und den Garten; kein Schlaf kam in seine Augen. Als Meta ihr achtzehntes Jahr erreicht hatte, gab sie den Bitten ihres Vaters, der schon bedeu tend alterte, nach und beschloß zu heirathen. Seit längerer Zeit hatte sie zwei Bewerber: der eine, Erik Söfrensen, war Richler des Bezirkes, zu dem Weilby gehörte, der andere, Morten Bruns, ein reicher Pferdehändler und Gutsbesitzer in Jütland, Sie wätlte den Richter. Söfrensen war ein lie benswürdiger Mann, den sie seit langer Zeil kannte, durch und durch Deutscher, der mit ganzer Seele an seinem großen Vaterlande hing und in seinem Bezirke keine jrner dänischen Unverschämtheiten bul- bele, die schon damals alles deutsche Wesen in Schleswig ausrotten sollten. Morten Bruns war 'n der ganzen Gegend als ein roher, brutaler Mensch bekannt, welcher glaubte, daß sein großes Ver ätzen ihn berechtige, gegen Jedermann, besonders gegen Aermcre, kochfahrend aufzutrctcn. Der Richter war ihm bereits verhaßt, weil ihm durch dessen gcrechien Urtheilsspruch ein Prozeß verloren gegangen war, der einen armen Mann um den letzten Rest seiner Habe bringen sollte. Als nun Bruns in dem Richter noch den begünstigten Nebenbuhler ^tn mußte, schwor er ihm und dem Pastor ewige Rache. Er hatte einen jüngeren Bruder, Niels, um den er sich wenig gekümmert hatte und der auf dem Pfarrhofe zu Weilby als Knecht diente. Der Bursche laugte nicht viel; statt zu arbeiten, flanirte « lieber umher und hatte sich schon oft Karte Ver- wnse vom Pastor zugezogen, ohne dadurch gebessert -u werden. Ec sollte nächstens den Pfarrhof ver- lasskn, Dort beschäftigte man sich lebhaft mit den Bvrbercitungen zur Hochzeit des Richters und der schönen Meta. Ungefähr 3 Wochen vor dem festgesetzten Tage ging plötzlich das Gerücht im Dorfe umher, der Pastor bade seinen Knecht, Niels Bruns, der seit tiniqen Tagen zur großen Freude deö ganzen Hofes verschwunden war, erschlagen. Der Richter war einer der ersten, der von der Geschichte hörte. Er begab sich sofort zum Pastor und dieser erzählte Ihm Folgendes: Er habe Niels statt an der Arbeit im Gauen gefunden, wo er sich die schönsten Früchte Von den Pflaumenbäumen suchte und verzehrte. Als er ikm deshalb Vorstellungen gemacht und ihn aus gescholten, hatte Niels die Unvcischämlheil, ihm in's Gesicht zu lachen. Im Zorn darüber habe er ihm einen Schlag mit dem Stocke gegeben, den er gerade in der Hand hatte. Niels war wie todt zu Boden gestürzt; als aber der Pastor erschrocken sich über ihn beugte, um ibn aufzuhelfen, batte sich Niels schnell erhoben, von deutschen Hunden ge sprochen, eine schändliche Geberde gemacht und war bann im naben Gehölz verschwunden. Seitdem war er nicht mehr auf dem Hofe erschienen. Der Pastor erzählte mit der größten Rube und bedauerte blos, daß er sich von dem unverschämten Subjecte zum Zorn Katte reizen lassen. Der Richter war beruhigt und dachte, an der Seite seiner Braut, nicht weiter an das Ere'gniß. Ader am andern Morgen erschien Morten Bruns bei ihm, begleitet von einem Manne, Jons Lorsen, und einer Witlwe mit ihrer kleinen Tochter. Er verlangte Unteisuchung gegen den Pastor Quist, der seinen Bruder ermordet habe. Der Richter antwortete ihm, daß er bereits Erkundigungen über das Gerücht cingezogen zznd es als eine abscheuliche Verleumdung erkannt habe; denn Niels sei nach der Aussage des Pastors in das Gebüsch gelaufen. „Wenn er hätte entfliehen wollen", rief Mor ten, „so wäre er zu mir gekommen; aber hier sind Leute, die bezeugen können, daß die Sache ganz anders ist; ich verlange, daß sie abgehört werden." „„Ueberlegt wobl,"" erwiderte der Richter, „„was Jkr thut. Ihr beschuldigt eines schweren Verbrechens einen ehrenwerthen Mann, dessen Ruf ohne Flecken ist."" „Ekrenwerth oder nicht!" schrie Morten heftig. „Es steht geschrieben: Du sollst nicht tödten! und ebenso steht geschrieben, daß diejenigen, die das Schwert der Gerechtigkeit in der Hand haben, un parteiisch handeln sollen. Wir haben noch Gesetze und Gerichtshöfe, und ein Mörder darf der Ge rechtigkeit nicht entwischen, wäre es auch der Schwie gervater des Königs. (Fortsetzung folgt.) Vermischtes. Ein Verurtheilter, der dem Gerichts höfe eine Rüge ertheilt. Michael Weinhappel, Bauschlosser von Profeision, stand des Verbrechens des Diebstahls angeklagt vor dem Wiener Landes gericht, war seiner That vollkommen geständig, und cnischuldigle dieselbe mit einer besonderen Noth, ent standen durch Erwerblosigkeit in der rauhen Jahres zeit. Der Staatsanwalt beantragte eine achtmonat liche Kcrkcrstrase, der Gerichtshof erkannte auf eine neunmonailiche Kerkerfftatc. Nach verkündetem Ur theile sagte der Präsident: Sie haben das Unheil gehört, und wenn Sie mit demselben nicht zufrieden sind, steht Ihnen das Recht der Berufung zu. — Angeklagter: Mit dem Unheil bin ich schon nit zu frieden, erstens haben Sie mir mehr gegeben, als verlangt worden ist, und nachher haben Sie die Sache so eingclheilt, daß ich gerade wieder in der Jahreszeit hcrauSkomme, wo nichts zu lhun ist, und ich frisch stehlen gehen kann. Entweder geben Sic mir mehr oder weniger, die Strafe nehme ich nicht an. — Präsident: Von Ihrer angemcldetcn Bc>u- fung nimmt Ler Gerichtshof Kenntniß und erklärt die Verhandlung für beendet. — Schlauheit der Frösche. Die Le bspcise der Wasserschlangen in Aegypten sind die Frösche. Niemand weiß das aber besser als die Frötche, und wenn einer davon seiner Feindin in einem Deiche 26*