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Grohes Hauptquartier, 12 Seprember. (Wtb. Amtlich.) Singegangen nachmittags ^/i3 Uhr Westlicher Kriegsschauplatz: Nordöstlich »an Bixlchoote wurden Teilangriffe, bei Armentieres un^ am La Änssee-Kanal Vorstöße des Feindes abgewiesen. An den Kampffronten entwickelten sich während des Tages unter starkem Feuerschutz mehrfache Jnfanteriegefechte un Vorgelände unserer Stellungen Am Abend heftiger Artillenekampf zwischen den von Arras und Person? auf Cambrai führenden Straßen. Englische Angriffe, die bei Eintritt der Dunkelheit gegen den Ksnaladschnitt Marquion— Hasrincourt oorbrachen, scheiterten v»r unseren Linien-. Auch zwischen Ailette und Aisne nahm das Brtisteriefeuer am Abend wieder an Stärke za. Dis Jnfanterietätigkeit blieb hier auf Vorfeldkämpfs beschränkt. Auf den Höher? nordöstlich von Fismes wurden französische Teilangriffe ab- gewlesen. Erfolgreiche Erknndungsgefechte an der lothringischen Front und in den Vogesen. Der Erste Äeneralquartiermeister Ludendorff. v-m Bericht aus Schncidemuhl lagt, daß der Sonderzug mit etwa 1000 Ferienkindern besetzt war und von Bromberg kam. Er fuhr dicht vor dem Bahnhof Schneidemühl auf einen dort haltenden Güterzug auf. Der Güterzug hatte keine Einfahrt und hielt auf der Strecke. Auf demselben Gleis kam Lei; Ferien-Sonderzug, der bei dem Vorsignal nicht halten konnte und nun auf den Güterzug auffuhr. Mehrere Wagen des Güterzuges wurden eingedrückt. Der Schaffner des Schlußwagens wurde getötet. Von dem Ferien- Sonderzug wurden die ersten Wagen vollkommen zertrümmert. Von den in diesen Abteilen reisenden Kindern sind die meisten sehr schwer verletzt. Die Körper der getöteten Kinder sind zum Teil stark verstümmelt. Die vielen eingedrückten und zerbrochenen Wagen sperren die Gleise. Die Ursache des Unfalles wird auf nicht genügende Bremsmöglichkeit des Feriensonderzuges zurück- gesährt. Der Zugführer hatte bereits unterwegs gemeldet, Laß die Luftdruckbremse versagte. Darauf wurde der Zug mit Bremsern versehen und fuhr unter den Handbremsen weiter. Es gelang nicht, im gegebenen Augenblick mit den Handbremsen die Fahrt des schweren kZuges zum Stehen zu bringen. Unter fortgesetzten Notsignalen und allen erdenklichen Versuchen, das Unheil im letzten Augenblick abzuwenden, fuhr der Zug in die letzten Wagen des Güterzuges hinein. Tas letzte Mittel. Nach „Nieuwe Rotterdamsche Courant" schreibt der Marinesachverständige Les „Daily Telegraph" Archibald Lurd: Trotz aller schönen Ergebnisse, die mit den Abivehr maßregeln der Admiralität und der Marine gegen die U-Boote erzielt wurden, werde noch immer ungeheuer viel Schiffsraum in den Grund gebohrt. Die Er klärung hierfür sei, daß man noch immer mit der voll ständigen Schließung der Nordsee durch Minen zögere. Archibald Hurd verlangt die vollständige Schließung der Nordsee, bei der kein anderer Ausgang übrig bleiben dürfe als einer, der ganz und gar unter englischer Kontrolle stünde, sowie die Rationierung der Länder Nordeuropas, nach einem Plane, der sie vor Mangel, bewahren würde. Hurd weist auf die ungünstige moralische Wirkung hin, die für England entstehen würde, wenn es ihm nicht ge länge, mit dem U-Boot vor dem Ende des Krieges fertig zu werden. Kochs Plan der lctzien Entscheidungsschlacht. In einem Leitartikel über die Ergebnisse der sechs wöchigen Offensive der Verbündeten schreibt die Londoner „Times": Was wir in den vergangenen sechs Wochen erlebt haben, ist die Vorbereitung zu einem entscheidenden Angriff. Es liegen keinerlei Anzeichen vor, daß die Vor bereitungen beinahe beendet sind. Sie wurden sehr geschickt ausgeführt und haben wichtige Ergebnisse erzielt. Nachdem die Vorbereitungen bis zu dem gewünschten Stadium weitergeführt worden sind, ist der Plan des Marschalls. Foch, wie er selbst darlegte, folgender: In dem Endkampf,! ohne im geringsten daran zu denken, Menschen zu sparen, werden alle verfügbaren Kräfte eingesetzt zu einer Schlacht, die an Gewalt und Kraft alle bisherigen Phasen des Krieges übertreffen soll. In diesem Angriff müssen drei Faktoren vorhanden sein: Überraschung, Masse und Schnelligkeit. Auf diesen Tag muß sich die Welt oor- bereiten. Einstellung der Verbandsoffensive's Hm Gegensatz zur englischen Presse, die noch immer weitere Angriffe ankündigt, bereiten die französischen Organe ihre Leser auf einen Stillstand der Operationen vor. So schreibt „Journal des Debats": Alles in allem ist der deutsche Rückzug beendet. Welche Operationen werden jetzt folgen oder ist der Feldzug von 1918 zu Ende? Was auch kommen mag, ein Kapitel der Kriegsgeschichte ist geschlossen. Und „Echo de Paris" schreibt: Unser Ober-, kommando hat zum Grundsatz, sich nicht unnötigerweise Schwierigkeiten auszusetzen. Erwarten wir also nicht, daß unsere Truppen, die eine prächtige Aufgabe erfüllt haben, die Mission erhalten, die Weiterbewegung zu erzwingen auf die Gefahr hin, Verluste zu erleiden, die mit dem zu erzielenden Resultat in keinem Verhältnis stehen. Der Luftangriff auf Mannheim. Am 7. September versuchten unsere Gegner abermals einen Fliegerangriff auf Mannheim-Ludwigshafen. Nach den letzten Mißerfolgen sollte er diesmal unter allen Um ständen glücken, deshalb hatten sie die stattliche Anzahl von 24 de Havilland-Flugzeugen für den Bombenflug angesetzt. Trotzdem blieb ihnen infolge der Aufmerksamkeit und Angriffsfreudigkeit unserer Jagdflieger der Erfolg wiederum versagt. Als das Geschwader die Linien mittags über flogen hatte, wurde es sofort von Jagdfliegern der Front verfolgt und in Kämpfe verwickelt. Dabei verlor der Gegner sein Führerflugzeug. Auf dem weiteren Anflugs stieben ihm Jagdflieger des Heimatluftschutzes entgegen.. In erbitterten Kämpfen verlor der Gegner weitere zwei' Flugzeuge. Wahllos warf er darauf seine Bomben ab,! die nur ganz geringen Sachschaden anrichteten, und! wandte sich schleunigst zur Flucht. Unsere Jagdgeschwader drängten ihm hart nach und brachten noch zwei weitere Flugzeuge über unserem Gebiet zum Absturz. Im ganzen büßte der Gegner also fünf Flugzeuge ein. Wieviel Flugzeuge davon außerdem beschädigt waren, entzieht sich unserer Kenntnis. Mit diesem Erfolge erhöht sich die Zahl der seit April über unserem Heimatgebiet ab- geschossenen feindlichen Flugzeuge auf 67, * Bulgarien will keinen Sonderfrieden. , Die bulgarische Gesandtschaft in Bern setzt der in! westschweizerischen Blättern erschienenen Nachricht von an geblichen Vorschlägen über einen Sonderfrieden, die von Vertretern der bulgarischen Gesandtschaft Vertretern der schweizerischen Regierung gemacht worden wären, eine entschiedene Ableugnung en gegen. Die unzweideutigen Mitteilungen, welche der bulgarische Ministerpräsident über die bulgarische Politik abgegeben hat, dürften als beste Antwort auf die übelwollenden Erfindungen gelten. Postverkehr mii dem Auslände. Gebühren vom 1. Oktober ab. Im Postveikehr mit dem Auslande treten vom 1. Oktober. 1918 ab nachsiehende Gebübisnänderungen ein: 1) Nach Luxemburg gelten für Briefsendungen dieselben erhöhten Gebührensätze wie im inneren deutschen Postverkehr, nämlich für Postkarten 10 Pf., für Drucksachen bis 50 Gramm S Pf., über 50 bis 100 Gramm 7'/- Pf„ über 100 bis 250 Gramm 15 Pf., über 250 bis 500 Gramm 25 Pf., über 500 Gramm bis 1 Kilogramm 35 Pf.: für Warenproben bis 100 Gramm 10 Pf., über 100 bis 250 Gramm 16 Pf., über 250 bis 350 Gramm 25 Pf.: für Geschäftsvapiere und Misch sendungen bis 250 Gramm 16 Pf., über 260 bis 500 Gramm" 25 Pf., über 500 Gramm bis 1 Kilogramm 35 Pf,: Postan weisungen im Betrage bis 100 Mark kosten 25 Pf., über 10R bis 200 Mark 40 Pf., über 200 bis 400 Mark 50 Pf., über 400 bis 600 Mark 60 Pf., über 600 bis 800 Mark 80 Pf.- Für Pakete bis 6 Kilogramm erhöht sich das Porto im Nahverkehr (Bereich der 1. Zone) aus 55 Pf., im übrigen Verkehr auf 80 Pf.: bei Paketen über 6 Kilogramm tritt für jede Sendung zu Len seitherigen nach Gewicht und Entfernung abgestusten Gebührensätzen ein fester Zuschlag von 10 Pf. im Nahverkehr und von 30 Pf. im übrigen Verkehr hinzu. 2) Im Verkehr nach Österreich. Ungarn und Bosnien« Herzegowina wird.das Porto für Postkarten ebenfalls auk 10 Pf. erhöht.' Die Gebühr fürÄrumachen betragt vet einem' Gewicht bis 50 Gramm 5 Pf., über 50 bis 100 Gramm 7V-Pf., über 100 bis 200 Gramm 15 Pf. und für jede weiteren 100 Gramm 5Pf. mehr. Blindenschriftsendungen (nur nach Osler« reich und Bosnien-Herzegowina zugelassen) kosten bei einem Gewicht bis 60 Gramm 5 Pf-, über 50 bis 100 Gramm 7V- Pf., über 100 Gramm bis I Kilogramm 15 Pf., über 1 bis 2 Kilogramm 25 Pf., über 2 bis 3 Kilogramm 35 Pf. Für Pakete bis 5 Kilogramm erhöht sich das Porto im Verkehr nach Österreich auf 75 Pf., nach Ungarn auf 95 Pf., nach Bosnien-Herzegowina (auf dem Wege über Österreich und Ungarn) auf 115 Pf.: die entsprechenden Gebührensätze für sperrige Sendungen sind: 105 Pf.. 135 Pf. und 165 Pf. 3) Dieselben Portosätze wie zu 2. gelten für Postkarten und Drucksachen nach dem österreichisch-ungarischen Militär« Generalgouvernement Lublin sowie für Postkarten nach den österreichisch-ungarischen Militär-Generalgouvernements Bel« grad (Serbien) und Cettinje (Montenegro). 4) Im Grenzverkehr (Verkehr zu ermäßigten Gebühren sätzen für die Anwohner Ler Reichsgrenze) nach Dänemark wird die Gebühr für Geschäftspapiere bis '1.00 Gramm auf 15 Pf. festgesetzt. 5) Die erhöhten Gebührensätze Les inneren deutschen Verkehrs werden vom 1. Oktober ab auch für Briefsendungen und Postanweisungen im Verkehr mit dem Generalgouverne ment Warschau und dem Postgebiet des Oberbefehlshabers Ost (Baltische Land und Litauen) erhoben. i i Die Gebühren der vorstehend nicht aufgeführten Post sendungen nach den Ländern und Gebieten unter 1. bis S. pleiben unverändert. Dasselbe gilt von dem gesamten Post oerkehr mit dem übrigen Auslande, indem nach wie vor di« Weltvostsätze erhoben werden. Neueste Meldungen Kaiser Wilhelm in Esten. Este::, 11. Sept. Auch heute besichtigte der auf Villa Hügel weilende Kaiser wieder eine Reihe von Betrieben der Kruppschen Gußstahlfabriken und hielt später in der Friedrichs- Halle vor etwa 1500 Arbeitern und Angestellten eine Ansprache, die mit brausendem Jubel ausgenommen würde. Die erste russische Zahlung eingetroffen. Berlin, 11. Sept. Die nach dem deutsch - russischen Finanzabkommen am LV. September fällige erste Rate der russischen Gold- und Rubclzahlungcn ist gestern in Orscha eingctroffen und von Beauftragten der Reichsbank über nommen worden. Die überlieferten Werte bestehen aus 42 680 Kilogramm Feingold und 90 900 000 Rubel in Banknoten. Der planmässige deutsche Widerstand. .Genf, 11. Sept. Das französische Blatt „Pcogrss" gibt' Stimmen aus leitenden Militärkreisen wieder, wonach die deutschen Frontbewegungen als Höchstmaß planmäßigen Wider standes, vornehmlich infolge umfassender Ausnützung der tech nischen Hilfsmittel, zu betrachten seien. Die den Deutschen pingst geglückte Schaffung neutraler Frontzonen trage erheblich dazu bei, das Tempo des Angreifers zu verlangsamen. „Dsbats" hält die Mitte Juli begonnene Epiwde der Kriegs geschichte im wesentlichen für abgeschlossen. Unerschütterliches Vertrauen zu Ludendorff. Genf, 11. Sept. Der „Temps" hebt hervor, daß ge fangene deutsche Offiziere ein geradezu uncrschütterliche- Bertrauen in die Person des ersten GeneralguartiermcisterS Ludendorff setzen. Die gefangenen Offiziere find von dem schließlichen Sieg der Deutsche« vollkommen überzeugt. Dfe ausgezeichnete deutsche HecrcSführuug. Amsterdam, 11. Sept. Der militärische Mitarbeiter der! „Tijd" weist in einer Betrachtung über die Lage an der West»! front auf den ungewöhnlich günstigen Verlauf des deutsche!« Rückzuges hin. Er betont, daß Rückzüge die schwierigsten Kriegsbandlungen seien, und da die deutschen Rückzüge bisj jetzt ohne ernstliche Schlappen verlaufen seien, könne mast daraus aut eine ausgezeichnete Führung und die Moral der einzelnen Soldaten schließen. > Bedingte Todesurteile der Sowjetregierung. Zürich, 11. Sept. Die „Neue Züricher Zeitung" erfährt von der russischen Grenze, daß die Sowjetregierung in Moskau eine Anzahl weiterer Todesurteile fällte, jedoch diese mit bedingtem Strafvollzug erklärte. Falls die sozialrevo lutionäre Partei versuchen würde, ihre Pläne gegen di« Sowjetregierung durchzuführen, so würden sämtliche weiteren Todesurteile, und zwar mehrere tausend, sogleich vollstreckt werden. Entdrckung^eine» DoppelraubmordeS in Berlin. Berlin, 11. Sept. Vor einigen Tagen war der seit 18 Jahren beim Hauptpostamt beschäftigte Geldbriefträger Weber verschwunden. Der 67jährige Mann wurde heute mittag in der Wohnung der Zimmervermiete! in Marie Rühle, Svandauerstraße, mit durchschnittener Kehle ermordet und beraubt aufgefunden. Auch die Zimmervermieterin ist auf gleiche Weise ermordet worden. Von den Tätern fehlt bisher noch jede Svur. Role Kosen. Roman von H. Courihs-Mahler. 80j „Ja, Miß Gladhs, es ist sehr sonderbar. Aber es Wird sein, wie Sie denken, der Offizier wird ein guter Bekannter sein von Josta von Waldow. Und sie muß Ihnen sehr ähnlich sein," erwiderte die mit Maggie Angeredete. Miß Gladhs nickte mit glänzenden Augen. „Du kannst dir wohl denken, meine gure Maggie, datz ich nun Noch ungeduldiger geworden bin, Josta von Waldow von Angesicht zu Angesicht gegenüber zu stehen. Wenn wir hier in Berlin unsere Einkäufe besorgt haben, hoffe ich Nachricht zu haben, wo sie lebt und wo ich sie finden kann. Dann reisen wir sogleich ab. Weiht du, meine gute Maggie, datz ich am liebsten den jungen Offizier nach ihr gefragt hätte?" „Das kann ich mir denken, Mißchen. Ich an Ihrer Stelle hätte es auch getan. Mitz Gladys lachte. „Ach. er hätte mich sicher strafend angesehen und mir Lie Auskunft verweigert. Hier in Deutschland ist das anders als bei uns drüben in Amerika. Hier ist Las unpassend." „Ja, Mitz Gladys, dann ist es gut. Sie haben es nicht getan," sagte Maggie. Graf Rainer war mit seinem Juckergespann zur Station gefahren, nm seinen Bruder Henning abzu- hoien. Herzlich und warm, wie immer, begrüßten sich die Brüder. Aber aus Hennings Augen flog ein hun griger, sehnsüchtiger Blick nach dem Wagen hinüber. Or hatte gehofft, Josta würde mit am Bahnhof sein. Aber er fragte nicht nach ihr. , Ein wenig besorgt sah Graf Rainer in das etwas schmal gewordene Gesicht des Bruders, aus dem die Augen so seltsam herausschauten. „Tu siehst nicht sehr wohl aus, Henning?" fragte er, als er Arm in Arin mit dem Bruder zum Wagen ging. Henning lachte scheinbar sorglos. „Wie das so nach dem Manöver ist, Rainer. Man hat nicht immer gute Quartiers, und die Strapazen vertreiben den Garnisonsmilchspeck." „Davon ist allerdings bei dir nichts zu merken. Nun, in diesen Wochen wirst du dich schon wieder heransmachen; meine Josta wird dich nach Kräften pflegen und verwöhnen," scherzte Gras Rainer. Und nun konnte Henning endlich von Josta sprechen. „Wie geht es ihr?" fragte er, seine Stimme Festig keit gebend. „Gott sei Dank, gut, Henning. Sie hat sich in Nürnberg gut eingelebt. Nur ein wenig still war sie in der letzten Zeit. Doch das wird sich finden. Ich hoffe viel von deiner guten Laune und deinem fonnigen Frohsinn. Das ist es wohl, was Josta fehlt. Gerlinde und ich, wir sind zu ernst und gesetzt als Gesellschaft für so ein junges Blut. Josta wird uns übrigens ein Stück mit Gerlinde entgegenkommen zu Fuß nach Hause." Graf Henning fiel es nicht auf, daß sein Bruder gegen seine Gewohnheit ein wenig viel sprach. Er hatte zu viel mit sich selbst zu tun. „Gewiß, es ist mir sehr recht. Wie steht denn Josta mit Gerlinde?" „Ausgezeichnet. Sie sind viel zusammen. Gerlinde ist fast den ganzen Tag im Schlosse. Es ist ihr im Witwenhaus natürlich sehr einsam. Und wir können ja auch nur gewinnen, durch ihre Gesellschaft." Henning atmete tief auf. Es war ihm eine Er leichterung, daß er hörte, Rainer und Josta seien wenig allein. Sie hatten den Wagen bestiegen, und die Pferde liefen im schnellsten Tempo die Chaussee ent-^ rang. Der kleine Gepäckwagen mit Gra, ^enningÄ Diener folgte etwas langsamer. Dann bog der Wagen in den Ramberger Forst ein, daraus ging es über Wiesen und Felder, un8 bann wieder durch herrlichen Buchenwald, bis an den Park von Ramberg. z Noch ehe sie das Parktor erreichten, sahen die Herren weiße Kleider und farbige Sonnenschirme durch das Laub schimmern. Es war ein sehr warmer, son- nwer Sevtembcriaa. „Da sind die'Damen schon!" ries Rainer, una hielt den Wagen an. Er warf dem Begleitdiener dis Zügel zu und fprang ab. Graf Henning hatte Zeit, sich zu fassen. Seine Augen flogen hinüber zu Josta. Er sah nur sie — Gerlinde bemerkte er gar nicht, sah nicht, datz sie ihn mit scharfen, forschenden Augen beobachtete. Für ihn ging die Welt jetzt völlig unter, er sah und wutztq nichts, als daß da eine schlanke, holde Lichtgestalt auj! ihn zukam, mit dem schönen, lieben Gesicht und dunk len, zärtlichen Augen. Und das Lächeln, das bei seinem Anblick über -hr Gesicht flog, dies Lächeln, das aus einer gütigen Frauenseele geboren ward, es legte sich wie Balsam aus die Wunde seines Herzens. Ihm war, als berühre er den Boden nicht mit seinen Füßen, als er auf sie zueilte und, ihre Hand ergreifend, seine Lippen darauf preßte. Ein tiefer Atemzug hob seins Brust, und vorläufig war nun ein tiefer, seliger Frieden in seinem Herzen. „Willkommen, lieber, lieber Henning, willkümmen daheim in Ramberg", sagte Josta mit ihrer klaren, warmen Stimme sehr herzlich und erfreut. „Grütz Gott, liebe Josta!" rief er und sah mit ! leuchtenden sonnigen Augen in ihr Gesicht, in ihre Augen hinein. Und ihm war, als sei er schon ganz genesen, ganz glücklich und zstf-risden, als sei alle sehn süchtige Unrast auf immer von ihm abgefallen. Tief bewegt sah er, datz aus den Tiefen ihrer Augen ein wehmütiger Ernst leuchtete. Nein — glückliche Frauen angen waren das nicht, das sah er sogleich, wie es Gerlinde auch gesehen hatte, als Josta nach Ram berg kam. Auch aus Rainers Augen hatte ihm kein heUesp wolkenloses Glück entgegengelacht. Das hatte Henning unterwegs gesehen. Und so sehr er sich darum ver dammte, kam es doch wie eine Erlösung über ihn, als er die Gewißheit hatte, datz Rainer und Josta nicht restlos glücklich waren miteinander. , „Guten Tag, Vetter Henning — ich bin nämlichj auch da", scherzte Gerlinde jetzt neben ihm. i (Fortsetzung folgt.)