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nicht an jedem Orte einige Männer finden, die "M dem nüthigen Geschick den guten Willen ver enden, Kenntnisse zu verbreiten und die jungen Leute vom Kartentisch abzuziehen? Gewiß würden Geistliche und Lekrer sich mit Freuden bethciligen, besonders den ersteren böte sich hier ein weites, dankbares Feld der Wirksamkeit. — Wie die körperliche Entwickelung der Kinder eine ^dr verschiedene ist, so auch die geistige. Wahrend das eine wie ein Pilz in warmer Sommernacht in die Höhe schießt, bleibt das andere zu seiner und der Eltern Verzweiflung klein. Da plötzlich im 15. dis 16. Jahre fangt der Knoten an zu reißen, wie die Leute sagen, und in kurzer Zeit ist das erste ^geholt. So auch mit dem Geiste. Wie im Traume -eht manches Kind einher, der Lehrer ärgert sich dber den Dummkopf, die Mitschüler verspotten ihn: Mötzlich regen sich die Schwingen und er holt in dnem Jahre nach, wozu Andere 5, 6 Jahre ge baucht haben. Gerade recht häufig beobachtet das '!r Lehrer im letzten Schuljahre. Aber eben da daß das Kind die Schule verlassen, die Bildung hch unterbrochen. Bei manchen tritt dieser Wende- Mt gar noch später ein, Niemand achtet darauf, Niemand pflegt die erwachenden Keime und sie Men vertrocknen. Der berühmte englische Dichter Thomson galt auf der Schule für einen ausge dachten Dummkopf; Zschocke, der Verfasser der Kunden der Andacht, wurde von der Schule fort- Wckt, weil er zu einfältig sei zum Studiren.— , Unsere Zeit macht immer höhere Ansprüche an i> jungen Leute; je tüchtiger einer gebildet ist, je ^hr er gelernt hat, desto leichter wird er sein ^«kommen finden. Die Schule reicht nicht mehr dis; wer da glaubt, er habe genug gelernt, wenn ^die Schule verlassen hat, der wird's einst bitter ^uen, er wird den Schaden, den er sich selbst ^ügt, einseben, wenn er selbständig ist, aber dann 'Ht's: Zu spät! — Zur Eisenbahnfrage. Die schon tief gesunkenen Hoffnungen Wilsdruffs si eine Eisenbahn sind wieder lebendiger geworden .?kch die Vorlage der königl. Staatsregierung an Ständeversammlung vom 10. Mai. Unter den Eisenbahn-Projekten, die der Regierung vor- Kn, hat dieselbe die Linien Döbeln-Dresden und ?deln» Leipzig der Kammer empfohlen. Dem in , 'sden erscheinenden „Eommun al blatt" ent- ?!Mn wir darüber Folgendes: ,,Die Länge der Linien wird je 8 Meilen mit einem Kosten- ^ande von je 4 Mill. Thlr. betragen, die Ge- I-Mtbahn Leipzig-Döbeln-Dresden also sich auf ^Meilen und 8 Mill.Thlr. Kosten stellen. Bedenkt ; daß vor dreißig Jahren Leipzig und Dresden halb so großer Einwohnerzahl und ohne eine von Anschlußbahnen oder Durchgangsverkehr ^Eisenbahn tragen konnten, daß sie jetzt doppelt ^wß und zugleich Hauptknotenpunkte eines all- ^inen Bahnnetzes geworden sind, sowie daß die 171 an der Mulde zwischeninne liegenden Städte Grimma, Leisnig, Döbeln, Roßwein, ohne Eisenbahn den entsprechenden Stationen der Leipziger Bahn an Bedeutung so ziemlich die Waage gehalten haben, so kann man die Lebensfähigkeit des Projects nicht bezweifeln. Die Regierung muß auch die Möglich keit der Verwirklichung auf dem Wege des Actien- unternehmens in nicht ferner Zukunft präsumiren, denn sie beantragt die Ermächtigung zur Erthcilung des Expropriationsrechtes. Vor der Hand schweben allerdings noch Strei tigkeiten über die Details der Linie, sowohl auf der Leipziger als auf der Dresdner Seite. In jenem Theile beabsichtigt nämlich die Leipzig-Dresd ner Bahn die Erbauung einer Zweigbahn von Borsdorf nach Grimma, wodurch sie den Kopf, ähnlich wie bei Erbauung der Dresden- Meißner Bahn an der früheren projectirten Dresden- Döbelner Linie, in ihre Hand bekäme und das Entstehen des unselbstständigen Mittelstücks, mithin die Eoncurrenz mit ihrer eignen Bahn auf deren ganze Länge zu verhindern im Stande wäre. Die' Regierung will deshalb, so lange das weitere Pro jekt in Frage ist, auf keine Concessionscrtheilung für Borsdorf-Grimma eingchen, obgleich cs dort nicht einmal des Expropriationsgesetzes bedürfen würde, indem, wie bei Coswig-Meißen, alle Grundstücke aus freier Hand erkauft werden sollen. — Am an dern Ende der Linie schwebt der Streit zwischen den Touren Dübeln-Nossen-Wilsdruff, Döbeln-Meißen und Döbeln-Freiberg oder Tharandt. Die letzteren eignen sich, abgesehen von der Schwierigkeit des Anschlusses, schon des halb nicht, weil auf diese Weise das große Unter nehmen stets von einer andern kleinen Bahn ab hängig bliebe, Döbeln-Freiberg würde übrigens ebenso wie Döbeln-Meißen einen ziemlichen Abweg, letzteres außerdem noch eine gewaltige verlorene Steigung involviren, und der Bahn alle die Be triebs-Schwierigkeiten der Dresden-Freiberger Linie aufhalsen. Die Regierung hat deshalb bei beab sichtigter Concessionscrtheilung die Linie über Nossen und Wilsdruff vor Augen, welche zwar dem Mul- denthale, als der von der Natur gebahnten Straße, so lange sie mit der Hauptbahnrichtung zusammen fällt, nach-, dann aber direkt auf's Ziel losgeht." Mögen also auch von Seiten der Leipzig- Dresdner Eisenbahn-Gesellschaft Vermessungen in Tanneberg, Rothschönberg rc. vorgenommen werden, um eine Linie Nossen-Meißen herzustellen: seitdem sich die königl. Negierung für die Linie Nossen- Wilsdruff-Dresden entschieden hat, hat jene Ge sellschaft keine Aussicht mehr, die Concurrenzbahn zu verhindern. Unter dem Apfelbaume. Unter dieser Ueberschrift bringt Berthold Sigismund den Lesern der Essener Zeitung eins anziehende „Maibctrachtung," aus welcher wir hier einige Sätze wiederzugeben uns gestatten,