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Wochenblatt Ml. für Äilsöruff, Tharanb, Nossen, Siebenlehn und die Umgegenden. Amtsblatt für das Königl. Verichtsamt Wilsdruff und den Stadtrath daselbst. Freitag, den 3. Juni 1864. 22, - Verantwortlicher Redacteur und Verleger: A. Lorenz. Von dieser Zeitschrift erscheint alle Freitage eine Nummer. Der Preis für den Vicrteljahrgang beträgt 10 Ngr. und ist jedesmal vvlauszubezahlen. Sämmlliche Königl. Postämter nehmen Bestellungen darauf an. Anzeigen, welche im nächsten Stück erscheinen sollen, werden in Wilsdruff sowohl stil der Nedaclion), als auch fn der Druckerei d. Bl. in Meißen bis längstens Donnerstag Vormittags » Uhr erbeten, Inserate nur gegen sofortige Bezahlung besorgt, etwaige Beiträge, welche der Tendenz des Blattes entsprechen, mit großem Danke «Ngknommcn, nach Befinden honortrt. Die Ncdaction ^7 — Umschau. Als vor Wochen die europäischen Gesandten sich zum ersten Mal am grünen Tisch in London iiiederließen, galt Herzog Friedrich und sei« Recht bei ihnen nicht viel mehr als eine Schau münze oder gar ein verschlagener Groschen; jetzt steht er bei ihnen in hohem Cours und über ein Kleines, so zahlt Oesterreich noch ein Agio. Dieses Wunder hat Herr v. Bismarck mit seinen Einver- leibungSplänen bewirkt, die allzulaut betrieben wur den. Alle Mächte haben lieber das Londoner Pro tokoll in Fetzen gehen lassen und wollen lieber dem Herzog Holstein und ein Stück von Schleswig gönnen, als Preußen das Meer und seine Hafen. Ehe eS den preußischen Bundesgenossen einen fal schen Schritt thun läßt, will Oesterreich lieber selbst das Rechte thun, den Herzog Friedrich anerkennen und seine Anerkennung im Bundestage betreiben. — Die deutsche Parole aber muß von jetzt an in und außer der Konferenz sein: ganz Schleswig, keine Theilung! Jetzt find wir an einem wichtigen Wende punkte angckommen, und es wird sich nun fragen, ob die deutsche Diplomatie zu behaupten versteht, was daS Schwert gewonnen hat. Das Project einer Theilung Schleswigs hat nur scheinbar Man ches für sich, entspricht aber weder dem Rechte, koch dem deutschen Interesse, namentlich in mili tärischer Hinsicht. Wir haben das ganze Festland von Schleswig erobert und für Asien ein Pfand an Jütland — sollen wir nun wieder hcrausgeben, was schon durch das Recht der Eroberung unser gehört? Es ist natürlich, daß uns die vermittelnden Mächte nicht gleich Alles anbieten werden, deshalb soll Deutschland ja nicht, wie es Vieler Ansicht ist, gleich zulangen. Haben die Neutralen nicht zum Schwerte gegriffen, um Dänemark ganz Schleswig- Holstein zu erhalten, so werden sie eS nunmehr schwerlich ziehen, um ihm einen unverdienten Theil zu retten. . . .ck Die Dänen lieben Hobes Spiel und wollen auch jetzt lieber den Krieg forsietzcn, als ein Stück Schleswig fahren lassen. Zur See sind wir unsern Gegnern überlegen, sagen sie, der Sommer ist uns günstig, führen wir den Krieg fort. Ter arme Protokollkönig wird von seinen Kopenhagenern ge waltig bestürmt und kämpst mit sich selbst. Preußen und Oesterreich halten, sich daher auf Fortsetzung des Krieges gefaßt und verhandeln, wie man sagt, über die Bereinigung ihrer Schiffe unter Einem Oberbefehl. Nach ^tägigen Vcrlcgenhests-Ferien.bat die Londoner Eonserenz am 28. Mal zum ersten Male wieder getagt. Die Umstände sind gründlich andere geworden: das Londoner Prolocoll und die Personai-Union find von allen Mächten aufgegeben, auf dem Tapete steht die Theilung Schleswigs und das Erbrecht des Herzogs Friedrich von Augusten burg. Oesterreich und Preußen ersuchen die Kon ferenz, den Herzog Friedrich aufzufordcrn, daß er seine Erbfoigeansprüche auf Schleswig-Holstein be gründe, indem sie gegen seine Anerkennung „im Principe" nichts einzuwcnden hätten. DaS ist etwas und viel, aber noch nicht das Rechte. Ihrer einen Forderung, daß Schleswig- Holstein ganz frei werde von Dänemark, müssen die deutschen Mächte die andere hinzusügen, daß ganz Schleswig-Holstein frei werde von Dänemark. Das heißt also: keine Tveilung Schleswigs, am wenigsten eine solche, bei welcher Dänemark den Löwenantheil erhalten würde. Diese Theilung wäre