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Graf Durian an die deutsche Presse. Reichsdeutsche Pressevertreter in Wien. Wien, 10. September. Bei dem EmpfangSabend, den der Wiener Journalisten- v»d Schriftsteller-Verein .Concordia* heute zu Ehren der in Wien weilenden Vertreter der reichsdeutschen Press« veranstaltete, begrüßte der Minister des Äußeren Graf Burian dre Gäste mit einer längeren Ansprache, in der er u. a. ausführte: Das Bündnis, das «nS mit Deutschland vereint, ist «ich» bloß ein papterne» Dokument, dessen Klauseln wir uns pünktlich zu erfüllen begnügen; daS Bündnis ist ein organischer Bestandteil unseres äußeren politischen Lebens geworden. Daher ist auch der einvernehmlich beabsichtigte Ausbau des Bündnisses nicht eine Zufallsschöpfung der Zweckmäßigkeit, sondern die logische Folgerung der Ent- Wicklung seiner rein defensiven, friedensichernden Zwecke. Diesen organischen Charakter des Bündnisses hat nun die deutsche Presse in der Feuerprobe dieses Krieges stets zum Ausdruck und zur Geltung gebracht. Wenn wir einen Rückblick auf die langen, schrecklichen Kriegsjahre werfen, so finden wir in der deutschen Presse Treue_ und Hilfs-i bereitschaft, Mitgefühl in Freud und Leid für den Ver bündeten, dafür sei Ihr immerwährender Dank. Es soll hiermit nicht gemeint sein, daß die deutsche Presse sich das Recht der Kritik über österreichisch-ungarische Dinge oder die Freiheit ihrer Meinungsäußerung über uns versagt habe. Das hatten wir nie erwarten dürfen, und könnten wir auch diesbezüglich keine Vorwürfe machen. Unsere Presse hat es an Freimütigkeit da, wo sie Anlaß zu haben glaubte, auch nicht fehlen lassen. Allein es kommt alles auf den Geist an, in dem die Kritik geübt wird, und dies ist bei der deutschen Presse stets der Geist des freundschaft lichen Strebens nach Verständigung. Ernst ist der. Augenblick, in welchen Ihr Besuch bei uns fällt. D.ie große Sorge drückt uns. Aber wir kennen keine Berzagtheit. Sie können sich hier überzeugen, daß wir ebenso wie Deutschland ohne Furcht und Übermut aufrecht im Verteidigungskampfe stehen, jede Verantwortung ablehnend, für dessen uns vom Feinde gänzlich.nutzlos und verbrecherisch aufgezwungene Verlängerung. Kein Teil kann bis zum Ende eines Krieges des Ausgangs sicher sein, aber es ist von keinem Teil zu erwarten, daß er auf die Möglichkeit des militärischen Sieges verzichtet. Das eine ist jedoch sicher, daß es noch furchtbar viel Blut, unendliche Zerstörung kostbarer Gütern unserer gequälten Erde kosten müßte, bis das Ende durch ein militärisches Niederringen des Gegners erreicht würde, wenn dies überhaupt möglich ist. Es ist nicht denkbar, daß selbst die zuversichtlichste Hoffnung auf den Endsieg es der gegnerischen Seite ge stalten könnte, sich auf die Dauer der Überlegung zu ver schließen, ob sie dennoch weiter die ungeheuerlichen An strengungen und Opfer rechtfertigen kann, um Prinzipien durchzusetzen, die nicht ihr Monopol sind, oder um die inneren Angelegenheiten anderer Völker zu ordnen, die das ganz gut selbst besorgen können. Unsere Gegner mögen nur Gelegenheit geben, in ruhiger Rede und Gegenrede — es ließe sich an irgendeine direkte informative Aussprache denken, die noch längst, keine'Friedensverhandlungen wären — alles zu erörtern und abzuwägen, was die kriegführenden Parteien heute: voneinander trennt, und es wird vielleicht bald keines weiteren Kampfes bedürfen, um sie einander näher zubringen. Wir wollen zu einer gegenseitigen Ver ständigung nach Kräften beitragen und die Wege ebnen helfen mit versöhnlichem Sinn, solange es aber nottut, ausharren in treuer, entschlossener, gemeinsamer Abwehr. Sie aber und Ihre hochgeschätzten Berufsgenossen in unserem Land sind berufen, auch weiter wie Sie es bisher getan, an der großen Aufgabe mitzuwirken, daß dieser Geist, der unsere herrlichen Truppen beseelt, der unsere tapfere Bevölkerung im Hinterlande hilft, alle Leiden und Entbehrungen zu ertragen, gehütet und gepflegt werde. Graf Wedel über Diplomatie und preffe. Im Anschluß an die Ausfühtungen des Grafen Burian hielt der deutsche Botschafter Graf Wedel eine Rede. Er bankte der Stadt Wien und dem Verein „Concordia* für die erwiesene Gastfreundschaft und wandte sich dann der Aufgabe der Diplomatie und der Preffe zu: Die Presse hat die hohe Aufgabe, die Wahrheit zu verkünden. Was gut und dauernd ist in dieser Welt, be ruht auf der Erkenntnis der Wahrheit, was nicht echt ist, hat keinen bleibenden Bestand. Man hat wohl gesagt, der Diplomat habe die Aufgabe, die Wahrheit zu verheim lichen. Das ist ein Scherzwort. Zutreffend ist es nicht oder vielleicht bester gesagt, nicht mehr. Das Kapital der modernen Diplomaten ist das Vertrauen, Vertrauen da heim und Vertrauen im Lande seiner Beglaubigung. Ein Diplomat, der kein Vertrauen genießt, wird schwerlich gute Erfolge erzielen. Auch die Presse hat die Aufgabe, aufklärend zu wirken. Sie wendet sich mehr an dir Öffentlichkeit, der Diplomat vorzugsweise an die Regierungen. Das muß Hand in Hand gehen und muß harmonieren und darum, meine Herren, erbitten wir auch Ihr Vertrauen. Wir find ja leider auch gezwungen, in dieser neidischen Welt zum Kampfe zu rufen, aber eine schönere und be friedigendere Aufgabe ist es gewiß, Freundschaft zu pflegen mit denen, die ihrer wert sind und sie zu erwidern. Patriot sein, heißt nicht, das Ausland, sondern das Vaterland lieben und ihm dienen je nach der Art des Berufes. Wir aber Diplomaten, Schriftsteller und Vertreter der Presse, wir kämpfen mit geistigen Waffen und unsere vornehmste Aufgabe wird es immer bleiben, moralische Eroberungen zu machen für unser Vaterland. Moralische Eroberungen kann man aber nur machen, wenn man die Wesensart anderer versteht uud berücksichtigt. Den Wunsch möchte ich heute in dieser auserlesenen Gesellschaft zum Ausdruck bringen, daß es einer harmonischen, vertrauensvollen und zielbewußten Zusammenarbeit von Diplomatie und Presse gelingen wird, die alte glänzend bewährte Freundschaft zwischen Osterreich-Ungarn und dem Deutschen Reiche zu fördern, zu festigen und zu vervollkommnen zum Heil» unserer geliebten Heimatlands. Tie geringen deutschen Verluste. „Giornale d'Jtalia* warnt in einer von den italienischen Zeitungen viel beachteten Berner Korrespondenz vor allzu großem Jubel in bezug auf den deutschen Rückzug. Die Verluste des deutschen Riesenheeres seien verhältnismäßig, gering, wie dies auch durch die Gefangenenzahl der Ver-' bündeten bestätigt werde. Unter diesen Umständen bleibe eine deutsche Überraschung in Frankreich immer noch möglich. Mit ihren Divisionen seien die Deutschen immer imstande, gestützt auf die Siegfriedlinie, eine wirksame Defensive durchzuführen. Vormarsch -es Verbandes in Rußland. Gegen die finnische Grenze. Stockholm, 10. September. Die finnische Zeitnng „Uufi Päivä" berichtet, daß Gntentetrnvven im südlichen russischen Karelien ans dem Marsch nach der finnländischcn Grenze seien. Am 27. August haben sie das Kirchdorf Fyskyjärvi angefallen und dort die Wachtmannschaft vertrieben. In gleicher Zeit wird auS Wladiwostok berichtet, daß die Japaner den Vormarsch über den Amur angetreten haben. Jyskyjärvi lieg-t über 100 Kilometer von der Murman bahn entfernt und 100 Kilometer von der finnländischen Grenze. Schon vor einigen Tagen wußten neutrale Blätter von einem allgemeinen Vormarsch des Verbandes in Rußland zu berichten. Er scheint jetzt ins Werk gesetzt zu werden. In Moskau ist man auf alle Möglichkeiten vorbereitet und rüstet eifrig zum Kampfe gegen England. Eine russische Rechtfertigung. . Das Moskauer Organ der Räteregierung „Jswestija* veröffentlicht eine Erklärung Tschitscherins gegen die Drohungen des Verbandes. Der Volkskommissar führt darin aus. daß Englands und Frankreichs Vertreter in Rußland Verschwörungen angezettelt hätten in derselben Zeit, wo zwischen den Regierungen Verhandlungen über den Austausch von diplomatischen Vertretern schwebten. Er entwickelt noch einmal den Verlauf der Petersburger Verschwörung Lockharts und kommt zu dem Schluß, daß Rußland unbedingt zum Selbstschutz greifen mußte. Das Dokument rechtfertigt die Verhaftung von Angehörigen des Verbandes und schließt: Wir verbleiben bei unserem früheren Antrag, von Repressalien in dem Falle abzu sehen, wenn solche seitens der Verbandsmächte aufhören, rwe wir darüber oftmals Erklärungen abgaben. Ich wiederhole, daß die von uns unternommenen Vorsichts- amuhren. Chinesisch« Truppen in MoSkan. ' Mit einigen Tagen stehen sämtliche RegierungSgebäude ausschließlich unter der Bewachung von chinesischen Truppen, da die finnischen und lettischen Regimenter, dre bisher dre Leibwache der Volkskommissare bildeten, an die Front a^ gegangen sind. Die chinesischen Regimenter rekrutieren sich in der Hauptsache aus Arbeitern, die früher beim Bau der Murmanbahn beschäftigt waren, und die einen geringen Sold erhalten, sowie außerdem hinsichtlich ihrer Ver pflegung sehr anspruchslos sind. Vom Lage. Der amerikanische MartnestaatSIekretär Daniels, der aus dem Journalistenberuf hervorgegangen ist, erklärte dem Washing toner Berichterstatter des Mailänder „Secolo*, daß die Flotte der Vereinigten Staaten die mächtigste der Welt sein werde. Das Marineamt beabsichtige nicht, einem besonderen Schiffstppus den Vorzug zu geben, sondern sei von dem Grundsatz geleitet, eine starke Flotte zu schaffen, wie eS der Union als größter Weltmacht zieme. Darüber werden sich besonders, die Engländer herzlich freuen, und die dicke Freund schaft zwischen John Bull und Onkel Sam muß bei dem l interessanten Schiffsbaumatch immer noch dicker werden, fo k dick, daß sie eines Tages auseinandergebt. Die „New Bork Evening Post* schreibt in einem Leit artikel: „Die Gegenwart von 300000 Amerikanern an der? Front hat zu einem guten Teil dazu beigetragen, das Kriegs glück zu wenden.* Hier haben wir zum erstenmal ein Be kenntnis. das sich von früheren Angaben wesentlich unter scheidet. Wenn von 1260 000 Amerikanern, die im August ver schifft waren, nur 300 000 an der Front standen, muß der Rest entweder noch in der Ausbildung begriffen sein, oder er muß in der Hauptsache dazu verwandt werden, Frankreich zu einem amerikanischen Gebiet zu machen, auf dem man nicht nur amerikanische Häfen anlegt, sondern auf dem man sich auch sonst noch für die Dauer häuslich einrtchtet, genau wie die englischen Vettern auch. i politische Rundschau. Deutsches -reich. » Die Gerüchte von einer bevorstehenden Kanzler krise beschäftigen die Blätter aller Parteirichtungen. In den Organen der Linken wird die Anschauung vertreten, daß die Frage der preußischen Wahlreform wahr scheinlich zu einem Regierungswechsel führen wird, falls die Reichsregierung für das Zustandekommen des gleichen Wahlrechts in Preußen nicht eintreten will oder kann. In diesem Zusammenhang haben der Franks. Ztg. zufolc« Politiker verschiedener Stellung und verschiedener Richtung auch daran gedacht, daß sich unter den neuen Männern, die in die Regierung eintreten könnten, im Interesse der Erhaltung der ferneren Einheit und Kraft auch ein geeigneter Führer der Sozialdemokratie befinden müsse. Großbritannien. X Die Rekrutierung in Irland hat trotz der unaus gesetzten Bemühungen Lord Frenchs in den letzten drei Monaten nur ein Ergebnis von 3790 gehabt. Da General French bis zum 1. Oktober mindestens SO 000 Rekruten fordert, um aus die allgemeine Wehr pflicht in Irland verzichten zu können, wird fick die englische Regierung sehr bald wieder der Frage der irischen Wehrpflicht gegenüber finden. Dänemark. X Der zehnte nordische interparlamentarische Kongrest schloß seine Tagung ab, nachdem er einstimmig folgende Resolution angenommen hatte: Der dauernde Friede wird am besten durch die Errichtung deS Völkerbundes gesichert. Es wäre von größter Bedeutung, wenn der Völkerbund auf der gegenseitigen Verpflichtung der Staaten aufgebaut würde, jeden Streitfall, der nicht durch diplo matische Mittel lösbar ist, friedlicher Behandlung zu über geben. Die Versammlung fühlt sich überzeugt, daß schon ein grober Schritt zur Beendigung des Krieges getan wäre, wenn von verantwortlicher Seite bei beiden krieg führenden Gruppen dem Gedanken des Völkerbundes vor behaltlos zugestimmt würde. Englische und französische Angriffe gescheitert. maßnahmen sich ausschließlich auf die englisch« und fran zösische Bourgeoisie beziehen, und daß wir keine Arbeiter Role Rolen. Roman von H. Courths-Mahler. 79) Während des Manövers war Henning etwas von seinem Schmerz und seiner Sehnsucht abgelenkt wor den. Aber nun er nach Berlin zurückgekehrt war und mehr freie Zeit hatte, konnte er seinen Gedanken unge-, stört wieder nachhängen. Tann erhielt er, zwei Tage vor seiner Abreise nach Ramberg, Jostas Brief. Er enthielt nur wenige schwesterliche Worte. Aber dieser Brief versetzte ihn doch in einen Rausch des Entzückens. Das sie nur an ihn gedacht hatte, machte ihn selig. Er bedeckte das tote Papier mit seinen Küssen. Es schien ihm lebendig geworden, dadurch, daß ihre Hand darauf geruht hatte. Und auch diesen Brief barg er nun mit dem Spitzen tuch auf seinem Herzen. Am nächsten Vormittag machte er sich selbst auf den Weg nach dem Atelier, um die Zeichnung für Josta abzuholen. Es war ihm ein lieber Gedanke, sich für sie bemühen zu. dürfen. Um keinen Preis hätte er einen Boten damit betraute Auf seinem Wege mußte er die Linden passieren. Und da sah er plötzlich vor sich eine schlanke junge Dame gehen. Sie trug ein fußfreies, elegantes Stra- tzenkostüm und schritt leicht und elastisch aus. Gras Henning zuckte zusammen und sah mit großen "Augen hinter dieser vornehmen, schlanken Erscheinung her. Wie gebannt hing sein Blick an den dicken, kastanienbraunen Flechten, die unter dem kleinen mo dernen Strohhut hervorquollen. „Das ist doch Josta!" dachte er. Aber dann lachte er sich selbst aus. Und doch folgte er der Dame jetzt mit schnellen Schritten, um sie einzuholen. Seine Blicke hingen wie gebannt an ihr. Tas war Jostas schlanke Gestalt, Har ihre Art, zu gehen, den Kopf zu halten, und es war genau ihre Haarfarbe,' ihr starkes, üppiges Haar. „Konnte es nicht dennoch möglich sein, daß sie überraschenderweise nach Berlin gekommen war, viel leicht, um Einkäufe zu machen? < Immer schneller schritt er aus und hatte die Dame fast erreicht, als sie plötzlich vor einem Schau fenster stehen blieb. So wandte sie ihm ihr Profil zu. Ein feiner, weißer Schleier verhüllte das Gesicht nur wenig. Ja — es war Josta. — Das Blut stieg ihm in jäher Glückseligkeit zum Herzen. Schnell trat er neben sie. „Josta liebe Josta!" rief er mit erregter, freudi ger Stimme. Und in seinen Augen leuchtete es auf. Die junge Dame wandte ihm voll ihr Gesicht zu — und — Gras Henning trat mit einer Entschuldigung enttäuscht zurück. Wohl waren es auch Jostas dunkle Augen, die ihn anblickten aus diesem Mädchengesicht, wohl waren ihre Züge auch ganz ähnlich — aber Josta war es nicht, es.war eine fremde junge Dame, vielleicht noch einige Jahre jünger als Josta. Die Fremde sah den -jungen Offizier überrascht an." Es war, als wollte sie etwas sagen; ihr Blick hing eine Weile an seinen Augen, und ein schelmisches Lächeln umspielte ihren Mund. Graf Henning strich sich über die Augen. Dies Lächeln mit dem kleinen, winzigen Grübchen neben dem feingezeichncten Mund — das war doch wie ein neckender Spuk — es war Jostas Lächeln. Es brachte ihn vollends aus der Fassung. Die junge Dame gab sich jedoch, ohne zu antwortens einen Ruck und ging schnell weiter. Graf Henning starrte- ihr nach wie einer Traum gestalt. ! „Ich glaube, ich habe Hallunzinationen", dachte er fassungslos, „oder Josta hat eine Doppelgängerin." Endlich ermannte er sich und ging weiter — lang sam hinter der junger Dame her. Er tat das fast willenlos, und seine Augen ließen nicht von der gra ziös ausschreitenden jungen Dame. Dicht am Pariser Platz verschwand die Dame plötz lich in dem Portal eines großen, vornehmen Hotels: Graf Henning ging noch ein Stück weiter, kehrte aber dann um und ging nochmals an dem Hotel vorüber. Wie magnetisch angezogen, sah er in das Vestibül des Hotels hinein. Und da say er vie junge Dame neven einer älteren Frau stehen, die ein schlichtes schwarzes Gewand trug und einen schwarzen, haubenartigen Hut, ähnlich, wie ihn Hausangestellte zu tragen pflegen, Sichtlich war diese Frau eine Untergebene; sie stand in bescheidener Haltung vor der jungen Dame, dis eifrig mit ihr zu reden schien. In Gedanken verloren? ging Gras Henning weiter. Er hätte gern noch einmal in die Augen der jungen Dame geblickt; aber sie sah nicht auf. Stehen bleiben, bis sie aufsah, mochte ec nicht. Sein Benehmen mußte ihr schon reichlich auf fällig gewesen sein. Diese Begegnung hatte aber seine Sehnsucht nach Josta nur noch verstärkt. Er rief einen Wagen an und fuhr nun nach dem Atelier, um die Zeichnung zu holen, weil seins Zeit etwas kurz geworden war durch diesen Zwischenfall. Als er dann nach Hause fuhr, mußte sein Wagen die Linden kreuzen. Weil gerade die Fahrzeuge in anderer Richtung passierten, mußte sein Wagen an der Ecke der Friedrrchstraße eine Weile halten. Und da sah er nochmals die junge Dame mit den kastanienbraunen Flechten. Ganz dicht vor sich sah er das feine Köpfchen mit dem süßen Profil. Tie Fremde saß mit der schwarz gekleideten Frau in einem Auto und fuhr an ihm vorüber. Als habe sie seinen Blick gespürt, so wandte sie sich zur Seite und sah ihn mit den großen dunklen Augen an. Sie erkannte ihn wieder. Das leise Schel menlächeln huschte wieder um ihren Mund. Aber sie war schnell an ihm vorüber. Hätte er gehört, wa» die junge Dame mit ihrer Begleiterin sprach, so wäre er Wohl noch viel unruhiger geworden. Das Gespräch zwischen den beiden Frauen wurde in englischer Sprache geführt, so wie die Amerikaner in dieser Sprache reden. „Maggie, da saß der junge Offizier in einem Wage« am Stratzenübergang, der mich vorhin mit Josta an redete. Er sah mich auch wieder so seltsam an. Ist das nicht sonderbar?" fragte die junge Dame, die Josta so ähnlich war. (Fortsetzung folgt.)