Volltext Seite (XML)
l. l. für Wilsdruff, Tharaud, Nossen, Siebeulehn und die Umgegenden. Ämtsklatt für das Königl. Gerichtsamt Wilsdruff und den Stadtrath daselbst. Donnerstag- den 16. Juni 1864. 24. Verantwortlicher Redacteur und Verleger: A. Lorenz. Von dieser Zeitschrift erscheint alle Freitage eine Nummer. Der Preis für den Vierteljabrgang beträgt >8 Ngr. und ist jedcSmal vorauszubezahlen. SämmlUche Königl. Postämter nehmen Bestellungen daraus an. Anzeigen, welche im nächsten Stück erscheinen sollen, werden in Wilsdruff sowohl iin der Redaciions, als auch in ter Druckerei d. Bl. in MkißkN bis längstens Donnerstag Bormillags 8 Uhr erbeten, Inserate nur gegen lofortige Bezahlung besorgt, etwaige Beiträge, welche der Tendenz des Blattes entsprechen, mit großem Danke angenommen, »ach Befinden honorirt. Hie Rcüactiou Umschau. In der Londoner Konferenz ist also dennoch der Länder- und Seelenschacher entbrannt: Schles wig soll getheill werden. So wollcn's die neu tralen Mächte;, es handelt sich nur noch darum, ob das diplomatische Sezirmeffer den Schleswigern ein Bischen weiter oben oder unten durch Land, Leib und Leben schneiden soll. Wie Oesterreich und Preußen sich zu diesen Theilungsanträgen gestellt Haden, darüber schwanken die Rachrichten; ganz adgewiesen sind sie von ihnen nicht worben. Nur eine Nachricht und zwar eine aus Bismarck'scher Quelle weiß Anderes zu bericht,«. Nach ihr bat Preußen den Antrag gestellt: Die Grenze für die vorgeschlagene Tbeilung Schleswigs nicht durch die Konferenz zu bestimmen, sondern darüber daS schleswig'sche Volk selbst zu hören. Preu ßen blieb aber mit diesem Anträge allein, Oester reich war nicht blos nicht dafür, sondern sprach sich dagegen aus. Dänemark soll erklärt ha ben, das Aeußerste, was eS zugebcn könne, sei die Schleilinie. Krieg und Frieden schweben in der Luft; denn auch über Verlängerung des Waffenstillstan des hat sich die vortreffliche Londoner Konferenz nicht verständigt. Die Dänen wollten als äußerste Frist 14 Tage gelten lassen, Preußen beantragte eine Erstiecknng von 8 Wochen. Das Beste ist, daß die Preußen und Oesterreicher Schleswig und Jütland besetzt halten; man mag sie vertreiben! Auf die mörderischen Theilungsgelüste der Di plomaten hat eine Volks-Versammlung in Nord schleswiggeantwortet. 600l) nordschleswig'sche Männer versammelten sich auf ihrem Rütli Voeg- hoved bei Hadersleben und erklärten: Wir betrach ten die Theilung als das größte Unrecht und das größte Unglück, das uns treffen könnte. Wir wollen nie und nimmer von Schleswig abgeschnilten und in das Königreich Dänemark einverlelbt werden. In Wien hat sich der Himmel getrübt, Her zog Friedrich ist daher nicht dahin gereist, sondern über Dresden, wo er den König besuchte, nach Berlin zurückgekehrt und ein Gast des Kron prinzen. Es ist richtig, daß die geschloffene Hand, mit welcher er in Berlin ausgetreten ist, viel un angenehmes Aufsehen in Preußen und Deutschland erregt, namentlich Bismarck soll über die koncur- renz, die ihm der Herzog mit der Politik der freien Hand macht, sehr aufgebracht sein; die SchleSwig- Holsteiner versichern aber, sie kennten ihren Herzog besser, er könne und dürfe jetzt nicht anders han deln; Deutschland möge nur seine Schuldigkeit thun, so würden sie und ihr Herzog zur rechten Zeit auch thun, was Preußens und Deutschlands Interesse erfordere. Gut aber wird es immerhin sein, wenn der Herzog nicht allzusehr diplomatifirt; denn eS gilt nicht nur Herrn v. Bismarck, sondern die öf fentliche Meinung zu beruhigen. Das Einzige, was der Herzog Friedrich be stimmt abgelehnt hat, ist die Aushebung von Ma trosen in den Herzogtümern für die preußische Marine. Er könne ein solches Abkommen nicht ohne die Stände treffen, hat er Hrn. v. Bismarck erklärt. — In Kopenhagen muß sehr viel Preßfrei heit herrschen. Eine dorlige Zeitung erörtert ganz ernsthaft die Frage, ob das dänische Volk, wenn das Londoner Protokoll ausgegeben sei, an dem jetzigen Könige fcstzuhalten brauche, und kommt zu der Ansicht, daß khristian tX., da er nur in Folge des Protokolls und zur Aufrechthaltung desselben