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Bürgt deS europäischen Friedens bleiben zu können," erschollen die ersten lebhaften Bravo-Rufe, die sich am Ende der Thron rede ebenso wiederholten. Der freigesprochene Satz am Schluß wurde mit besonderem Beifall begrüßt. Nach Beendigung des Thron-Aktes nahm der Reichskanzler Graf v. Caprivi die Thronrede aus der Hand des Kaisers zurück und erklärte, vor die Mitglieder des Bundes tretend, auf Befehl Sr. Maj. des Kaisers und im Namen der verbündeten Regierungen den Reichstag für eröffnet. Im Anschluß hieran brachte der Königlich Bayerische Gesandte Graf von Lerchenfeld- Kofrring ein dreifaches, von der Versammlung begeistert avf- genommenes Hoch auf Se. Maj. den Kaiser aus, welches dieser, die Rechte militärisch grüßend an den Helm gelegt, huld voll entgegennahm. Se. Majestät verließ hierauf unbedeckten Hauptes, nachdem er sich wiederholt vor der Versammlung grüßend verneigt, mit den Prinzen und dem Gefolge den Weißen Saal. Tagesgeschichte. Der neugewählte Reichstag trat bereits am 4. Juli Nach mittag um 2 Uhr zu seiner ersten Plenarsitzung zusammen. Der Namensaufruf ergab die Anwesenheit von 291 Mitgliedern. Der Gesetzentwurf, betreffend die Friedenspräsenzstärke des Heeres, ist beim Reichstage bereits eingegangen und schon heute vertheilt worden. Der betreffende Gesetzentwurf lautet: Wir Wilhelm, von Gottes Gnaden Deutscher Kaiser, König von Preußen u. s. w. verordnen im Namen des Reiches, nach erfolgter Zustimmung des Bundesrathes und des Reichs tages, was folgt: Artikel I. § 1. Die Friedenspräsenzstärke des deutschen Heeres an Gemeinen, Gefreiten und Obergefreiten wird für die Zeit vom 1. Oktober 1893 bis 31. März 1899 auf 479 229 Mann als Jahres - Durchschnittsstärke festgestellt. Anderselben sind die Bundesstaaten mit eigener Militärverwaltung nach Maßgabe der Bevölkerungsziffer betheiligt. Die Einjährig- Freiwilligen kommen auf die Friedenspräsenzstärke nicht in An» rechnung. Die Stellen der Unteroffiziere unterliegen in gleicher Weise wie die der Offiziere, Aerzte und Beamten der Fest setzung durch den Reichshaushaltsetat. In offenen Unterof fiziersstellen dürfen Gemeine nicht verpflegt werden. 8 2. Vom 1. Oktober 1893 ab werden die Infanterie in 538 Bataillone und 173 Halbbataillone, die Kavallerie in 465 Eskadrons, die Feldartillerie in 496 Batterien, die Fuß artillerie in 37 Bataillone, die Pioniere in 23 Bataillone, die Eisenbahntruppen in 7 Bataillone, der Train in 21 Bataillone formirt. Artikel II. Für die Zeit vom 1. Oktober 1893 bis zum 31. März 1899 treten bezüglich der Dienstpflicht folgende Be stimmungen in Kraft: § 1. Während der Dauer der Dienstpflicht im stehenden Heere sind die Mannschaften der Kavallerie und der reitenden Feldartillerie die ersten drei, alle übrigen Mannschaften die ersten zwei Jahre zum ununterbrochenen Dienste bei den Fahnen verpflichtet. Im Falle nothwendiger Verstärkungen können auf Anordnung des Kaisers die nach der Bestimmung des ersten Absatzes zu entlassenden Mannschaften im aktiven Dienst zu rückbehalten werden. Eine solche Zurückbehaltung zählt für eine Uebung, in sinngemäßer Anwendung des letzten Absatzes des 8 6 des Gesetzes, betreffend die Verpflichtung zum Kriegs dienst, vom 9. November 1867 (Bundes-Gesetzbl. 1867 S. 131). 8 2. Mannschaften, welche nach einer zweijährigen aktiven Dienstzeit entlassen worden sind (8 kann im ersten Jahre nach ihrer Entlassung die Erlaubniß zur Auswanderung auch in der Zeit, in welcher sie zum aktiven Dienst nicht einberufen sind, verweigert werden. Die Bestimmung des 8 60 Ziffer 3 des Reichs-Militärgesetzes vom 2. Mai 1874 (Reichö-Gesetzbl. 1874 S. 45) findet auf die nach zweijähriger aktiver Dienst zeit entlassenen Mannschaften keine Anwendung. Auch bedürfen diese Mannschaften keiner militärischen Genehmigung zum Wechsel des Aufenthalts. 8 3. Mannschaften der Kavallerie und der reitenden Feldartillerie, welche im stehenden Heere drei Jahre aktiv ge dient haben, dienen in der Landwehr ersten Aufgebots nur drei Jahre. 8 4. Alle diesem Artikel entgegenstehenden Bestimmungen, insbesondere die bezüglichen Festsetzungen des 8 6 des Gesetzes, betreffend die Verpflichtung zum Kriegsdienst, vom 9. November 1867, und des 8 2 des Artikels II des Gesetzes, betreffend Aenderungen der Wehrpflicht, vom 11. Februar I888(Reichs- Gesctzbl. 1888 S. 11 treten außer Kraft. Artikel III. Die Bestimmungen des Artikels II 8 1, erster Absatz, finden für diejenigen Mannschaften,«welche nach zweijährigem aktiven Dienst hiernach zur Entlassung zu kommen hätten, im ersten Jahre nach Inkrafttreten dieses Gesetzes keine Anwendung: jedoch zählt eine solche Zurückbehaltung für eine Uebung, desgleichen eine etwaige Einberufung während des an geführten Zeitraumes. Artikel IV. Die 88 1 und 2 des Gesetzes, betreffend die Friedenspräsenzstärke des deutschen Heeres, vom 15. Juli 1890 (Reichs - Gesetzbl. 1890 S. 140) treten mit dem 1. Oktober 1893 außer Kraft. Artikel V. Gegenwärtiges Gesetz kommt in Bayern nach näherer Bestimmung des Bündnißvertrages vom 25. November 1870 (Bundes-Gesctzbl 1871 S. 9) unter III8 5, in Würt temberg nach näherer Bestimmung der Militärkonvention vom 21./25 November 1870 (Bundes-Gesetzbl. 1870 S. 658), vorbehältlich der Vereinbarung zwischen den Militärverwaltungen Preußens und Württembergs wegen der Ueberführung des Fußartillerie-Bataillons Nr. 13 auf preußischen Etat, zur Anwendung. Die Thronrede wird von den Berliner Blättern günstig beurtheilt. Daß in dieser Session Vorlagen zur Deckung der Kosten der Militärvorlage nicht eingebracht werden würden, war wohlbekannt. Die „Nat.-Ztg." schreibt: „Die Thronrede hat der beim Beginn der Reichstagsverhandlungen obwaltenden Sachlage den durchaus angemessenen Ausdruck gegeben. Sie wendet sich an die neue Volksvertretung in ruhigem Tone und mit dem Vertrauen, daß die Genehmigung der Militärvorlagc diesmal erfolgen werde, aber sie läßt keinen Zweifel über die Entschlossenheit, nöthigenfalls mit allen zu Gebote stehenden Mitteln auf die Herstellung einer ausreichend wirksamen Ver- theidigung der vaterländischen Erde hinzuwirken." Das „Tage blatt" schreibt: Die Lage der Dinge wird ohne Pathos mit einer Art siegesgewissen Nüchternheit erörtert." Die Antisemiten haben sich im Reichstage zu einer „deutschen Reformpartei" konstituirt, deren Vorsitz Dr. Böckel über- nommen hat. In Bestätigung früherer Mittheilungen wird der „Köln. Ztg." berichtet, daß die Zusammenkunft des Kaisers mit dem Großfürsten Thronfolger von Rußland in Berlin infolge bloßer Zufälligkeiten unterblieb; sie wird jedenfalls bei der Rückkehr des Thronfolgers stattfinden, nachdem die Einzelheiten durch Schriftwechsel zwischen den betreffenden Höfen festgestellt sind. Der Besuch in London hat lediglich einen verwandtschaftlichen freundschaftlichen Charakter ohne jede politische Färbung; die Einladung erfolgte ohne Hintergedanken und wurde als solche angenommen. Die Dauer des Besuchs in England ist noch unbestimmt, wird aber nicht allzulange ausgedehnt werden, da der Thronfolger im Lager von Krasnoje Selo erwartet wird. Oesterreich. Ueber die letzten Arbeiterkrawalle in der Umgebung von Prag werden folgende Einzelheiten berichtet: In einem Gartenlokal in einem der Vororte hatten sich etwa 1000 Sozialisten versammelt. Etwa eine halbe Stunde saßen sie im Garten, dann erhob sich ein Arbeiter und hielt eine Rede mit den heftigsten Ausfällen auf die Regierung und auf die bestehende gesellschaftliche Ordnung. Wenn jene Abgeordneten, sagte er u. A., die das Schlagwort des allgemeinen Wahl rechts ausgegeben haben, die Einführung desselben nicht durch setzen werden, dann wird sich das Volk von ihnen abwenden. Bald darauf erschienen Dragoner, gefolgt von Polizisten und Gendarmen. Ein Bataillon des 75. Infanterieregiments cernirte den Restaurationsgarten, je ein Bataillon des 102. und des 88. Infanterieregiments die weitere Umgebung, und eine Eskadron Kavallerie bildete die Nachhut. Ein Polizei kommissar forderte die Anwesenden im Namen des Gesetzes auf, das Lokal zu verlassen, widrigenfalls Alle verhaftet würden. Die Arbeiter zogen sodann an dem Militär und an der Polizei vorüber durch den Hofraum haufenweise ins Freie; ein Offizier zu Pferde sprengte hinter den Abziehenden her. Die Sozia listen flüchteten nach der links befindlichen Höhe, wurden jedoch, als sie sich daselbst neuerdings zusammenrotteten und eine provo katorische Haltung einnahmen, von einer Militärabtheilung aus einander gesprengt. Ein großer Theil der Sozialisten gerieth in die Felder, woselbst ein verzweifelter Kampf zwischen ihnen und den Polizisten, sowie Gendarmen begann. Von der Be hörde war nämlich die Ordre ausgegeben worden, sämmtliche im Wirthshause befindlichen Personen behufs Sicherstellung ihrer Namen zu verhaften. Bei dem vorher erwähnren Kampfe waren die Polizisten wiederholt gezwungen, von den Säbeln, die Gendarmen von den Bayonetien Gebrauch zu machen, so hartnäckig war der Widerstand, der den Verhaftungsbefehlen entgegengesetzt wurde. Bald waren die Arbeiter von allen Seiten eingeschlossen. Nun entstand ein neuerlicher, überaus wüthend geführter Kampf, bei welchem die Sozialisten mit Stöcken und Knütteln auf die Polizisten, Gendarmen, sowie einzelne Militärpersonen loshicben; doch währte dieser Kampf nur eine ganz kurze Zeit. Es wurden viele Personen, jedoch nicht erheblich verletzt, ein Fabrikarbeiter ausgenommen, welcher durch einen Säbelhieb eine schwere Wunde erhielt. Die So zialisten wurden sodann in einer Anzahl von etwa achtzig Per sonen gegen Werschowitz zu getrieben, woselbst sie ein Bataillon des Infanterieregiments Nr. 102 in Empfang nahm und um zingelte. Ein politischer Beamter trat vor sie hin und erklärte sie sämmtlich für verhaftet. Das Militär formirte ein Carree, voran schritten mit aufgcpflanztem Bayonett die ganze Stra ßenbreite entlang Polizisten, und unter Trommelschlag wurden die Verhafteten bis zur Polizeidirektion eskortirt. Rußland. Der von Rybinsk abgegangene Personen dampfer „Alfons" ist unweit der Stadt Romanow in Folge einer Kesselexplosion vollständig ausgebrannt. 25 Passagiere, darunter General Petruschewsky, sind umgekommcn. London, 4. Juli. Wie aus Dewsbury berichtet wird, fand heute Nachmittag eine Explosion in einem Kohlenbergwerk bei Thornhill statt. 130 Bergleute sind verschüttet; 4 Leichen wurden bereits aufgefunden. Die Schächte stehen in Flammen. Man befürchtet, daß viele der Bergleute getödtet worden sind. Von der Weltausstellung in Chika go wird berichtet: Ungefähr 2,400,000 zahlende Personen (Erwachsene und Kinder) besuchten die Ausstellung, während des Monats Juni. Die Einnahmen, obgleich gut, werden von der Verwaltung als nicht befriedigend angesehen. Das Direktorium hoffte, nicht nur die laufenden Ausgaben, sondern auch einen Theil der Schulden bezahlen zu können. Die laufenden Ausgaben sind damit bestritten worden, jedoch ist wenig Geld übrig zur Tilgung der im Mai kontrahirten Schulden. Dieselben betragen noch 6,500,000 Dollars. Die gegenwärtigen täglichen Ausgaben belaufen sich aus 20000 Dollars. Der Vorstand hofft jedoch, dieselben bald auf 13,000 Dollars reduziren zu können. Vaterländisches. Wilsdruff. Es ist ein erfreuliches Zeichen, daß die Innungen immer mehr bestrebt sind, ihren Blick auf das Praktische zu richten, so die „Vereinigte Handwerker-Innung", welche sich seit Jahren schon dadurch Verdienste erworben hat, indem sie eine Fachzeichnenschule für ihre Lehrlinge er richtet hat und auf gute Erfolge zurückblicken kann. In der Versammlung am 3. d. M. genannter Innung, welche ihren Sitz im Hotel Adler hat, ist man abermals einer praktischen Idee, von der man sich für die Hebung des Handwerkerstandes Nutzen verspricht, näher getreten. Herr Obermeister, Bruno Bretschneider, hielt Vortrag über eine dauernde Gewerbe ausstellung in unserer Stadt und ist hierzu derRathhaus- saal in Aussicht genommen. Vortragender ging mit Recht von der Idee aus, man dürfe nicht ruhig warten, bis man in seiner Behausung aufgesucht wird und Nachfrage seitens des Käufers erfolgt, sondern das Angebot muß nach allen Richtungen fortwährend geschehen und jede berechtigte Reklame sei unbedingt nöthig! Die kleinlichen Bedenken müssen natürlich bei einem solchen Unternehmen schwinden und wenn für ein solches Unternehmen der gute und feste Willen gezeigt wird, so sollte man meinen, könnte es nicht fehlen, umsomehr, weil die sozialen Vorbedingungen vorhanden sind. Weitere Ver handlungen sollen nun mit den hiesigen Innungen angeknüpft werden und ist bis jetzt eine Commission gewählt, bestehend aus folgenden Herren: Obermeister Bretsch neid er, Ehrenmitglied Beutlermeister Kirsten, Uhrmacher E. Schulz und Holz bildhauer B. Hofmann. Möge die geehrte Bewohnerschaft diesem Projekt das rechte Wohlwollen entgegenbringen. — Die von uns in letzter Nr. gebrachte Nachricht über den k. s. Medizinalrath Leonhardi beruht, wie wir heute aus einem Dresdner Blatte ersehen, auf einem Jrrthum; in einer Zuschrift an das betr. Blatt heißt es: „Soeben lese ich auch in Ihrem Blatte von 3. Juli die Nachricht von der Beglückwünschung des König!, sächs. Medizinalraths Dr. med. Ferdinand Moritz Leonhardi aus Wilsdruff als Jubilar durch die Leipziger medizinische Fakultät. Das Jubeldiplom kam am 1. Juli früh durch die Post an mich, den Unterzeichneten, wurde aber sofort von mir unter Aufklärung des Jrrthums an die Fakultät zurück geschickt, da der Genannte, ein 6 Jahre älterer Vetter von mir, welcher nie Medizinalrath war, schon seit einer längeren Reihe von Jahren gestorben ist, ich selbst aber erst im Sommer 1844 in Leipzig die medizinische Doktorwürde erlangt habe, Dr. Ferdi nand Constanz Leonhardi, König!. Sächs. Mcdinalrath, von 1868 bis Ende des Jahres 1880 Oberarzt der chirurg. Abth. des Dresdner Stadtkrankenhauses." ? — Die Beurlaubung von Soldaten während der Ernte zeit ist eine von der Landwirthschaft in früheren Jahren stets mit Dank empfundene Gepflogenheit der Militär-Verwaltung, welche der Landwirthschaft bei ihrer gegenwärtigen Nothlage in noch höherem Maße als sonst zu statten kommen wird. Dem Vernehmen nach sind nun die Regiments- und Bataillons- Kommandos von zuständiger Stelle bereits angewiesen worden, Soldaten zur Unterstützung ihrer Angehörigen bei der Ernte, soweit die dienstlichen Interessen es gestatten, in die Heimath zu beurlauben. — Pilze und Beeren sind in diesem Jahre ungemein knapp. Die Pilze sind fast gar nicht gediehen und auch der Beerenertrag ist nur sehr gering, sodaß das Einsammeln der Heidelbeeren, das seit etwa 8 Tagen begonnen hat, kaum ver lohnt. Auch die Preißelbeeren haben infolge der allzu lange anhaltenden Dürre nicht ansetzen können. Für viele arme Leute, für die das Einsammeln der Waldbecren ein lohnender Er werbszweig ist, bedeutet diese Mißernte einen schweren Ausfall. — Am Sonnabend Abend beging der in Potschappel wohnende Glasmacher G. die Unvorsichtigkeit, mit einem ge ladenen Revolver in Gegenwart seines dreijährigen Kindes zu spielen. Plötzlich entlud sich die Waffe und die 9 mm starke Kugel drang dem Kinde unterhalb des rechten Auges in den Kopf. Nach Anlegung eines Nothverbandes wurde das Kind auf ärztliche Anordnung in das städtische Krankenhaus nach Dresden gebracht, woselbst durch operativen Eingriff die Kugel aus dem Kopfe entfernt wurde. Leider mußte auch das ver letzte Auge herausgeiiommen werden. Derartige traurige Un glücksfälle durch unvorsichtigen Umgang mit Schießwaffen wieder holen sich leider sehr .'st. irotzdem die Tagespresse stets Notiz von solchen Vorkommnissen nimmt und es an Warnungen nicht fehlen läßt. — Dresden, 30. Juni. In der heute abgehaltenen Kreisausschußsitzung wurden zwei wichtige Beschlüsse gefaßt. Zuerst erfolgte die Genehmigung der von den städtischen Kollegien Dresden beschlossenen 30 Millionen Anleihe. Dieselbe ist be stimmt zu Arealerwerbungen, Neubauten und verschiedenen bau lichen Herstellungen, die sich im Laufe der nächsten Jahre noth- wendig machen, u. A. für Schul- und Lehranstaltsbauten 6 Mill., zur 4. Elbbrücke 2^ Mill., zu 3 Markthallen 3 Mill., zu einem neuen Rathhaus und 2 Verwaltungsgebäuden 6 Mill., zur Ausstellungshalle 1'/» Mill., zu den Bahnhofsumbauten 4^ Mill., zu Straßenverbesserungen und Schleusenbauten 3'/, Mill., zur elektrischen Beleuchtungsanlage 2 Mill., zu Kranken hausneubauten und Siechenhausbauten 3V-, Mill., zu Schul bauten in Striesen und Strehlen 1 Mill., zum zweiten Wasser werk 1'/-2 Mill. Die Anleihe soll in 3'/2prozentigen Inhaber- papieren erfolgen und die Amortisation 1903 beginnen. 1942 soll aber die Tilgung erfolgt sein. Obschon nun die Tilgungs frist bemängelt wurde, ebenso die Höhe der Anleihe hätte zu Bedenken Anlaß geben können, so wurde doch die Genehmigung ertheilt in Anbetracht dessen, daß das Vermögen der Stadt sich auf 53 Millionen beziffert und selbstredend durch die projek- tirtcn Bauten noch in stetigem Wachöthum steht, weiter in An betracht der hohen Steuerkraft Dresdens und der bei den zeit- herigen Anleihen stetig und pünklich eingehaltenen Amortisations- quoten. Von den 1863er, 1871er, 1875er und 1886er An leihen sind noch 25 Millionen zu verzinsen. — Oelsnitz. Vorigen Donnerstag wurde in der Familie Mörbert hier der 7. Sohn getauft; der älteste Bruder ist letzte Ostern in die Schule gekommen. Alle Söhne Mörbert's sind gesund und munter. Bei dem jüngsten Sohne haben außer den üblichen drei Pathen auch Se. Maj. König Albert und Se. Durch!. Fürst Friedrich Otto von Schönburg-Waldenburg die Pathenschaft übernommen und haben den kleinen Erdenbürger reichlich beschenkt. , — Zöblitz, 3. Juli. Wenn man die traurigen Berichte, die aus vielen Theilen unseres deutschen Vaterlandes und auch aus anderen Ländern über den Stand der Saaten und nament lich über den sehr dürftigen Graswuchs kommen, mit innigen Bedauern liest, so können wir mit Freuden über unsere nächste Umgebung berichte, daß Wiesen und Felder eine gute Ernte erhoffen lassen. Gras steht in ziemlicher Menge auf den Wiesen und Feldern und die Heuernte, die hier begonnen hat, berechtigt zu den besten Erwartungen. Der Klee steht fast durchgehends vortrefflich, es gewährt dem Auge einen freundlichen Anblick, die fetten Kleefelder mit ihren vollen, rothen Köpfen beschauen zu können. Das Winterkorn hat sich gut entwikelt, nicht minder das Sommergetreide, nur der Stand de« Hafers läßt hier und da zu wünschen übrig. Auch die Kartoffel steht fast ausnahms los sehr gut und berechtigt, wenn nicht besondere elementare Ereignisse eintreten, zu einer guten Ernte. Das Pflanzen de« Krautes ist zum größten Theil beendet und der Gewitterregen) der vor einigen Tagen reichlich auf unsere Fluren niedcrging ist dem Wachstyum desselben sehr günstig gewesen. Die Heidel beeren fangen an zu reifen und versprechen wie man vernimmt, einen reichen Ertrag, nicht minder die Himbeeren und Erdbeeren. Die Johannis- und Stachelbeeren sind nach der Blüthe, wahr scheinlich infolge der damaligen Trockenheit, zum Theil abgefallen und werden nur einen spärlichen Ertrag liefern. Wenn auch dann und wann unsere Fluren durch Regen erquickt worden sind, so bedürfen doch dieselben noch andauernde Niederschläge. Auch der Wassermangel, namentlich der Mangel an Trinkwasser, scheint nochgerade in unserem Orte immer fühlbarer zu werden, wes halb sich auch die städtische Behörde veranlaßt gesehen hat, durch kürzlich erlassene Bekanntmachung den Bewohnern von Zöblitz zur Pflicht zu machen, den Wasserverbrauch auf da« geringste Maß zu beschränken.