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13l Locales. Am vorigen Sonntage Nachmittags gegen 44 Uhr brach in der Scheune des Gutsbesitzers Schmidt in Kaufbach Feuer aus, welches die Scheune, das Stallgebäude und einen Theil des Wirthschaftsgebäudes zerstörte. Die schleunige Hülfe der Herbeigeeilten verhinderte ein Weiterumsichgrei- sen des Feuers und namentlich waren es Wils druffer, welche besondere Lhäligkeit entwickelten. Beim Herausschaffen der Schafe bethatigten sich besonders die Pottschappler Turner und dürste den selben Seiten der Aachen-Münchener Mobiliar-Ver- sicherungsgcsellschaft, bei welcher das Mobiliar ver sichert war, besondere Anerkennung gezollt werden. Das prachtvolle Wetter hatte-wenigstens 1000 Menschen herbeigelockt, welche dem entfesselten Ele mente die Augen zuwandten. Ueber die Cntstehungs- ursache ist man noch nicht im Klaren, denn wenn auch böswillige Brandstiftung vermuthet wird, so hat man doch einen bestimmten Verdacht nicht auf bringen können. Per Waldteufel. An einem sonnigen Nachmittage des Monats August 1862 erblickte man auf einem breiten Wald wege im Westen Amerikas eine Caravane Aus wanderer, der Mehrzahl nach geborene Amerikaner, die von den Kriegsunruhen aus den vordem Staa ten verscheucht, sich eine neue Heimath in den west lichen Waldern gründen wollten. Vielleicht suchten auch Manche der verhaßten längst angekündigten Aushebung zu entgehen. Die Gesellschaft mochte gegen 150 Köpfe zählen; die Männer meist auf kleinen, abermuntern Pfer den, mit übergehangter Bückse; Frauen und Kin der auf schwerfälligen mit 4 bis 6 Ochsen bespann ten Wagen hockend. Diese plumpen Wagen waren hoch beladen mit Betten, Kisten, Handwerkszeu gen rc. und dienten zugleich als Ruhestätten wäh rend der Nacht. Die Männer gehörten durchaus dem Arbeiterstande an; nur einer erhob sich über die Masse, weniger durch seine Kleidung, die in einem grauen Jagdrocke, hohen Stiefeln und einem sogenannten Garibaldihute bestand, sondern durch die stramme Haltung und dem prachtvollen feuri gen Renner, der ihn trug und dem der Zug viel zu langsam ging. Auf den ersten Blick mußte man erkennen, daß der junge Mann, der etwa 23 bis 25 Jahre zählen konnte, Soldat gewesen war und seine Reisegefährten gaben ihm den Titel Kapstain. Ob er wirklich diesen Rang besaß oder die Gesellschaft ihn blos aus Höflichkeit so nannte, bleibt dahingestellt; so viel stand fest, daß man ihn als Hauptmann der ganzen Gesellschaft betrachtete, obwohl er seit kaum 8 Tagen sich dazu gefunden hatte. Fragen über Haltepunkte, einzuschlagende Wege rc. wurden immer durch ihn entschieden und man gehorchte ihn ohne Widerrede. An seiner Seite auf einem kleinen Pony ritt ein junges Mädchen von blendender Schönheit. Die zarte Haut war durch die brennenden Strah len der Augustsonne ein wenig gebräunt. Blonde Locken quollen in reicher Fülle unter einem leichten Strohhute hervor, die blauen Augen blickten träu merisch in den zu beiden Seiten des Weges auf- steigenden Urwald, bald in das Gesicht des jungen Mannes. Sie waren ein wenig hinter dem Troß zurückgeblieben, sicher in wenig Minuten wieder an der Spitze des schwerfälligen Zuges zu sein. „Roland", begann das Mädchen, „was für trübe Gedanken bewegen Dich? Von Tag zu Tag wirst Du trauriger, eine frohe Miene habe ich schon lange nicht mehr gesehen!" „„Hast Du die elenden Hütten aus rohen Baumstämmen betrachtet, wie wir sie unterwegs getroffen haben? Sieh diese Bevölkerung ohne jede Erziehung, halb wild wie die Indianer! Und hier soll Edith Forrester wohnen, die Alles hatte, was ihr Herz begehrt, für die 20 Arme da waren, um sie zu bedienen! „Torge Dich nicht um mich, Noland," ant wortete das junge Mädchen. „Möge die Hütte so schlecht sein wie sie will, Edith wird ihr Leben da zubringen und dabei denken, daß sie im Hause ihrer Väter sei. Sie wird auch Freunde hier finden, haben uns nicht diese Leute hier alle freundlich aus genommen? Und gehen wir nicht meinen einzigen Verwandten aufzusuchen? Lieber will ich dessen Magd sein, als in Pracht bei dem leben, der mich um mein väterliches Erbe gebracht hat. „„Du bist ein Engel", sagte Roland, sei es wie Du willst! Aber jetzt laß uns unsere Pferde ein wenig antreiben, wir müssen heute noch das Fort erreichen."" Dieses Fort bestand in einigen Blockhäusern, mit Pallisaden umgeben. Früher zum Schutz gegen die Indianer erbaut, war es in der Fricdenszeit ein wenig verfallen und nur in den letzten Wochen, als die Rothhäute angefangen hatten, den Krieg zwischen Nord- und Südstaaten zu benutzen, zu morden, zu plündern und zu sengen, war man be dacht gewesen, die Lücken in den Pallisaden auS- zufüllen. Nach einigen Stunden war das Fort erreicht. Der Commandant, Oberst Bruce, kam dem Zuge entgegen, begrüßte Roland und Edith auf die herzlichste Weise und führte sie in das größte der Blockhäuser, das er mit seiner Familie bewohnte, während die übrige Gesellschaft auf dem Raume innerhalb der Pallisaden campiren mußte. Die Ursache dieser Auszeichnung war der Familienname Ediths, Forrester. Der Oberst hatte in seiner Ju gend einen Freund dieses Namens gehabt, der sich dann als der verstorbene Onkel des jungen Mäd chens auswieS. „Aber zum Teufel", rief der derbe Oberst nach den ersten Begrüßungen zu dem jungen Mädchen gewendet, aus, was wollen Sie hier in dieser Wildniß, wenn Ihr Onkel gestorben ist? Er war ja der reichste Mann Virginiens, besaß viele Meilen der herrlichsten Plantagen und hatte keine Kinder. 17*