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98 Leben Jed:'- Bürger ist bis zum vierzigsten Lebensjahre zum Ei", ritt in dieselbe (nur einige Ausnahmen stn. im bei essenden Regulativ statuirt) verpflichte:. Die Aufgabe der neuen Bürgerwehr ist, theils 'n vorkommenden Fällen die öffentliche Ordnung unecht zu erbalten und dem Gesetze Ach tung zu verschaffen, thefls bei städtischen Schaden feuern den erforderlichen Dienst zu versehen. Klei dung und Bewaffnung entsprechen ebenso wohl dem guten Geschmack als dem Zweck. Den armem 'enstpflichNgen wird übrigens aus städtischen Mit teln die nöthige Unterstützung zu Theil. Zur Zeit besteht das ganze Corps aus 180 Gardisten excl. der Chargirten rc. — Es ließ sich voraussehcn, daß der herannahende 19. April der 300jährige Todestag Philipp Melanch- thon's mehrere Lebensbeschreibungen dieses treuesten Gehilfen der Kirchenverbesserung und aufrichtigsten Freundes Luther's Hervorrufen werde. Zn Dresden ist soeben ein derartiges Büchclchen unter dem Titel: „Philipp Melanchthon. Eine Denkschrift zur Erinnerung an seinen 300jährigen Todestag rc. (Verlag von Adler und Dietze)" an die Oeffent- lichkeit getreten, das eine.: auf diesem Gebiete be währten Schulmann, den DircctorK.G. Petermann, zum Verfasser hat. In fünf Hauptabschnitten und auf dem Raume von 30 Seiten wird der Schule und dem Hause ein eben so lichtvolles, als anzie hendes Lebensbild Melanchthon's geboten, während der billige Preis (2 Ngr.)die Anschaffung des empfch- lenswerthen Schrifrchens wesentlich erleichtert. — Lei der alljährlich zum Besten des Unterstützungs fonds für die Wittwen und Waisen der k. musika lischen Kapelle in Dresden in dem sogenannten Palmsonntags-Concert gebotenen geistlichen Musik wird in diesem Jahre das Requiem von W. A. Mozart und Sinfonie (O-moil Nr. 9) mit Schlußchor über Schillers Ode: „An die Freude", von Ludwig van Beethoven, zur Aufführung gelangen. — In der am 24. d. M. in Leipzig abgehaltenen Generalversammlung der Actionäre der Leipzig- Dresdner Eisenbahncompagnie wurde der Bau einer Zweigbahn über Ccswig nach Meißen beschlossen. Die Aufnahme einer hierzu bestimmten Anleihe von einer halben Million Thaler wurde einstimmig genehmigt. — Ani 25. d. M. erklärte sich der Verein zur Begründung des zoologischen Gartens in Dresden für constituirt, indem die erste Hälfte des auf 100,000 Thlr. veranschlagten Anlagekapi tals in 1000 Amen s 50 Thlr. bereits vollständig gezeichnet ist. Jedenfalls nimmt die Actienzerchnung nunmehr in allen Kreisen einen recht raschen Fort gang, so daß die Ausführung des Unternehmens in dem vollen projectirtcn Umfange möglichst be schleunigt werden kann. — Aus Zittau wird berichte,, daß die Stadt (be?a '-tlich verhältnißmaßig die reichste Sachsens) gegen värtig 11900Thlr. für bi; Armen, 15000 Thlr. "r öffentliche Bauten und 16900 Thlr. für das Schulwesen jäh llch verausgabt, ohne deshalb doch irgend welche Communalabgaben zu erheben. Es kommt dies daher, daß sie allein an Zinsen für ausgeliehene Capitalien 26000 Thlr., und 38000 Thlr. auS ihren Forsten und Landgütern jährlich bezieht. — Am 27. Morgens 6 Uhr stürzte sich in Dres den ein Soldat und Diener aus unbekannter Ursache von der Marienbrücke in die Elbe und ertrank. Man versuchte ihn zwar mit einem Kahne zu retten, bei dem hohen Wasserstande gelang dies jedoch nicht. — Am 25. d. M. brach des Nachts in dem drei viertel Stunde von Leisnig gelegenen Dorfe Alt leisnig ein Feuer aus, welches, durch den Sturm begünstigt, in kurzer Zeit fast den ganzen Ort in Flammen setzte und selbst die Kirche nicht verschonte. Der Sturm trug den Feuerregen nach dem am andern Ufer der Mulde gelegenen Orte Arras und das Feuer verbreitete sich in ganz kurzer Zeit auch mit über die mit Arras zu einer Gemeinde gehörenden Orte Wiesenthal und Poltitz. — Was nun die Politik anlangt, so erregen die Fortschritte, welche der Bonapartismus in Europa macht, immer mehr und mehr Besorgniß. Die Kabinette nehmen nun auch hin und wieder einen Anlauf zur Opposition gegen diese Fortschritte, aber jedesmal, wenn der Tuilerienhof einen Erfolg, eine vollendete Lhatsache aufzuweisen hat, erlahmt diesem Erfolge gegenüber der Widerstand augen- blictli.b, um sich nach einiger Zeit einer neuen na-, poleonischcn Idee gegenüber mit gleicher Erfolg losigkeit im Sande zu verlaufen. So geschieht es denn, daß zuletzt trotz aller Verwahrungen und Vorstellungen der anderen Großmächte der Kaiser der Franzosen Schritt für Schritt seinem Ziele immer näher rückt. Würde alle Kraft ein Mal für alle Mal gegen das Ziel selbst gerichtet, gegen das Ziel, welches nichts Geringeres bedeutet, als Frankreichs Alleinherrschaft über Europa, so würde auf eine wirkliche und nachhaltige Beschränkung der Gefahr gerechnet werden können. Der Widerstand muß auf den Punkt gerichtet werden, welche'- der Urquell aller Verminungen dieser Zeit ist, auf die Absicht Frankreichs, über Europa's Geschicke zu herrschen, welche allerdings zur Zeit immer nur Einzelnen lästig fallt, auf die Dauer aber Allen gefährlich wird! Es fehlt augenscheinlich den europäischen Kabinetten an dem erforderlichen Muthe, diese Rolle der Oppvsüion zu übernehmen. Zeder sucht sich zu decken und eben deshalb sind Alle blosgestellt. Na poleon ist allmächtig, weil Niemand ihm gegenüber seine wirkliche Macht in die Waagschale wirft. Er seinerseits sagr stets oder giebt cs doch zu verstehen, daß er nöchigenfalls Gewalt anwenden werde, um seinen Willen durchzusetzen. Die andern Mächte sagen dagegen nie, daß auch sie entschlossen seien, Gewalt zu gebrauchen, um zu hindern, was sie mißbilligen. Wer unter selchen Umständen schließ lich s inen Willen durchsetzen wird, ist unschwer zu errathen. Der Zustand des öffentlichen Rechts in Europa aber wird, je langer ein solches V.rhältniß forldauert, immermepr vorn guten Willen eines