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123 sicherer glaubt man, daß dasselbe von guter Quali- tat sein und den im Winter 1838/59 behaupteten Ruf bald wieder einnehmen werde. — Am 12. April geriethen bei Riesa oberhalb der Eisenbahnbrücke beim Transport von Steinen zwei Pferde des Maurermeisters Müller mit einem leeren Wagen und dem darauf befindlichen Knechte in die Elbe. Der Knecht wurde glücklicher Weise gerettet, die beiden schönen Pferde aber mußten ertrinken und sind mit dem Vordertheile .des Wagens in der Ge gend von Mühlberg angeschwommen. — Der landwirthschaftliche Be'rein zu Plauen i. V. wird am nächsten Vichmarkt eine Viehwage zum allgemeinen Gebrauche gegen ein vorläufig auf 3 Ngr. pro Stück festgesetztes Wiegegeld aufgestellt haben. Der Verein geht von der Ansicht aus, daß der Schlachtviehandel nach Gewicht der einfachste, reellste und für Kaufer und Verkäufer gegen Verlust sicherndste und deshalb angenehmste Handel sein muß und derselbe, wenn nur Gelegenheit ist, das Vieh zu wiegen, so wie er auf den größten Viehmarkten Europas schon langst gebräuchlich, bald auch in Plauen eingeführt und herrschend werden wird. — In Bezug auf die po litischc Lage der Dinge ist unstreitig das bemerkenswertheste Ereigniß der jüngsten Tage die plötzlich veränderte Haltung der Schweiz in der bewußten Neutralitätsfrage Frank reich gegenüber. Dem gewaltigen Anlaufe der Eid genossenschaft, der auf die großartigsten Kriegs rüstungen schließen lassen mußte, folgte die Ent sendung von zwei Bataillonen Infanterie mit zwei Kanonen nach Genf. Statt Napoleon zuvorzu kommen und mit 100,000 Mann Nordsavoyen zu besetzen und dann, Gewehr im Arm, den Angriff des Feindes zu erwarten, wie man nach dem Pa triotismus, der sich allerwärts kund gab, schließen mußte, beschloß man, die Besetzung des betreffenden neutralen Gebiets durch französische Truppen ruhig geschehen zu lassen und erst dann zum Schwerte zu greifen, wenn sich französische Gelüste auch nach schweizerischem Gebiete zeigen sollten. Wir verkennen allerdings nicht, daß die kleine Schweiz nicht im Stande ist, einen Kampf mit dem großen Frank reich siegreich durchzuführen, meinen aber, daß die Eidgenossenschaft ihre Kräfte nicht überschätzen und sich zu patriotischen Kundgebungen nicht hinreißen lassen mußte, die nun im Sande verlaufen. Was nun aber Frankreich anlangt, so deuten alle Sym ptome darauf hin, daß man in Paris die „deutsche Frage" zu „studiren" anfängt, wenngleich dieses Studium im gegenwärtigen Sommer wohl kaum soweit gedeihen möchte, daß man die Frage schließ lich praktisch durch einen Invasionskrieg anfassen könnte. Dazu möchte es doch längerer Zeit bedürfen. Gegenwärtig wird sich wohl der Kaiser mit dem ersten Erfolge seiner „auswärtigen Studien", mit der Einverleibung Savoyens begnügen und zufrie den damit sein, daß die Großmächte sich die Sache unter formeller Einlegung eines nicht viel sagenden Protestes gefallen lassen. Wollte man schon in diesem Sommer Eroberungen nach dem Rhein oder der Schelte hin beginnen, so würden aller Welt über die Pläne des Napoleonismus die Augen auf- gchen und die gemeinschaftliche Gefahr könnte die bedrohten Mächte rasch zu einem Bündniß gegen Frankreich einigen, und das ist's, was Napoleon zu vermeiden sucht. Er will Einen nach dem An dern angreifen und die Bundesgenossen des Geg ners von ihrer Milhülfe dadurch abhalten, daß er sagt: wir tbun dir ja nichts; wir wollen den Krieg „localisiren." Diese Politik des Napoleonismus muß Jedem beim Beginn des italienischen Krieges klar geworden sein. Blicken wir nun aber einmal auf England, so ist eine Wendung in dessen Politik nicht zu ver kennen, wenn auch noch eine Zeit vergehen dürfte, bevor es unwiderruflich entschlossen ist, unter allen Umständen jedem neuen Uebergriffe Frankreichs ent schieden entgegcnzutreten. Daß aber England in einem neuen Kriege unter den Gegnern Frankreichs sich befinden würde, ist jetzt kaum mehr zu bezwei feln. Ließe sich der Krieg vollends unglücklich für Frankreich an, so wäre dies völlig sicher; allein so weit ist die öffentliche Meinung in England auch jetzt schon erwacht, daß kein dortiges Ministerium es wagen dürfte, in einem deutsch-französischen Kriege hinter dem Ofen zu hocken. Vor der Hand aber wird es für die englische Politik erwünschter sein, daß nicht England, sondern ein anderer Staat zuerst in's Feuer geht und daß man freie Ent schließung behält, wenn es räthlich sei, am Kampfe sich mit zu bctheiligen. Was nun die Einberufung einer europäi schen Konferenz nach dem Wunsche des schwei zerischen Bundesratks anlangt, so wird das Zu standekommen derselben durch Frankreich so gut wie unmöglich gemacht. Es knüpft nämlich zwei Be dingungen daran. Die erste besteht darin, daß die Conferenz nicht etwa sich berechtigt glaube, einen zwischen zwei unabhängigen Staaten abgeschlossenen und wechselseitig ratisicirten Vertrag zu ändern, son dern die Conferenz soll sich mit Rücksicht auf diesen Vertrag nur zu dem Ende versammeln, um einfach und allein davon Act zu nehmen. Unter diesen zwei Bedingungen wendet Frankreich nichts dagegen ein, daß die Conferenz die Frage erörtern, welche Garantien der Schweiz geleistet werden sollen, um im Geiste der bestehenden Verträge ihre Neutralität sicher zu stellen, wobei Frankreich im Voraus die volle Freiheit seines Handelns sich vorbebält. Es ist selbstverständlich, daß unter solchen Umständen an das Zustandekommen einer europäischen Conferenz nicht gedacht werden kann. Wer Gustav-Adolph-Verein im Jahre 1859. Leipzig, 7. April. So wie wir jederzeit mit steigender Theilnahme der wachsenden Ausbreitung des wacker streitenden Gustav-Adolph-Vereins ge folgt sind, so haben wir mit neuer Freude den uns 16*