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L26 Die zehnte allgemeine sächs. Lehrerversamm- lung findet dem „Dr. I/' zufolge am 3V. Sept., I. und 2. October in Bautzen statt. — Am 21. Juli beginnen bei den k. Bezirksge richten und Gerichtsämtcrn die alljährlichen Gerichts« ferien, welche bis zum 31. August dauern. In dieser Zeit werden bei den gedachten Behörden nur die dringlichsten Sachen erledigt. — Am 13. d. M. beging der Besitzer der Faß fabrik in Zwickau, Herr Wunderlich/ das Fest des tausendsten Fasses. Leider konnte es nicht programmartig stattfinden, da der an diesem Tage ununterbrochen niederströmende Regen eine öffentliche Entfaltung desselben — Festzug durch die Stadt rc. — nicht zuließ. So war nur der Ball in dem höchst geschmackvoll decorirten Saale deS „deutschen Hauses" übrig geblieben, zu dem zahl reiche Einladungen erlassen worden waren. — (Dr.J.) Dem „Dr. I." wird aus Löbau Folgendes geschrieben: Als Rarität theile ich Ihnen die That- sache mit, daß in der Nacht vom 7. zum 8. Juli d. I. in Kleindehsa im Garten des Hauslers Röthig die Gurkenblatter erfroren sind. Kleindehsa liegt am Fuße des 1070' hohen Hochsteins. — Der Schaden, welchen das Unwetter am 14. Juni in Gclenau angerichtet, ist jetzt auf Ver anlassung des Hülssvereins von Sachverständigen festgestellt worden. Er betragt an Gebäuden über haupt die Gesammtsumme von 12,384 Thlr., davon sind 1429 Thlr. für 10,719 Fensterscheiben, 6387 Thlr. an Schiefer-, 568 Thlr. an Ziegel-, 2285 Thlr. an Strohdächern und 1714 Thlr. an Mauerwerk berechnet. Was nun den Schaden durch den Hagel schlag betrifft, so belauft sich derselbe nach der Schätzung sachverständigerLandwirthe aufdieSumme von 48,172 Thlr., an welcher das Rittergut mit 10,751 Thlr. betheiligt ist. Die Zerstörungen an dem V4 Stunde langen Dorfwcgc sammt den ein- gestürzlen und beschädigten Brücken betragen mehrere tausend Thaler. Der Gesammtschaden, welchen das Unwetter innerhalb 2 Stunden angerichtet, be läuft sich auf 60,000 Thlr. — Das „Zwickauer Wochenblatt" schreibt unter dem 13. Juli: Gestern Morgen ist durch den ersten Zug auf dem Bahnhofe Wiesenburg eine Schaf heerde üb er fahren und sind dabei 18 Schafe getödtet, gegen 10 aber schwer verstümmelt worden. Leider hatte man versäumt, letztere alsbald nachher zu tödten, und lagen sie selbst Vormittags 9 Uhr noch zum Erbarmen aller Reisenden in der Nähe der Bahn in ihrem jammervollen Zustande. — In Löbau hatten am 12. Juli drei Arbeiter aus Chemnitz — darunter ein Vater mit seinem 16jähr. Sohne - , welche mit Abbrechen eines alten Hauses beschäftigt waren, des heftigen Regens hal ber in diesem Hause Schutz gesucht. Plötzlich stürzt die vom Regen durchweichte Lehmdecke — der Dach stuhl war schon abgetragen — ein und begräbt die Arbeiter unter sich. Der Eine kam mit leichten Verletzungen davon. Schrecklich aber sind Vater und Sohn zugerichtet; dem Sohne sind beide Beine zerschmettert, so daß der eine Fuß amputirt werden mußte; der Vater hat außer einem Beinbruch mehrere Verletzungen des Rückgrats erlitten. Beide befinden sich im dortigen Armenhause. — Am 17. d. M. Abends zwischen 9 und 10 Uhr brach inderHartmannschen Maschinen fabrik in Chemnitz Feuer aus, welches, einer Mittheilung des CH. Tgbl. Nachts 12 Uhr zufolge, eine bedeutende Ausdehnung gesunden hat. Mit Ausnahme des Wohngebäudes sowie des Contor- gebäudes, welche man zu erhalten hoffte, standen zur oben angegebenen Zeit die sämmtlichen übrigen Gebäude in Flammen. — Was nun die Politik anlangt, so nehmen die italienischen Zustände, wie natürlich, noch immer den ersten Rang ein. Die nächste Gestaltung der Dinge hängt unzweifelhaft vorzugsweise von Gari baldi ab. Er ist dermalen zugleich das Schwert und das Haupt des jungen Italien. Will er die Annexion Siciliens an Sardinien proclamiren, so bleibt Victor Emanuel nichts übrig, als das Ge schenk bestens anzunehmen, wie gern auch vielleicht der König oder wenigstens sein Rathgeber, theils aus Rücksichten auf den französischen Alliirten und die übrigen continentalen Großmächte, theils um die Entwickelungen in Neapel abzuwartcn, die Ein verleibung noch aus einige Zeit verschieben möchten. Eine Ablehnung würde das Kabinet von Turin in eine zu mißliche Stellung zu den italienischen Patrio ten bringen, von denen es doch, als es sich wegen des nicht verhinderten Zuzugs der Freicorps nach Sicilien zu rechtfertigen suchte, sich offen als ab hängig erklärt hat. Will Garibaldi ferner schon in der nächsten Zeit das bourbonische Regiment auch in dem festländischen Neapel zu stürzen ver suchen, so hat er auch dazu sehr günstige Aussichten. Den bei weitem größten Theil seiner Streitkräfte, die sich bereits jetzt auf wenig unter 50,000 Mann belaufen dürften, kann er zu dieser Expedition ver wenden, da der kleinere wohl genügen möchte, um mit Hülfe des sicilischen Volkes die neapolitanischen Besatzungen auf der Insel im Schach zu halten. Dazu hat er schon jetzt eine ziemliche Anzahl Kriegs dampfer zu seiner Verfügung, und was die Ucber- sührung der Truppen betrifft, so braucht er nach dem Ausgange, den die Beschlagnahme der beiden Schiffe durch die neapolitanischen Kreuzer genom men hat, nichts Sonderliches zu befürchten. Auf dem festländischen Königreiche wird er natürlich auf ein viel stärkeres Heer stoßen; allein einerseits ist dasselbe durch die Niederlagen in Sicilien entmuthigt und die Unentschlossenheit, Rathlosigkeit und Unzu verlässigkeit des bourbonischen Hofes, bei der sich kein General sicher fühlen kann, sind so wenig geeignet, den Geist der Armee zu heben, daß Gari baldi vielmehr auf zahlreiche Uebertritte sich Hoff nung machen kann. Anderseits wird es ihm an weiteren Zuzügen aus Mittel- und Oberitalien nicht fehlen. Dazu kommt noch der Zauber, den die Persönlichkeit dieses wunderbaren Mannes überall auf die italienischen Gemüther ausübt. Im Volke geht die Sage, daß er mit einer geweihten Hostie geimpft und unverwundbar sei. Daß ihm etwas