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66 Wegen der im Königreiche Böhmen ausge brochenen Rinderpest wird der auf den 5. März in Zittau, sowie der auf den 26. März d. I. in Löbau fallende Bichmarkt, insoweit damit der Handel mit Rindvieh, Borstenvieh und Wollenvieh in Frage kommt, aufgehoben. Dagegen bleibt der Pferdeyandel, demnach das Einbringen und Auf stellen von Pferden bei diesen Märkten in der ge wöhnlichen Weise nachgelassen. — Dresden, das schon lange mehr und mehr einem entschieden großstädtischen Typus zustrebt, ist im Begriff, wiederum einen Schritt zu thun, durch den es jenem Ziele wesentlich näher geführt wird. Die Begründung eines zoologischen Gartens ist im Werke. Daß sie nicht nur überhaupt, son dern auch in einer würdigen Ausführung gelingen werde, steht kaum zu bezweifeln, denn dem Pro- jecte kommt das lebhafteste Interesse aller derjenigen entgegen, welche die berühmten ähnlichen Institute anderer Länder kennen und dem großen Publicum ist durch den Hühnergarten in der Ostraallee schon seit Jahr und Tag ein vorläufiger Anreiz von för dernder Wirkung gegeben. Trotzdem zeigen sich in der Inseratenpreise auch Gegner des Unternehmens. Nicht als ob die Ungläubigen, welche einer groß staatlichen Politik Sachsens sich abwenden, der Haupt- und Residenzstadt unseres Vaterlandes den großstadtlichen Charakter mißgönnten, nein, die stillen Naturfreunde, die Staatshämorrhoidaricn und andere vortreffliche Landsleute fürchten für den heiligen Frieden der Natur, für die Naivetät der Singvögel und die harmlose Stimmung der Früh- concerte im Großen Garten, wenn in der Nähe Affen schreien und Raubthiere brüllen und krächzen. Denn das Project des zoologischen Gartens ist nur ein Theil des größern Verschönerungsplans, demzufolge die Parkanlagen des großen Gartens durch neue, unter Lcnno's Leitung anzulegende Promenaden mit der Stadt in unmittelbare Ver bindung gesetzt werden sollen. Die Gegnerschaft wird indeß wohl Beruhigung fassen, da die Neuerer sich gegenüber den Baumgruppen des Großen Gar tens in ihrem eigenen Interesse und nach Anord nung der Behörde auf den conservativsten Stand punkt stellen und das naturwüchsig Bestehende ge wiß überall schonen werden. Von den Singvögeln aber haben Sachverständige sogar versichert, daß sie sich von der Nahe des beabsichtigten zoologischen Instituts gar nicht unangenehm würden berührt fühlen. Unter solchen Umständen fehlt für das Ge deihen des mit Freuden zu begrüßenden Unterneh mens nichts als das Geld. Eine Aktiengesellschaft soll dasselbe beschaffen. (D. A. Z.) Vergangenen Sonntag fand in der Köttewitz muhle bei Dohna unter entsprechender Feierlichkeit die Grundsteinlegung zu der von den Herren Emil Kein und Zimmermann aus Dresden projec- tirten Papierfabrik statt. Es waren dabei eine große Anzahl von den Inhabern der von beiden genannr ten Herren ausgegebenen Darlehnsscheine, die Ver treter der dresdner Localpresse und die für den Bau her Fabrik engagirlen Techniker und Gewerken zu ¬ gegen. Nachdem dem Grundstein eine Kapsel mit mehrer« auf die Gründung des Unternehmens be züglichen Actenstücken anvertraut und der Segen des Himmels auf das Gedeihen des Werkes herab gefleht war, kostete man das durch einen Canal herbeigeleitete treffliche weiße Brunnenwasser, das, im Gegensatz zu der Rothfluth der Müglitz, bei der Papierfabrikation unbezahlbare Dienste leisten wird. Am Abend vereinigte ein an materiellen und geistigen Genüssen gleich ergiebiges Mahl gegen 100 der anwesenden Herren und Damen, woran sich später ein fröhlicher Ball schloß. — Am 20. vor. M. bemerkte die Frau des Haus besitzers Wachs in Niederlommatzsch, daß sich von dem hinter dem Hause Les Hausbesitzers Hansbach befindlichen Felsen eine Steinwand abzutrennen und in die Gehöfte Hansbachs zu stür zen drohe. Die Wachs begiebt sich daher schleu nigst zu Hansbach, um diesen von der drohenden Gefahr in Kenntniß zu setzen, und diese beiden Personen begeben sich nun in den Hof Hansbach's, um dort Schwein und Ziege zu retten. Während diesem trennt sich die Steinwand loö, schlägt in den Stall, in welchem sich Hansbach befindet, ein und beschädigt denselben so, daß er eine halbe Stunde darauf seinen Geist aufgab. Der verehel. Wachs ist hierbei das Bein zerschlagen worden und wird an ihrem Aufkommen gezweifelt. (Meiß. Bl.) Als man am 22. vor. M. Vormittags damit beschäftigt war, auf dem neulich abgebrannten Vor dergebäude der Thomas müh le zu Leipzig unnützes Balkenwerk zu beseitigen und neue Bal ken zu legen, verlor dabei der Zimmermann Schu mann aus Windorf das Gleichgewicht, stürzte vier Stock herab und brach das Genick. Leider hinterläßt derselbe eine Wittwe mit ö Kindern. — * Großröhrsdorf, den 26. Febr. Gestern Abend crhing sich hier der berüchtigte Bandweber Carl R., ein starker, gesunder Mensch in den besten Mannesjahren. Seine Neigung, den ,,Großen^ zu spielen, gepaart mit einer unüberwindlichen Arbeits scheu, hatten ihn zu einem vollendeten Schwindler gemacht, und so, von Stufe zu Stufe niedersteigend, der edlen Menschenwürde sich entkleidend, stand er ohne Scham- und Ehrgefühl an der Grenzlinie zum Verbrechen. ,,Ehe ich arbeite^, sagte er öfters, „sterbe ich auf dem Schaffst!'' — doch gestern Nacht griff er zum Strick und befreite dadurch die Welt von seiner lästigen Gegenwart. Er war Gatte und Vater, sein Weib starb in Kummer und Elend, seine Kinder wurden schon längst von der Gemeinde Bretnig, wo sie heimathsangehörig sind , ernährt und erzogen. Er war nicht dahin zu bringen, für sie zu arbeiten. Frühzeitig dem Müßiggänge er geben und behaftet mit der Leidenschaft für Jagd- und Schießvergnügungen, vernachlässigte er sein Geschäft und vergeudete, was er besaß, und dann das — was ihm nicht gehörte. Welch ein warnendes Bei spiel ist dieser Carl R. Unser Urtheil gilt nicht seiner Todesart, sondern den Menschen wie er war. (S. Erz.) Als'am 23. vor. M„ Nachmittags 4 Uhr, ist