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Wochenblatt für Wilsdruff, Tharaud, Rossen, Siebenlehn und die Umgegenden. Amtsblatt für das Königl. Gerichtsamt Wilsdruff und den Stadtrath daselbst. Zwanzigster Jahrgang. ckrettag, den 2. ZNärz l860. 9. Verantwortlicher Redacteur und Verleger: Albert Reinhold. Von dieser Zeitschrift erscheint alle Freitage eine Nummer. Der Preis für den Bierteljabrgang beträgt 10 Ngr. Sämmtliche Königl. Postämter nehmen Bestellungen darauf an. Anzeigen, welche im nächsten Stück erscheinen sollen, werden in Wilsdruff sowohl in der Rcdaction, als auch in der Druckerei d. Bl. in Meißen bis längstens Donnerstag Vormittag, in Tharaud und Nossen aber bis längstens Mittwoch Nachmittag erbeten. — Etwaige Beiträge, welche Ler Tendenz des Blattes entsprechen, sollen stets mit großem Danke angenommen werden. Die Nedaction. U M sch a U. Wilsdruff, am 29. Febr. Mit seltener Beharrlichkeit repräscntirte der mit dem heutigen Lage ablaufende Monat den Winter. Nach der überaus gelinden Witterung in den Mo naten December und Januar trat der kleine Horn sofort mit Schnee seine Herrschaft an und gegen alles Erwarten brachte er uns noch eine leidliche Schlittenbahn, die, wie natürlich, stark benutzt wurde. Freilich wurde dieselbe dadurch etwas be einträchtigt, daß das Elbthal der gleichen Gunst des Winters sich nicht erfreute. Im Gebirge hat's aber, einer uns zugckommenen Privatnachricht zu folge, eine prachtvolle Schlittenbahn gegeben. — Mit selten erlebter Heftigkeit tobte in dcr gestrigen Nacht bis in die heutigen Vormittagsstunden hin ein ein Sturm, der an den Ziegelbcdachungen in hiesiger Stadt mannigfachen Schaden angerichtet hat. Voraussichtlich dürfte auch in den Forsten nicht unbedeutender Windbruch zu beklagen sein. Auf dem Meere wird der Orkan manches Opfer gefordert haben. — Wie wir eben lasen, hat der Sturm auch in Dresden an Dächern, Schornstei nen, Bäumen rc. nicht unerheblichen Schaden an gerichtet. Er entwurzelte im Ostragehcge hundert jährige Linden, brach Telcgraphenstangen um rc. Besonders aber wüthete derselbe unter den Jahr marktsbuden. Viele derselben wurden umgeworfen und andere zerrissen und theilweise zerstreut. Be deutende Unglücksfälle sind zum Glück nicht vor gekommen, — *** Sonntag, den 26. Febr. concertirte das Musikchn der K. Sachs. Artillerie aus Dresden, unter Leitung des Stabstrompeters Hrn. Böhme, im hiesigen Gasthofe zum goldnen Löwen. Es ist eine bekannte Sache, daß dergleichen Concerte im Freien mehr ergötzen als im geschlossenen Raume, Das Concert war im Ganzen recht gut zu nennen. In den Vöhmc'schcn Concerten tritt gewöhnlich das Lied in den Vordergrund, was bei dergl. Musik nur zu loben ist. So brachte bei recht guter Auf führung die Ouvertüre zu Rienzi, von Wagner, durchaus nicht die Wirkung hervor, als das ein fache allbekannte Neithardt'sche Lied: „Den Schö nen Heil". Den Glanzpunkt des Concerts bildeten unbedingt die Solis des Herrn Musikdir. Böhme. Man wird ein Lied, auf Posaune vorgetragen, sel ten so schön hören, als von Hrn. Böhme: er weiß Sicherheit und Zartheit mit wahrhaft seelenvollem Vorträge zu vereinigen. — Das Concert erfreute sich eines sehr zahlreichen Besuches. — Die Bestimmung des Militärgesetzes vom 1. September 1858, wonach die frühere Einstands summe von 200 Thlr. auf 300 Thlr. gesteigert wor den ist, scheint dem Mangel an Einstchern, wie er sich vorher recht fühlbar machte, nach und nach abzuhelfen. Denn während nach dem jetzt veröf fentlichten - Stande des Slellvertrctungsfonds dem selben im Jahre 1859 an Einstandsgeldern 189,200 Thlr. für 658 sich loskaufcnde Militärpflichtige zu geflossen sind, haben sich auch 976 Einsteher gemel det und dafür 264,800 Thlr. Capital überwiesen erhalten. Während in den vorhergehenden Jahren der Fond mit erheblichen Beständen abgeschlossen werden mußte, sind im vorigen Jahre im Ganzen nur 34,430 Thlr. zu fernerer Bestellung von Ein stehern vorrathig verblieben,—