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Wochenblatt für WilSd »iff, Tharaud, Nossen, Siebenlehn und die Nmgegendeu. Ä m t 8 ö l a t t für das Königl. Verichtsnmt Wilsdruff und den Sladtrnth daselbst. Zwanzigster Jahrgang. Freitag, den lO. Februar 1860. 6, Verantwortlicher Ncdactenr und Verleger: Albert Reinhold. Von dieser Zeitschrift erscheint alle Freitage eine Nummer. Der Preis für den Vierteljahrgang beträgt 10 Ngr. Sämmtliche KL -gl. Postämter nehmen Bestellungen darauf an. Anzeigen, welche im nächsten Stück erscheinen sollen, werden in Wilsdruff sowohl in der Nedaclion, als auch in der Druckerei d. Bl. in Meißen bi« längsten« Donnerstag Vormittag, in Tharaud und Nossen aber bis längstens Mittwoch Nachmittag erbeten. — Etwaige Beiträge, welche der Tendenz des Blattes entsprechen, sollen stets mit großem Danke angenommen werde«. - Die Redaktion. Die Niuderpest. (Schluß.) Tritt die Seuche in einem Gehöfte oder einem Stalle auf, dann zeigt sie sich gewöhnlich erst bei einem Stücke, und zwar etwa nach 8 Tagen von dem Zeitpunkte Ler Einschleppung des Anstcckungsstoffes an. Einige Tage später, meistens am vierten oder fünften Tage nach der ersten Erkrankung, ereignen sich neue Krankheitsfälle, denen nun in steigender Zahl und ohne weitere besondere Zwischenräume immer mehrere Erkrankungen folgen, so daß diese zuletzt sich täglich und mehrere an einem Tage ereignen. — Alle Erfahrung hat bisher gelehrt, daß es nicht möglich ist, das Fortschreiten der Seuche in einem Stalle aufzuhalten, mit andern Worten, das übrige Vieh zu rette», selbst dann nicht, wenn sogar schon die erste Erkrankung als Rinderpest erkannt wird. Aus dieser Darstellung des Seuchcnganges ergiebt sich: daß aller dings Las gesammlc Vieh eines Stalles oder resp. Gehöftes lein paar Procent abgerechnet, die durchseuchen oder nicht erkranken) der Seuche verfällt, sobald sie einmal ausgetreten ist; aber cs ergtebt sich auch daraus, daß das Forischreiten Ler Seuche von Gehöfte zu Gehöfte in einem Orte, oder von Ort zu Ort sich sehr wohl und ganz sicher verhindern läßt. Es kann jetzt als Regel gelten, daß die Seuche, sobald sie in ein Land einlrilt, auf die Orte und Gehöfte be schränkt wird, in Lenen sic zum Ausbruch kommt. Solche verheerende Seuchen, wie sie früher beobachtet find, wo man Lie Opfer nach Tausenden und vielen Tau senden zählte, können jetzt nicht mehr vorkommen, sobald man sich nur entschließt, Sperre und Keule mit Umsicht und Nachdruck anzuwenden. Wenn man aber Curversuche anstellt, Vorbauungsmittcl anwendet, Ouarantaineställe baut, nur Lie kranken Thiere tödtet oder wohl gar eines natürlichen Todes sterben läßt, nicht eine strenge Gehöfts- und Ortssperre handhabt, dann steigt sofort wieder der Verlust nach Hunderten und Tausenden. Zum Beweise hierfür und zur Beruhigung des Publikums einige Thatsachen: Die Rinderpest in Oberschlesien im Jahre 1827,28 ergriff 18 Ortschaften mit einem Viehbestände von 4860 Stück; hiervon betrug der Verlust 460 Stück, d.i. etwas über 9"/». Es fielen l 67 Stück und wurden getödtet 293 Stück. — Weniger günstig ist das erzielte Resultat bei dem RinderpestauSbruche in Schlesien im Jahre >856 und zwar deshalb, weil die Seuche zu spät erkannt wurde und man dann nicht nachdrücklich genug zur Keule gegriffen hatte, sondern Ouarantaineställe baute. Die Seuche war nach 24 Ortschaften verschleppt, mit einem Gesammtviehbestande von 5528 Stück; davon betrug der Gesammtverlust 1068 Stück, d. i. ca. 19°/». Es sielen 253 Stück, und getödtet wurden im kranken-Zustande S09 Stück und im gesunden Zustande 304 Stück. — Die Seuche in Böhmen ist jetzt in 4 Kreisen und zwar in 25 bis 26 Orten. Der Gesammtverlust wird trotzdem bis jetzt kaum 300 Stück betragen, obschon die Seuche bereits in mchrern Orten wieder erloschen ist. Was nun die Erscheinungen der Krankheit an lebende« Thicren anbclangk, so ist zunächst Folgendes zu bemerken: Es gtebt keine einzige Erscheinung, di« nicht auch bei andern Krankheiten vorkommen könnte. Die Rinderpest hat also keine ihr ausschließlich angehörigen, charakteristischen Kennzeichen. — Die Erscheinungen der Krankheit in ihrer Gesammt- heil, sowie sie gewöhnlich zu einem Kcankheitsbilde zusammengestellt werden, trifft man niemals bei einem einzelnen kranken Thier« an, sondern immer nur, wenn man viele kranke Thiere beobachte» kann. Ja es ist sogar nöthig, Lie Krankheit in verschiedenen Orten und Zeiten zu sehen, wenn man alle KrankhettSerscheinungen auffinden will, die vor kommen können und angegeben sind. Die Seuche wechselt nicht unwesentlich ihre Erscheinungen in Len verschiedenen Seuchenrügen, bei den verschiedenen Rindcrracen und gegebenen Außenverhälmissen. In Alledem liegt es, daß sie leicht beim ersten Auftreten verkannt wird. — Ich beschränke mich deshalb hier auch nur auf die Angabe Ler gcwichtigstk« Erscheinungen, die überall, wo sie vorkommen, mindestens den Verdacht erwecken, daß sie der Rinderpest angehören. Die Thiere lassen im Freffen nach, und daß Wiederkäuen geschieht unregelmäßig und auSsctzend, hört aber bald ÜOOj auf. Beim Milchvieh verstecht die Milch (gewöhnlich die erste Erscheinung, die sogleich bemerkt wird). Dazu u-?. ^"bergeschlagenheit (bisweilen eine gewisse Aufregung vorausgehend), Sträuben der Haare, Fieberschauer und erhöhte Empfindlichkeit längs Les Rückens, s I I