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26 und ist desselben Jahres viel und sehr guter Wein gewachsen. Aber das nächstfolgende Jahr war ge rade das Widerspiel und so große Kalte, daß mitten im Mai am heiligen Pfingsttag ein großer Schnee siel, der alle Fruchte verderbte." — Für Jager und Jagdliebhaber. Einer uns zugekommenen Privatmiltyeilung über bas Ergeb niß der am 13. und 14. d. M. auf Ehrenber ger Revier bei Leipzig abgehaltenen Jagden entnehmen wir Folgendes: Ihre königl. Hoheiten der Kronprinz und Prinz Georg sowie der Erbprinz von Thurn und Taxis nebst 27 Gasten schossen am ersten Tage 43 Rehböcke, 4 Rieken, 82 Hasen, 3 Kaninchen und 1 Fasanhenne, in Sumoia 143 Stück. Am zweiten Lage wurden erlegt 11 Rehböcke, 5 Rieken, 96 Hasen, 39 Kaninchen, 2 Fasanhähne, I Rebhuhn, 2 Eulen und 1 Fuchs, in Summa 157 Stück und sonach überhaupt 300 Stück. „Die Jagden," heißt es in der Mittheüung, „gin gen präcis und ohne Störung vor sich. Wenn man erwägt, daß die beiden Prinzen mit noch ö Gästen am 4. November vor. I. bereits 31 Stück Rehwild geschossen und daß bei den diesmaligen Jagden außer den Prinzen Niemand auf Rieken schoß und mancher Bock unerkannt vorbeikam, so muß man dieses Jagdergebniß unter den jetzigen Jagdverhältnisscn Sachsens ein glänzendes nennen." — Wir bemerken noch, daß diese beiden Jagden nicht mit der am 16. d. M. im Konncwitzcr Holze bei Leipzig abgehaltencn Rathsjagd zu verwechsetn sind. — Der „Allg. Ztg." schreibt man aus Dresden vom 15. Jan.: die freudigen Hoffnungen, welche man an die im Mai v. I. vollzogene Bermählung unseres Prinzen Georg mit der Prinzessin Maria Anna von Portugal knüpfte, sehen, wie jetzt zu verlässig verlautet, ihrer Erfüllung entgegen und dürfte das frohe Ereigniß in der ersten Halste des künftigen Mai zu erwarten stehen. — In der am 18. d. vor dem Oberappellations- gcrichte zu Dresden statigehabten zweitinstanzli chen Verhandlung gegen den wegen Ermordung seines Bruders von dein Bezirksgerichte daselbst zum Tode verurtheilten Handarbeiter Th. T. Schu mann wurde das Erkennlniß der ersten Instanz bestätigt. — Vom 1. Febr. d. I. ab treten bei der Maurer- und Zimmerinnung in Leipzig die Laxe der Ge sellenlöhne und die dermaligen Bestimmungen über die Meistergebühr außer Kraft, und bleibt dann die Feststellung der Arbeitslöhne für Polirer und Gesellen, als auch der Meistergebühren freiem Ueber- einkommen überlassen. — Am 8. Januar Nachmittags bewegte sich ein Lcichenzug von mehr als 400 Lheilnehmenden durch die Straßen Leipzigs. Es galt diese zahlreiche Be gleitung dem ältesten Turner Leipzigs und vielleicht ganz Sachsens, dem im 70. Lebensjahre verstorbenen unverehelichten Damenschneider Gäde. Bis in seine letzten Lebenstage hatte derselbe den Turnplatz besucht und an den Uebungen daselbst Theil ge nommen, dadurch aber sich bis zuletzt eine solche körperliche und geistige Frische bewahrt, daß die Nachricht von dem Schlaganfall, der ihn am Mor gen des 5. Jan. ohne die geringste vorherige Krank heit hinwegraffte, Allen überraschend war. Herr Kaufmann Lembke gab am Grabe des Verstorbenen der wohlverdienten und herzlichen Theilnahme Aller den würdigsten Ausdruck. — In Dresden und den Parochialdörfern sind im verflossenen Jahre 4616 (3160 ehel. und 1156 unehel.) geboren, 3619 gestorben und 1002 Paare getraut worden, während sich die Zahl der Com- municanten auf 53798 belaufen hat. Es sind in diesem Jahre daher 236 Geborene, 1710 Commu- nicanten und 77 Gestorbene mehr, dagegen 4 Paar Getraute weniger, als im Jahre 1858. Im Jahre 1759 waren 334 Paar Getraute, 1512 Getaufte, 2631 Begrabene und 67309 Communicanten.^— Der „Saxonia" schreibt man aus Dresden: Am Donnerstag erblickten wir in Felßner's Restau ration ein Phänomen, welches sich selbst die über spannteste Phantasie im Januar nicht träumen läßt; nehmlich eine Partie von etwa 20 großen leben digen Maikäfern, welche man am selbigen Lage im großen Garren an einigen Baumstämmen nahe an der Erde gefangen hatte. Jedenfalls das Zeichen eines baldigen schönen Frühjahrs. — Am 21. Jan. hat bei dem kurz nach 6 Uhr Abends in Chemnitz ankommenden Zuge die Loco- motive kurz vor Oberlichtenau einen Bahnwärter erfaßt, überfahren und sofort getödtet. Die in den Waggons sitzenden Passagiere hörten nur einen Schrei der herbeieilenden Frau desselben und schon war das Unglück geschehen. — Nachdem am 4. Januar in Naundorf bei Großenhain 4 Gehöfte ein Raub der Flammen wurden, sind am 19. d. M. in demselben Dorfe 2 Bauergüter und von drei anderen die Scheunen abgebrannt, und am 20. brannte daselbst abermals ein Bauergut bis auf ein massives Seitengebäude gänzlich nieder. — Was nun die Politik anlangt, so bildet der Brief des Kaisers der Franzosen an den Papst noch immer das Lagesgespräch und das Hauptthema in den Zeitungen. Und in der That ist dieses Schrei ben und namentlich die Veröffentlichung desselben durch den Moniteur einer der gewichtigsten Schritte, welchen Napoleon 10. seit Jahren, vielleicht seit dem Staatssi reiche, gethan. Wenn er erst Rußland, dann Oesterruch den Krieg brachte, so war vor auszusehen, daß der Friede bald folgen und wahr scheinlich freundschaftlichere Beziehungen, als dem Kriege vorausgegangen, zwischen Frankreich und den betreffenden Mächten herbeiführen werde. Durch den Brie; vom 31. Decbr. hingegen hat der Kaiser es mit der ganzen römischen Curie verdorben; durch die Veröffentlichung dieses Briefes hat er sich ge wissermaßen den Rückzug unmöglich gemacht, Aller dings ist die Befreiung Italiens bis zum adriatischen Meere noch in viel geräuschvollerer Weise procla- mirt und später doch aufgegeben worden; aber während der Kaiser dort sein Programm zur Hälfte fallen ließ, weil er, wie er behauptete, bald ganz