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60 bürg berufen, ward dort Senior deS Ministeriums und starb als Pastor zu St. Jacobi. — Falsches Geld. Au« Thüringen vom 29. Jan. schreibt man der „N. Franks. Ztg.:" „Warnen Sie Ihre Leser vor eoursirenden bairischen Ver einsthalern. Es sind nämlich solche, aus einer Masse von Neusilber, Zink und GlaS bestehend, bereits von einem unsrer Gerichte confiscirt worden, und man vermuthet, daß sich die Werkstätte in der Nähe von Eisenach befinde. Sic sind leichter, als die echten, und haben auch nicht den echten Klang." — Ein Berliner Juwelier arbeitet an der Silber- Ausstattung für eine Tochter des Sultans, die sich mit dem Vicekönig von Egypten verheirathet. Die Bestellung ist ein Tafelaufsatz, bestehend aus 28 Dutzend kleinen silbernen Tellern, 24 Dutzend großen Messern u. Gabeln, 18 Dntzend kleinen, 12 Dutzend große» und 12 Dutzend kleinen Löffeln, im Werth von 250,000 Thalern. Man sieht, daß auch in der Türkei die Messer und Gabeln die Finger beim Essen zu verdrängen anfangcn. — Die in Californicn lebenden Italiener haben dem König Victor Emmanuel einen Ehrensäbel über sandt, dessen Griff von massivem Gold ist, und auf dessen Klinge die Worte aus der Thronrede vom 10. Januar 1859 zu lesen sind: „Wir sind nicht unthcil- nchmcnd für den Schmerzensschrei Italiens!" — Cs giebt Hausfrauen und Dienstmädchen, welche die üble Gewohnheit besitzen, Holzkohlen durch den Hauch anzublasen. Dies Verfahren ist nicht allein für die Lungen schädlich, sondern kann auch unmittelbar den Tod herbeitühren. Vor einigen Tagen hat ein Mädchen in Dresden ebenfalls dieser üblen Gewohnheit gcfröhnt, um das Feuer anzu blasen. Sie fiel dabei plötzlich nm und wäre jeden falls erstickt, wenn nicht sogleich Hilfe herbeigeschaffi worden wäre. — Eine S tunden-Zeitung soll jetzt in Paris erscheinen, zu deren Herausgabe sich zwei Buchdrucker und vier Schriftsteller vereinigt. Sie soll von Stunde zu Stunde in kleinen Blättern von Handgröße er scheinen und sich die Aufgabe stellen, Lie augekom- mcucn Nachrichten und Neuigkeiten der vergangene» Stunde ins Publicum zu bringen. Also täglich un gefähr 12 Blätter; dieser Gedanke kann nur in Paris wach werden. — Ueber Arndts Tod hört man folgende« Epi- gramm: . . Er bracht' es bis zu ueunzra ^abren, Und fragt' als Jüngling gluthentbrannt: „Was ist des Deutschen Vaterland? Er starb und hat es — nicht erfahren. Der Vogel-Guano hat einen Concurrenten an demFisch-Guano bekommen. Derselbe wird, wie ein uns vorliegender Prospekt versichert, in Norwegen auf den Lofoten-Inseln gewonnen. Die dort alljährlich gefangenen Millionen von Fischen liefern durch die sich bildenden Abfälle der Dorsche oder Stockfische, namentlich die Köpfe und Rücken, hunderttausende von Centnern, die bisher wieder ins Wasser geworfen und verloren wurden. Diese Massen werden seit Jahren gesammelt und verar beitet und erzeigen sich als Guano äußerst brauch bar. Stöckhardt's „Chemischer Ackermann" erzählt von den gelungenen Versuchen und Emil Meinert in Leipzig hat den Vertrieb übernommen. — Aus Thonon sCanton Genf), 20. Jan. meldet man, daß Sonntags zuvor in der diesem Ort nahe gelegenen Gemeinde Arciers um die Mittagszeit ein mir Kastanicnbäumen bewachsenes Stück Land plötzlich versank und an dessen Stelle ein kleiner See erschien, auf dessen Oberfläche Scheiter schwam men von einer unbekannten Holzart. Der See ist so tief, daß man die sehr großen Kastanienbäume nicht mehr sieht. Gleichzeitig hat sich ein, Bach als Abfluß des Sees gebildet; man fürchtet, daß der See noch größere Dimensionen annebmen werde.— Der Erzbischof von Dublin hat einen Hirtenbrief erlassen, worin die Worte gerade nicht aus die Goldwaage gelegt werden. Er vergleicht darin den Kaiser Napoleon mit einem Banditen, der dem Papste die Kehle zuschnüren will. — Noch mehr als Daft, der berühmte Rechen künstler, leistet ein junger Blinder aus Schlesien. Er erblindete im ersten Jabre, wuchs ohne viel Unterricht auf und überrascht Jedermann durch sein Zahlen-Genie. Chybiorz so heißt er — löste in einer öffentlichen Prüfung in Leipzig u. a. die Aufgabe, 5 Zahlenreihen von je 28 Ziffern augenblicklich zu addircn und zu subtrahiren und zog während der Lösung zugleich die Wurzel eines I2stelligen Kubus aus. Mit derselben Raschheit löste Chybiorz die verwickeltsten Gleichungen. In Hannover hatte er ein Multiplikationsexempel in 3d Minuten gelöst, an welchem Daft 8 Minuten gerechnet hatte. — In Frankreich hat der Wahnsinn leider noch viel stärkere Ausbreitung. Nach statistischen Berechnungen des Gelehrten Legoyt kam im Jahre 1851 auf 796 Einwohner ein Geisteskranker. Inner halb eines zwanzigjährigen Zeitraums hat sich nach statistischer Untersuchung mit Ausnahme des Cholera- jahrcs 1850 alljährlich dieJrrenzahl vergrößert, mithin auch die Ausbreitung schädlicher Einflüsse zu solchem Ergebniß. Die französische Nation maßt sich zwar an, als erster Träger der Kultur und Civilisalion unter den Völkern zu gelten. Aber Legoyt gibt zu erwägen, daß nach zwanzigjährigen Erfahrungen alljährlich die Errichtung drei er neuen großen Irrenanstalten in Frankreich nothwendig würde, um einen jährlichen Zuwachs von 750 Irren aufzunehmen! Was wiegt hier schwerer, das Gewicht der ernsten Thatsachen und kalten Zahlen- angabcn oder der französische Jubel über politische Gaukeleien, siegreiche Adler und offizielle Phrasen von Humanität und Civilisation? — Das Hofbrauhaus in München warf im Sudjahre 1853 — 54 eine Brutto-Einnahme von 200,236 Fl. 45 Kr. und im Jahre 1854—55 eine solche von 187,515 Fl. 19d Kr. ab! die Be triebs- und Verwaltungskosten betrugen für 1853 - 54: 157,076 Fl. 45 Kr., für 1854 — 55: 181,665 Fl. 21 Kr., Reinertrag für jenes Jahr 43,140 Fl. , für dieses nur 5849 Fl. 58 c Kr.