Volltext Seite (XML)
58 Regiments, Se. König!. Hoheit der Prinz Georg und eröffnete derselbe den Ball unter Anführung einer Polonaise, Erst in den Morgenstunden endete der Ball, welcher gewiß bei allen Theilnehmern eine freundliche Erinnerung an diese Stunden hin terlassen wird. — Nach einer neuen Kriegsministerial-Verordnung wird das bisher übliche Größenmaaß bei Aus hebung der Mannschaften zum Militärdienst inso, fern eine Aenderung erleiden, als statt des bisheri gen Normalmaßes von 66^ Zoll nunmehr die Lange von 69 Zoll beansprucht wird. Es soll dies schon bei den bereits ausgehobenen Rekruten in Anwen dung kommen und würden sonach die unter 69 Zoll messenden in die Dienstreserve zu versetzen sein.— Am 14. Febr. Abends ereignete sich in dem Steinbruche des Schiffsherrn Reichel in Ober posta ein beklagenswerther Unglücksfall. Man hatte daselbst schon längere Zeit daran gearbeitet, eine Wand hohl zu machen, doch war man noch lange nicht so weit vorgcdrungen, daß dieselbe hätte hcr- einkommen können. Als am genannten Tage der Besitzer Reichel, ein allgemein geachteter Mann, mit einem seiner Arbeiter die Wand von der Seite besah, löste sich ein Stück von derselben, stürzte herunter und erschlug Reichel auf eine gräßliche Art, Der Arbeiter erhielt bedeutende Körperverletzungen.— Am 15, Febr. fand man in Pirna an der Elbe, unterhalb des Bahnhofes, auf dem Eise einen Aschctopf, in welchem sich der Leichnam eines neu- gebornen Kindes befand, welches am Hinterkopfe zwei blutige Wunden hatte und beim Aufsinden noch warm war. — In Sommerfeld bei Leipzig wurde am 13, Februar ein toller Hund erschossen, nachdem er 7 andere Hunde und mehrere andere Hausthicre gebissen hatte, während ein Kind seines Besitzers, das er zu beißen im Begriff war, noch rechtzeitig weggerissen werden konnte. Sämmtliche gebissenen Thiere wurden sofort getödtet. — Freskoanekdole. Aus einem Orte des hiesigen Gerichtsbezirks erzählt man sich folgende curiöse Geschichte. Für einen Gutsbesitzer war der schöne Tag gekommen, wo das vierte der hohen Feste, die „Schwein escklachtge" gefeiert wurde. Das edle Thier hatte selig vollendet, und schon kochten 8 famose Magenwürste m dem dazu be stimmten Kessel, Während es lustig darin brodelt, begiebt sich der Schlachter mit den übrigen Haus genossen zu dem Labsal aller Seelen, dem duftigen Mokkagetränk, und Alles schlürft behaglich und unbesorgt die schwarze Tunke, reich versetzt mit der fettesten „Milch der frommen Denkungsart". Eine so fromme Denkungsart besaß aber nicht ein obli gater Pinscher, der von dem herrlichen Duft der saftigen Würste herbeigclockt sich unterdessen dem Herde genähert, mit vollen Zügen gcschnopert und, da er nichts erreichen oder erblicken konnte, sich uneingedenk des siebenten Gebotes mit einem herz haften Sprunge auf den Herd geschwungen hatte, in dessen geheimnißvollen Tiefen es munter siedete und fortbrauste. Aber hilf Himmel, er versah da ¬ bei die Schanze, und turkelte im Aufsprunge nolens volens in den offen gebliebenen Wurstkessel hinein, war aber dabei gleich so tief geplumpst, daß er sofort die Besinnung verloren und an ein Wieder herauskommen nicht zu denken hatte. Nach einiger Zeit kehrte der Schlächter von seiner Erholungsreise zurück. Die Würste brodelten sivel unter einander fort, bis die Zeit des Herausnehmens kam. Aber wer beschreibt sein und des herzugctretcnen Wurst vaters Entsetzen, als sie zugleich'mit den 8 colos- salen Schweißwürsten auch den halb nackt gekochten Leichnam des neugierigen Pinschers aus des Kessels tiefen Gründen hervorzichen! Wir wissen nicht, was aus der delicaten Hausspeise und der trefflichen Wurstsuppe geworden ist, und haben dem weiter nichts hinzuzufügen, als das warnende Wort: Mache erst den Kessel zu, Dann hast du vor Hunden Ruh'! (Pirn. Anz.) Die Krisis in Oesterreich wird der Nat,-Zeitung in anschaulicher Weise also geschildert: „In der kaiserlichen Hofburg machen sich drei starke Parteien geltend. An der Spitze eines schleu nigst anzubahnenden, rückhaltslosen Fortschrittes steht die junge Kaiserin. Schon vor Monaten hatte der Erzherzog Ferdinand Max, von seinen Mailänder Erfahrungen belehrt, den Monarchen dringend be stürmt und — leider vergeblich — darauf hinge wiesen, daß gleiche Ursachen auch bei den übrigen Völkerschaften des Reiches gleiche Wirkungen früher oder später erzielen müßten. Er hat bitteres Herz weh und so'manches einschüchternde Wort, um nicht zu sagen die Ungnade seines Herrn und Bru ders mit nach Brasilien genommen. Muthiger, an dauernder, befugter und zu Zeiten glücklicher wirkt die Kaiserin. Wenn sie des Morgens, Tag für Tag um die Frühstücksstunde, kurz ehe der General- Adjutant mit dem Rapport kommt, in das Arbeits zimmer des Kaisers tritt, und sich zu den Füßen ihres Gemahls auf den Papierkorb niederlaßt, dann regiert sie ein Weilchen und treibt hohe Politik — mit dem Eemüthe, das, wie ihre nächste Umgebung versichert, wahrhaft vom Himmel begnadigt ist. Die Geschichte ist nicht ihre Lehrmeisterin gewesen, Herrsch sucht und diplomatische Winkelzüge sind ihr fremd; was sie beredt macht, ist: ein kindliches, ahnungs volles Herz, das mehr sieht, als der Verstand der Verständigen, die schwüle Nähe der italienischen Herzöge, der berechtigte Kummer um eine geliebte Schwester auf dem Throne Neapels, die dumpfe Stimme der Völker, welche sich in ihre abgeschlos senen Gemächer Bahn gebrochen, das leidende Antlitz des Kaisers und die schlaflose Muttersorge um die Zukunft ihrer Kinder. Die zweite Partei, die klerikale, findet in der Mutter des Kaisers einen unermüdlichen und überaus begabten Anwalt. Auch diese Partei räth zu weitgreisenden Concessionen, in der Hoffnung,