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210 besaß. Die Zahl der Einwohner, deren Hauptge- werbe Handel und Schifffahrt sind, beträgt 3900. Die dänische Fl ot te zeigt sich unterdessen sehr rührig. Dänische Kriegsschiffe haben bei Rügen ein Gefecht mit preußisch.n Batterien uiu Kanonen« booten gehabt, andere haben neuerdings d^ Küste deS Sundewitt bedroht, und eine Flotte von 10 Segeln zeigt sich in der Nordsee. — ^nIütland haben die Preußen am Lymfjord gegen eine vorgedrungene feindliche Abtheilurig ein siegreiches Vorpostengesecht geliefert. Die dänischen Kriegskosten sollen sich bis her aus 14 Millionen dänische Thaler (etwa 10 Mil lionen Preußisch) belaufen; es wird den Inseln Seeland und Fühnen schwer fallen, ohne Hülfe deS Festlands solche Lasten noch lange zu tragen, und gegenwärtig ist selbst Fühnen von einem Angriff bedroht. König Christian soll mit seinen Ministern ganz zerfallen sein und in seiner Rathlosigkeit sich dem Schutze Napoleons empfohlen haben. Bis jetzt fragte es sich: Was soll mit Schles wig werden? Heute wird nur noch die Frage be sprochen: Waö loll mit dem Königreiche Dänemark geschehen? Die Dänen selbst streiten am heftigsten über diese Frage und die meisten sind für einen engen Anschluß an Schweden. — Der Minister v. Beust ist nach Schluß der Conserenz wieder nach Paris gereist und hat sich einer ausgezeichneten Aufnahme zu erfreuen. Kaiser Napoleon zog ihn zur Tafel. Den Zweck seiner Reise sucht man in den neuerdings hervorgetrelenen Ansprüchen des Großherzogs von Oldenburg auf die Erbfolge in Schleswig-Holstein, denen Herr v. Beust entgegen wirkt. Fast allgemein wird ge glaubt, daß der Großherzog sich von Rußland und Preußen nur hat vorschieben lassen, um aus den Herzog von Augustenburg einen Druck auszuüben und ihn den preußischen Forderungen geneigter zu machen. Jedenfalls wird die Sache in die Länge gezogen. Locales. Obgleich schon in der Schule den Kindern das Sprüchwort eingeprägt wird: „Spiele nicht mit Schießgewehren," so wird leider nur zu oft hier gegen gesündigt, wie dies bei uns am verflossenen Sonntag der Fall war. Der Sohn des hiesigen braven Bürgers und Schuhmachermeisters Andrä, Louis Andrä, schoß in seiner Aeltern Wohnung am Markte Vormittags '/,8 Uhr, als die Glocken zum Gottesdienst riefen, in jugendlichem Vorwitz ver mittelst einer nur mit einem Pfropfen geladenen Flinte nach dem dort wohnenden Fleischermcister Karl Bretschneider, der Schuß ging durch die Glasihüre und verwundete Bretschneidern derma ßen an der linken Seite, daß derselbe TagS daraus Abends '/,9 Uhr seinen Geist aufgab. Die am Mittwoch erfolgte Section zeigte eine ganz zerschmetterte Rippe und eine große Menge Papierreste in den Lungen, wodurch der Tod her beigeführt worden ist, Sachverständige behaupte", daß ein einfacher Papicrpfropfen selbst in der ge> ringen Entfernung nicht im Stande gewesen wart, eine solche Zerstörung hervorzubringen und glaubt», daß ein fester Körper im Pfropfen gesessen habe Der Umstand, daß der Thater den Pfropfen HM aus der Wunde gezogen und weggeworfen h"^' macht die Sache noch bedenklicher. Der jugendliche Leichtsinn ist um so unrü' zeihlicher, als Bretschneider vor Andrä entflog und von ihm sowohl als seiner Haushälterin na«' drücklich vor Adschießen des Gewehrs gewar" worden ist.' ' Möchte doch ein Jeder dieses große UE, sich zur Warnung dienen lassen und bedenken, wm namenloses Elend durch solch' jugendlichen Ueb^' muth hervorgebracht worden. — Die Gemmmtversichcrungssumme der GelE des Gerichtsamlsbezirks Wilsdruff beträgt nach neuen BrandverstcherungScataster 3,194,730 E mit 806,875 Vr Einheiten, so daß alljährlich E Thlr. 22 Ngr. 67s Pf. Beiträge abzufübren fuw Früher waren die Gebäude nur mit 2,397,875 MN versichert und mußten gleichwohl 8952 Thlr. 2 W' Beiträge zahlen, sonach find trotz 796,855 TlM mehr Versicherungssumme alljährlich 883 9 Ngr. 3'/, Pf. weniger Beiträge zu zahl""' Gewiß ein gutes Zeichen der besseren Bauart serer Gebäude. — Dem Vernehmen nach hat der Eisenbabnaui' schuß der 2. Kammer beschlossen, die Bahn v"" Dresden nach Leipzig über Wilsdruff, Rosst", Roßwein, Döbeln, Leisnig, Grimma auf Staats' kosten zu bauen, dagegen die Fortsetzung der den-Freiderger Linie bis Chemnitz einstweilen ruht" zu lassen. Zu spät. Girre wahre Geschichte. (Fortsetzung.) Der Richter antwortete nicht auf die unver schämte Aeüßerung des Morten. Er wendete sich an die Wittwe mit den Worten: „Was wißt 3H"' gute Frau, was sich auf das Verbrechen beziehe" könnte, dessen der Pastor beschuldigt wird? Sage! die Wahrheit, die reine Wahrheit, wie wenn 3H" sie auf das Kreuz Christi beschwören solltet." „„An dem Lage"", fing die Frau an, Niels verschwunden ist, ging ich mit meiner kleinen Else hinter dem Pfarrgarten vorüber. Plötzlich wurde Else gerufen. Es war Niels Bruns, de" im Haselgebüsch steckte und das Kind fragte, ob sie Nüsse haben wolle. Else bcjahete und wollte wissen, was er da mache, Niels antwortete, daß der Pastor ihm befohlen habe, zu graben; diese Arbeit langweile ihn aber und er zöge es vor, Nüsse zu pflücken. Nachher brachte er dem Kinde noch ein Paar Hande voll Pflaumen. Auf einmal erscholl vom Hause her die Stimme des Pastors. Wir hörten Scheltworte und Niels antwortete grob«