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267 I an der Wand eines Eckhauses in der Jcsuitenstraße leine dunkle Stelle von größern Dimensionen, in » ^ren roten Umrissen einige Vorübergehende Aehn- lichkcit mit dem Heilande am Kreuze erkennen wollten, bu der kleinen Zahl der Betrachtenden gesellter^ sich mehrere und endlich war die Straße mitNen- 7° , sichen angefüllt, die bis zum späten Abend nicht »am Platze wichen, ungeachtet die Polizei wieder- lolt den Platz zu säubern suchte. Das fanatische , " . tzolk rrollte in dem Wasserfleck an der Wand ein 1?" iLunder des Himmels erkennen; man drängte sich «Uer Orten herbei, um nur wenigstens einige Kalk- ^ile von der Wand abzukratzcn und mit nach H"' , Hause zu nehmen. Man sah Personen verschicde- rnglu ^ande unter dein vermeintlichen Cbristusbilde waLa> Inbrunst kni'cen ur.d Andere ken abgekratztcn kralW Zalk verschlingen, während aufgeklärte Katholiken WaW Unwillen über düsen wirklichere oder skaM «rhkuchelien Fanatismus nicht zurückkielten. Abends I FE kam es kenn zu wirklichen Crcessen. Ein Diknst- , »tädchen hatte aus dem fraglichen Hause Wasser llkgvssen; das untenstehende Volk sah darin ein KlW' Äriiniar auf seine religiösen Gefühle und riß sogleich 0l>0 Pflastersteine auf, um die Fenster dieses Hauses unl>^ niMwerfen. Die Polizei suchte den Unfug zu ver- unsä' hindern; es wurden jedoch einige Fenster wirklich ilich; ' jttliüwmm, und nur einer von der Hauptwache eisBf ><dNkll herbeigcrufenen Patrouille, welche angesichts >el eili' te, Aolksmosse scharf lud und anleote, gelang es, saE dieselbe zu zerstreuen.- In dir Nacht vom Sonn ten, abend zum Sonntage wurde auf Geheiß der Po» undt^ lizudirMcuerpuh von derWand hcruntergeschlagen, oeraidl. weil die Excesse am Abend zuvor die Wiederholung richt derselben fürchten ließen. In der Thar war die heM Besorgniß nicht unbegründet, denn gestern Abend >onrE haben sich dje Exeesse in größerm Umfange wieder- rnk l^ hold Irgend Jemand, so erzählt die „Pos. Ztg.", NeP^' hatte die neue Mäkr aufgebracht, an der andern „q, t^ Leite des benannten Hauses in der Jesuiterstroße impf § bade sich d»K Bild der Jungfrau Maria gezeigt. Die Volksmasscn drängten sieb daker gegen Abend Ge^ wieder herzu, es sielen einzelne Händel zwischen rjadr^ Militär und Eivilperstnen vor, und obgleich die chuldi^ Pvlizeibeomten bis 9 Ukr mit aller Mäßigung und nicht Umsicht einem Tumult vorzubcugen gesucht, nahm n kb"' ^»Skandal dennoch in solcher Weise zu, daß, um zekoo^ h" Straßen -u sperren, Militär von der Haupt- 8olE wache reguirirt werden mußte. Beim Einschreiten tccheit,!, ^s Mjliiaiß wuchs die Aufregung in der Volks- ungk^ wasse noch mehr, man vernahm allerlei fanatische lroiE "Usruse gegen Juden und Deutsche, auch der Ruf mpoß^ ''"wck wurde gehört, und große Steine )>e gch flogen dem Militär, wie den Polizeibeamtcn nach shr! den Aöpsin; ein Polizeicomwissar ist nickt uner- er hkblich verletzt. Die Polizei, deren ganzes Personal r vÄ anwesend war, setzte ihr Bemühen indeß immer . "och fort, das Volk zum ruhigen Auseinandergebcn ) l!i>s zu vermögen, auch das Militär suchte durch Zureden atz e>l Ruve hcrzustellen, aber es zeigte sich, daß das , inst^ .alk von irgend einer Seite fanansirt war, es wich Ua«^ M und fuhr fort, die Beamten zu insultiren. olgevt' mußte denn endlich vom Bayonnet Gebrauch ds zc? n 5^ gemacht werden, und eS sollen mehrere Personen aus dem Volke verwundet worden sein. Um II Uhr war die Rube hergestellt. Man will unter dem Haufen mehrere katholische Geistliche gesehen haben. Einer derselben, Z., wurde sogar auf kurze Zeit verhaftet, aber wieder in Freiheit gesetzt. Um die Wiederholung ähnlicher Skandalsccnen, die wahr scheinlich im Dunkeln schleichende Personen zur Schürung des Fanatismus benutzen, zu verhindern, ist, wie schon erwähnt, das Tumultgesetz proclamirt worden. Nicht bloS bei uns wechselt Kalte mit Sturm und Regen; ganz Deutschland hat darunter zu leiden. In der Umgegend von Salzburg haben die Schwalben schon jetzt meist ihre Nester und Eierdrut verlassen und find in ein wärmeres Klima gezogen. Tausend'e von jungen Schwalben sind verhungert und todt in den Nestern zurückgeblieben. Die seltene Erscheinung hat bei manchen dortigen Landleuten bedenkliche« Kovfschütteln hervorgerufen und gilt ibnen als eine Vorbedeutung böser Dinge. Am schlimmsten scheint Schlesien daran zu sein. Seit 14 Tagen ist kein Tag ohne Regen vorbei« gegangen; sämmtlicher Weizen liegt und der Land mann muß zusehcn, wie seine herrliche Frucht ver dirbt. Ein großer Theil ist schon ausgewachsen. Die Appenzcllischen Blätter berichten über einen Schneefall, der aus die beißen August tage plötzlich am Donnerstag Nachmittag folgte. Ter Schnee bedeckte nicht nur die Berge und Höben, sondern auch Lie Niederungen. In Gais fiel er so stark, daß man auf demselben batte schlit ten können, und waren die Spuren dieses Natur« wuvders noch Freilag Morgens zu schauen. Auch in St. Gallen waren Straßen und Felder kurze Zeit weiß gefärbt und hätte man ordentliche Schnee ballen macken können. — Dresden. Beim Schluffe des gegenwärti gen ordentlichen Landtags, Dienstag, den 23. d. M-, fand Vormittags 8 Uhr in der evangelischen Hoskircke ein feierlicher Gottesdienst statt, wobei in Abwesenheit des Oberbofpredigers vo. Liebner der Hofprediger und Consistorialrath vo. Käuffer die Predigt hielt. — Eine Scene, weiche in ka tholischen Ländern gar nicht auffällig erscheinen würde, versammelte vor Kurzem einen Kreis von Zuschauern um einen Mann in anständiger Klei dung, welcher sich im andächtigen Gebete vor der Eiugangsthüce znr Hof- und" Sophienkirchel auf die Kniee niedergelassen batte. Nach viertelstün digem Gebet entfernte sich der Mann, welcher, vermutblich dem katholischen Ritus angehörcnd, die entsprechende Kirche vor sich zu haben glaubte. — Locales. Die beurige Ernte wird durch die seit 14 Tagen andauernde üble Witterung ungemein anfgebalten. Aalte, Wind und Regen wechseln täglich ab und glücklich ist derjenige Landwirth zu schätzen, welcher seine Früchte trocken unter Dach hat. Im Allge- 34*