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356 Räuberhöhle in dem Soldiner Forst hauste, die erst im Sommer d. I. zufällig entdeckt wurde. — Ferner heißt es von dort unterm 22. October: Nach authentischen Mitthcilungen hat der hier inhaf- tirte Höhlenbewohner und Raubmörder Maasch ge- ständlich 12 Menschen ermordet und man sieht jetzt erst recht ein, in welcher sehr großen Gefahr die Ein wohnerschaft der ganzen dortigen Gegend durch einen so furchtbaren Verbrecher schwebte. — Bei der Königs-Illumination in einer kleinen märkischen Siadt war zu lesen: König Wilhelm und Auguste,' Hallet fest an die bewußte Freie Constitution, Duldet keine Reaction! An einem Häuschen in Ler Berliner Krautgassc: Ein Zimmer, Ein Fenster, Zwei Kerzen, Aber von Herzen. — In Graubündten in der Schweiz haben einige Bären große Aufregung unter den Jägern hervorgebracht. Einem Gemsjäger lief eine alte Bärin mit 2 Jungen gerade in den Schuß, als er auf eine Gemse anlegeu wollte. Die Ucberraschung, ja der Schreck des JägcrS verhinderten diesen aber nicht, die Bestie zu erlegen. — Ein Jäger aus Silenen in Uri in der Schweiz hat aus der höllcrnen Alp 3 Gemsen mit einem einzigen Schüsse erlegt. Die Kugel ging der ersten durch den Kopf, der zweiten durch den Hals, Ler dritten durch die Brust. — Pariser Industriezweige. Es existirt in Paris ein HauS, welches jährlich an 150,000 Litrcs Punsch nach Australien und ebenso viel nach dem Kaukasus exportirt. Ein Haus, welches nur Blumen für Zuckerbäcker zum Schmücken der Kuchen für Namensfeste liefert, fabricirt deren jährlich für mehr als 300,000 Fr., ein anderes Haus fabricirt jähilich für 400,000 Fr. Gefrornes, verbraucht 500,000 Eier und hält 6 Pferde, um seine Producte zu trans- portiren. Ein Fabrikant von Lebkuchen beschäftigt 180 Arbeiter. In seinen 40 Oefen, in denen täg lich 40 mal gebacken wird, fabricirt er jährlich für 1,600,000 Fr. — In einer Kreisstadt der Provinz Posen kams neulich über ein Schnupftuch zum Proceß. Ein Lehrling wurde Geselle und von seinem Vormund standesgemäß mit Kleidern ausgcstattet. Der Lehr ling behauptete, es gehöre auch ein Schnupftuch zur standesgemäßen Ausstattung, was der Vormund be stritt. Das Gericht hörte drei Bürger als Sachver ständige und Liese erklärten an Eidcsstatt, sie hätten ihr ganzes Leben lang kein Schnupftuch geführt! — Der Vormund gewann den Proceß und — schenkte seines Mündel ein Schnupftuch. — Kürzlich stand vor dem Schaufenster eines Vijon- terieladens in Paris ein fein gekleideter He« und betrachtete die darin zur Schau gestellten Kostbar keiten. Dabei hatte er seinen Spazierstock horizontal unter dem linken Arme. Da erscheint ein Gamin, der mit einem Hunde spielt und wie aus Versehen an den Herrn anrennt, so daß dessen Stockknopf eine Spiegelscheibe des Schaufensters einstößt. Der Juwelier stürzt wüthend aus dem Laden und ver langt 100 Frcs. Entschädigung für seine zerbrochene Scheibe. Der Herr weigert sich, zu bezahlen, es versammeln sich eine Menge Mensches und der Gamin macht sich lachend aus dem Staube, während der Juwelier seine Beute nur um so fester hält. — „Sie haben gar kein Recht, die Bezahlung der Scheibe von mir zu verlangen," sagt Ler Herr wiederholt mit großer Ruhe, „da ich sie nicht zerbrochen habe. Da es mir indessen auf eine solche Bagatelle nicht ankommt, so will ich, um der Sache ein Ende zu machen, die 100 Frcs. bezahlen.' Hier ist eine TausenL- srancsuotc, geben Sie mir Herans, und dann lassen Sic mich in Ruhe." — Damit wirft er mit gering schätziger Miene das Bank Billet auf die Ladcntafel, der Juwelier gibt ihm hocherfreut (denn die Scheibe hatte-nur 50 Frs. gekostet) 900 Frs. heraus, der elegante Herr entfernte sich stolzen Schrittes, und der Juwelier war um 900 Frs. geprillt, denn die Bank note war gefälscht. — Man hat Menschen auf der Schaubühne erschie ßen, erhängen rc., aber noch nicht ertrinken ge sehen. Dieses tiefgefühlte Bedürfniß befriedigt ein neues Schauspiel in Paris. Man sicht auf der Bühne einen reißenden Strom, ein wunderschönes Mädchen fällt malerisch hinein, alle Operngucker sind auf das Mädchen gerichtet, cs taucht unter und zwei mal wieder auf, ringt Lie Hände, versinkt zum drit tenmal und ist ertrunk n. Alles ist so natürlich, daß Niemand an die Kunst denkt und Jedermann vor schaurigem Vergnügen gruselt und befriedigt hcim- kehrt. — Der Marstall des Herzogs von Nassau kostet, wie die „K. Ztg." berichtet, jährlich 170,000 st. und dabei kommt es vor, daß in Ermangelung eigener Pferde vom Fürsten Postpferde genommen werden müssen, um kleine Touren im Lande zu machen! — Die Rheinau bei Biebrich hat der Her zog seinem Kammcrherrn für 100,000 st. abgekauft, Ler Reinertrag des letzten Jahres betrug (die Hof haltung verwaltet das Gut) — 37 st. und einige Kreuzer. — Eine amerikanische Zeitung theilt folgendes Ge spräch mit, das ihr Redacteur kürzlich beim Dingen eines Dienstmädchens erlauschte: Eine Dame, welche ein „Mädchen für Alles" brauchte, ward in daS Sprechzimmer gerufen, um eine Dienstsuchende zu sehen. Biddy (auf dem Sopha sitzend): Ich höre, Sie suchen ein Dienstmädchen. — Dame: Ja. — Biddy: Hcrben Sic kaltes und warmes Wasser bequem durch das ganze Hans geführt? — Dame: Ja. — Biddy: Ist Gas in der Küche? — Dame: Ja. — Biddy: Befinden sich Teppiche im Zimmer des Dienstmädchens? — Dame: Ja. — Biddy: Haben Sie einen Bedienten, der das Feuer anmacht und die Schuhe wichst? — Dame: Das Dienst mädchen macht ihr Feuer selbst an und wichst die Schuhe. — Biddy: Dies ist recht fatal. Abrr Ihr Hans gefällt mir sonst rcchk gut, die Küche sieht recht bequem aus, und ich denke, ich trete ein. Ich erwarte 9 Dollars Monatslohn, La ich nie für wem-