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Wochenblatt für Wilsdruff, Tharaud, Rossen, Siebenlehn und die Umgegenden. Amtsblatt für das Königl. Gerichtsamt Wilsdruff und den Stadtrath daselbst. Einundzwanzigster Jahrgang. Donnerstag, den L2. December l86l. 50. Verantwortlicher Redacteur und Verleger: Albert Reinhold. Von Lieser Zeitschrift erscheint alle Freitage eine Nummer. Der Preis für den Viertel!ahrgang beträgt iv Ngr. Sämmtliche Königs. Postämter nehmen Bestellungen darauf an. Anzeigen, welche im nächsten Stück erscheinen sollen, werden in Wilsdruff sowohl in der Redactron, als auch in der Druckerei d. Bl. in Meißen bis längstens Donnerstag Vormittag, in Tharaud und Nassen aber bt» längstens Mittwoch Nachmittag erbeten. — Etwaige Beiträge, welche der Tendenz des Blattes entsprechen, sollen stets mit großem Dank« angenommen werden. Die Redaktion. Umschau. Wilsdruff, am 9. Decbr. Eine alte Wit terungsregel sagt: „Wenn der Christmonat bricht, brechen auch alle übrigen." Wenn dieselbe eintreffen sollte, sähen wir einem gelinden und launischen Winter entgegen, der dann ein spätes Frühjahr bringen dürfte. Obschon nun der jähe Wechsel der Temperatur der Gesundheit so nachtheilig als mög lich ist und namentlich Schlagflüsse im Gefolge zu haben pflegt, sind derartige Erscheinungen, Golt sei Dank! hier und in der Umgegend noch nicht vorgckommen und es ist der Gesundheitszustand im Gegentheil ein sehr befriedigender. — Die rastlos enteilende Zeit hat unS bald wieder ein volles Jahr dahinfließen lassen und die langen Nächte und kur zen Tage sind eingezogen, und dennoch ist gar Bielen der letzte Monat der liebste, denn Weih nachten, das hohe Fest der Liebe, ist seine Gabe. O, wie wochenlang wird da gespart, gesammelt, berathcn, gearbeitet, gehofft, gefreut und gewünscht. Wie harren die Kinder ungeduldig oem Tage der Bescheerung entgegen, wie freuen sich die guten Eltern wochenlang auf die Freude, die sie den Klei nen zu bereiten gedenken. Wahrlich, Weihnachten ist ein Fest der Liebe, dessen Poesie glanzvoll auS den grauen Wintertqgen heraustritt. Ein Fest der mebe ist es auch, als Der, den Gottes Hand mit irdischen Gütern reich gesegnet hat, gerade an dem selben Gelegenheit sucht, dem Mangel und der Noth zu steuern, welche die rauhe Jahreszeit über so manche Familie gebracht hat, in deren Tkränen nur der Schimmer des Christbaumes, der Glücklicheren angezundet wurde, im Widerscheine sich abspiegelt. Die schöne Sitte, seinen Lieben je nach Vermögen Geschenke zu verabreichen, ist eine tief eingreifend«, Gewerbs- und Jndustrieleben mächtig unterstützende, denn zum Weihnachtsfeste wird mancher lange ge sparte Groschen und Thaler hervorgesucht und zu Ankäufen verwendet, manche Waare findet guten Absatz und manch schönes Sümmchen wird da ver dient. Sind dann die Erwartungen befriedigt, sind die Tage des Festes vorüber, so treten wir nach kurzer Pause in den letzten Tag dieses Monats und scheiden von diesem Jadrc mit Dank und Wehmuth und hoffen, der Herr werde das nächste nach seiner Huld und Gnade uns zu einem gesegneten machen. Den 12. Tag dieses 12. MonatS aber feiert unser Vaterland freudig den Geburtstag unseres allge liebten und verehrten Landesherrn. Am 21. beginnt der Winter. In diesem Monate haben wir 5 Sonn tage, sowie zweimal Neumond, zu Anfänge und zu Ende. Der erste begann am 2. früh 3 Uhr 59 Min., der letzte erfolgt am 30. Nachm. 2 Uhr 43 Min. und mit diesem zugleich tritt die einzige hier sicht bare Sonnen finstern iß dieses Jahres ein. Sie beginnt Nachts 2 Uhr 49 Min. und dauert bis nach Sonnenuntergang. Die größte Verfinsterung findet 3 Uhr 51 Min. Nachmittags statt. — Hoffentlich haben wir zum Weihnachtsfcste Schnee und Frost. Auch die Geschäftswelt sieht den Winter lieber in seinem weißen Gewände, denn es regr sich dann Alles lebendiger, der Bedarf mehrt sich, wenn es friert und schneit, der Schnee knarrt und die Eis zacken von den Dächern hangen. Wer einen Pelz, einen warmen Mantel, warme Hand- und Fuß, bekleidung braucht und zu kaufen verabsäumte, läuft und kauft, denn es ist hohe Zeit dazu. Und nun