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ich der Kürze halber und um auch diejenigen geehrten Leser, denen jene Blätter nicht zu Gesicht gekommen sind, zu orientiren, im Jnseratentheile nochmals abdrncken lasse. Hiernach kann sich ein Jeder selbst am Besten ein Urthcil bilden. Aber selbst abgesehen von der Rechtsfrage wird es gewiß Jedermann höchst unpassend finden, so über Hals und Kopf sich vorzudrängen, um sich die Früchte fremden Fleißes zu sichern. Der Herr Nedactcnr des neuen Blattes erklärt zwar, daß cs ihm nicht um Geldgewinn, sondern lediglich um die Gemeinnützigkeit zu thun sei. Ich laße jedoch dahin gestellt, inwiefern er sich gerade vor allen Anderen dazu für be fähigt hält, seinen Mitbürgern durch seine eigene literarische Thätigkeit eine besondere Er quickung zu Theil werden zu lassen. Es kommt mir lediglich darauf an, den Gläubigern ein Vermögens-Object zu retten, von welchem sie noch am Ersten Befriedigung hoffen dürfen. Lediglich aus diesem Grunde habe ich mich entschlossen, im Verein mit mehreren Freunden des Verstorbenen das Blatt fortzuseycn und den Ertrag dem Nachlasse zu berechnen. Ich habe dabei weder die Absicht, mich selbst durch Stylübungen zn bilden, noch sonst einen Nutzen für mich zu erziele». Die Tendenz des Blattes bleibt unverändert; die hinterlassenen Prednete des Herrn Reinhold sollen vorzugsweise berücksichtigt werden. Die Zeitschrift ist und bleibt Localblatt und soll dem vielbeschäftigten Stadt- und Land bewohner, dessen Berufsgeschäftc eine umfängliche Zeitungslcctüre nicht gestatten, insbesondere auch eine faßliche und getreue Darstellung der politischen Lage, Unterhaltnngsstoff und eine Reihe gemeinnütziger Mittheilnngen bieten. Ich hoffe demnach auf die wirksame Unterstützung aller Freunde und Gönner des verstor benen Nedacteurs, damit es möglich werde, seineu Namen von dem Flecken des Bankerottes rein zu erhalten. Ich ersuche Sie alle, die Sie Nachlaßgläubiger, und Sie Alle, die Sie Freunde dieser Gläubig erfind, dringend und ergcbenst, dem Unternehmen eine rege Theilnahme zu schenken. So lange eine definitive Entschließung über die Bestimmung des Amtsblattes noch nicht erfolgt ist, werde ich die geehrten Leser sortdaucrnd von allen amtlichen Verfügungen und Bekannt machungen in Kenntuiß setzen. Der Preis ist auf »^8«^ vierteljährlich herabgesetzt. Voraus ¬ bezahlung wird nicht verlangt. Die bloße Annahme des Blattes verpflichtet selbstverständlich noch keineswegs zum Abon nement. Es werden dieserhalb noch besondere Subskriptionslisten in Circulation gesetzt werden oder directe Bestellungen erwartet. Bis zur Ernchtung einer Expedition haben sich die Herren Kaufleute Engelmann, Gen eis, Gerlach, Hempel, Schulze und Türk in Wilsdruff freundlichst erboten, Inserate und Abonnement-Bestellungen entgegen zu nehmen. Möge der guten und gerechten Sache der Sieg verbleiben! Dresden, den 9. Juli 1862. Nekrolog, Den Freunden unseres am 1. Juni d. I. im S3. Lebens jahre dahingeschiedenen Redacteurs Reinbold widmen wir folgenden kurzen Ueberblick über dessen Leben und Wirken: Julius Albert Reinhold ist den 21. Juli 1809 in Limbach bei Wilsdruff, wo sein Vater Pastor war, geboren, erhielt von dem Letztere» selbst den Schulunterricht und wurde von ihm auf eine höhere Schule vorbereitet. — Im Jahre 1823 bezog er die Kreuzschule zu Dresden, die er jedoch im Jahre 1826 wieder verließ, um das Freiberger Gymnasium zu besuchen, auf welchem er bis zu seinem Abgänge auf die Universität Leipzig im Jahre 1830 verblieb. Das Studium der Theologie, dem er sich widmete, sagte aber seinem lebendigen Geiste nicht zu; deshalb verließ er im Jahre 1834 die Universität und beschäftigte sich bis zum Jahre 1840 im ältcrlichen Hause mit literarischen Arbeiten. Im letztgcdachteu Jahre übernahm er die Redaction des Wilsdruffer Wochenblatts, die er auch ohne Unterbrechung bis zu seinem Tode geleitet hat. Ein fröhlicher Gesellschafter, ein Freund der Jagd, vergaß er doch nie die geistige Beschäftigung, und die zahlreichen von ihm geschriebenen Gedichte und Novellen, sowie ein von ihm verfaßtes Lustspiel, „kleine Ursachen, große Wirkungen," welches vor einigen Jahren hier durch den Theäterbirector Karichs zur Ausführung gelangte, legen Zcuzniß ab von der Productivität seines Geistes. Reinholds edler Charakter, seine seltene Her- zenSgüte machte Jeden zu sein'en Freund, der ihn kennen lernte; manche Thräne hat er getrocknet, manchem Armen unter eigner Entbehrung ausge- holfcn! Jetzt ruht er unter einem schön beschatteten Grabhügel neben der Kirche. Friebe seiner Asche!