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403 lung, so daß die Klage noch im Laufe dieses Jahres dem Schuldner behändigt werden kann, gerichtliche Verjährungsunterbrechung auf Antrag Les Gläubi gers und Erlangung eines ausdrücklichen mit Zah lungsversprechen versehenen schriftlichen oder proto- kollirten Schuldbekenntnisses. Die gerichtliche Ver jährungsunterbrechung und die Klaganstellung, wel cher kein Erkenntniß gefolgt ist, bewirken indeß nur einen anderweiten Verjährungsaufschub von drei Jahren. Es würden daher ungetilgte Forderungen aus dem Jahre 1855, welche 1858 durch Verjäh rungsunterbrechung geschützt wurden, jetzt der Ver jährung unterliegen. — In Dresden ist die Frage ausgetaucht, wie es nach Eintritt der Gewerbefreiheit mit dem Bretzel backen stehe. Das Ministerium hat entschieden, daß der Vertrag der Innung, die Bretzelbacker durch das Loos zu bestimmen und ihnen ausschließlich das Geschäft zu überlassen, seine Geltung behalte, daß aber den nickt zur Innung gehörigen Bäckern nicht verwehrt werden könne, Bretzeln oder was sonst für Delicatessen zu backen und zu verkaufen. Das Recht, Anspruch auf Schaden zu machen, ist den durch das Loos bestimmten Bretzelbäckern abge sprochen worden. — Das „Dr. I." bringt folgende, auf telegra phischem Wege erhaltene Trauernachricht: Loodou, Sonntag, 15. December, Morgens. Se. könial. Hoheit der Prinz Gemahl ist in ver- wichener Nacht um 11 Uhr in Windsor verschieden. Franz Albert August Karl Emanuel, Herzog zu Sachsen, Prinz von Koburg-Gotha, geboren 26. August 1819, vermählt mit Ihrer Majestät der Königin Victoria von Großbritannien 10. Februar 1840, wurde in Großbritannien durch die Acte vom 24. Januar 1840 naturalisirt, ,,?nnce con- sort" 25. Juni 1857. Kinder dieser Ehe sind: I) Prinzessin Victoria (jetzt Kronprinzessin von Preußen), geb. 21. Nov. 1840 ; 2) der Prinz v.jWales, geb. 9.Nov. 1841; 3) Prinzessin Alice, geb. 25. April 1843 ; 4) Prinz Alfred, geb. 6. Aug. 1844 ; 5) Prinzessin Helene, geb. 25. Mai 1846; 6) Prinzessin Louise, geb. 18. März 1848; 7) Prinz Arthur, geb. 1. Mai 1850; 8) Prinz Leopold, geb. 7. April 1853 und 9) Prinzessin Beatrix, geb. 14. April 1857. Die Wahlen der Wahl männer sind in ganz Preußen zum weitaus größten Theile auf Männer der Fortschrittspartei gefallen. Es ist das von hoher Bedeutung. Ein Hauptstreben der Fortschrittspartei geht dahin, die so ungeheuer angeschwollencn Aus gaben für das Militär nicht noch größer werden zu lassen, vielmehr die Verminderung derselben durch- zusetzcn; die Regierung aber hat sich für eine Ver mehrung des Heeres und also auch der Ausgaben für dasselbe gewinnen lassen und die Erklärung ab gegeben, sie werde mit diesem ihrem Programm stehen oder fallen. Es wäre also gar nicht unwög- » da? Ministerium Auerswald-Schwerin im Laufe des nächsten Landtages siele, und man könnte für diesen Fall wohl mit Sicherheit darauf rechnen, daß schwerlich ein liberaleres an seine Stelle treten werde. Vierzig Millionen Thaler als ordentliche jähr liche Ausgabe für das preußische Heer ist dem aller größten Tbeil des preußischen Volkes doch eine be denkliche Zumuthung. Selbst die der Regierung sonst ergebenen Zeitungen warnen vor der dadurch bedingten Abspannung und Erschöpfung der Stcuer- kraft. Indeß ist diese finanzielle Seite nicht die einzige, welche gegen ein so hohes Militär-Budget spricht; es giebt noch andere Bedenken. Die Ein heit Deutschlands wird jedenfalls dadurch erschwert, weil die übrigen Staaten Deutschlands um so we niger Etwas von Preußen wissen wollen, je höher die dortigen Militarausgabcn anwachsen. In Preußen selbst wird der Wohlstand der Bevölkerung unter graben , zu den wichtigsten anderweiten Bedürfnissen, z. B. für die Volksschulen, für die Wissenschaft rc. ist das nöthige Geld nicht vorhanden, die Volks bildung leidet, dem Ackerbau und der Industrie werden kostbare Kräfte entzogen, und während be reits im Frieden das höchste Steucrmaaß von den Bürgern erhoben wird, fehlt bei einem längeren Kriege die nachhaltige Ausdauer. Mit einem Worte: aus dem allzuhohen Militär-Budget geht nicht Stärke, sondern Schwäche hervor. — Mit Oesterreichs Finanzen will es noch nicht besser gehen. Das Deficit, welches jetzt zu decken ist, soll 90 Millionen Gulden betragen; das des Vorjahrs ist mit Mühe durch den Rest der im April 1860 aufgenommenen Anleihe, durch die Aus gabe von Münzscheincn, durch Vermehrung von Salinenscheinen und durch einzelne kleinere Anleihen gedeckt worden. — In Polen sieht es traurig aus. Die kleinsten Widersetzlichkeiten werden sofort mit Strafen, meist sehr strengen, belegt. Namentlich verfährt man un nachsichtlich gegen den katholischen Clerus, der in den letzten Wochen ein beträchtliches Contingcnt an die Festungen abgeliefert hat. Die fast vervierfachte Polizei ist infolge der zahlreichen Denunciationen ungemein thätig und Niemand ist sicher, für eine Aeußerung oder eine Handlung, die vor Monaten stattgefundcn, jetzt noch zur Verantwortung gezogen zu werden. Junge Leute schickt man ohne Weiteres nach Orenburg und steckt sie unter das Militär; mehrere Priester und andere Personen sollen auch schon nach Sibirien abgeführt sein, ja man behauptet sogar, daß verhaftete Damen von Rang die Peitschen strafe erhalten haben. Daß aller Verkehr dabei stockt und aller Credit verschwunden ist, begreift sich leicht. — Die Deutschen im amerikanischen Kriege. Das New-Uorker Turner-Regiment, comman- dirt von Oberst Weber, liegt in der Festung Mon roe an der Chesapeak-Bay. Bei Washington stehen 7 Regimenter Deutsche unter Blenker. In West- Virginien stehen 2 Regimenter Infanterie aus Ohio und einige Schwadronen Dragoner aus Illinois. In Kentucky stehen 2 Regimenter unter Hecker und Willich. Unter Blenker's Corps steht auch S1*