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402 Dem „Dr. I." wird unter dem 17, Decbr. Folgendes geschrieben: Heute Vormittag gegen 9 Uhr passirte der beim Gastwirth Hrn.Rötzsch in Koswig im Dienst stehende Knecht Friebel aus Großschönau mit einem mit 3 Pferden bespannten Wagen die Brücke beim Forst hause im Plauenschen Grunde, als der von Dresden nach Pottschappel gehende Güterzug hcrankam. Frie- bel's Pferde wurden scheu, er vermochte sie, trotz dem daß er vom Wagen stieg, nicht zu erhalten, sie schleppten ihn bis an die geschlossene Eisenbahn barriere, zertrümmerten dieselbe und gelangten in dem Augenblicke auf das Gleis, als die Loco Mo tiv e heranbrauste, den Wagen erfaßte und mit den Pferden ein großes Stück auf der Strecke fortschleppte. Der hcrbeigeeilte Bahnwärter Ru dolph sowie Friebel haben nicht unerhebliche Ver letzungen am Kppfe erhalten, der Wagen ist voll ständig zertrümmert worden, die Pferde aber schein bar unbeschädigt geblieben. Das unmittelbar an der Locomotive hingeschlcppte Pferd wurde dadurch aus seiner gefährlichen Lage befreit, daß das Kum met an den Pferden sich einstemmte, vom Halse gezogen wurde, und da die Brustkctten zersprengt waren, plötzlich aufsprang und unbeschädigt davon geführt wurde. Eine Verschuldung ist Niemandem beizumessen. — Je schwieriger cs ist, die Posaune zum con- certircnden Solo-Jnstrumente zu erheben, desto mehr Anerkennung verdient das Bestreben, diese Schwie rigkeit zu überwinden und die Kraft und Fülle dieses Blasinstrumentes mit all' den ihm eigenen feinen Modulationen zur vollen Geltung zu bringen, Herrn Stabstrompeter A. Böhme in Dresden ist dies im seltenen Grade gelungen und derselbe hat, wie wir aus den uns vorliegenden süddeutschen Blät tern ersehen, überall wohlverdienten Beifall gefunden. In Nürnberg trat derselbe in der Harmonie- Gesellschaft, in dem Sängertage und in der Lieder tafel, in Fürth in der Casino-Gesellschaft auf; in München im philharmonischen Verein, der Lieder tafel und im Tonkünstlerkränzchen. In Augsburg wirkte der Virtuos am Allerheiligcnfeste im großen Dom beim Vortrag einer Schneider'schen Messe mit und spielte auch im dasigen Theater. In Ulm trat Herr Böhme im Museum vor vier sehr gewähl ten Gesellschaften auf und im Hoftheater zu Stutt gart wurde sein Vortrag durch Anwesenheit Sr.Maj. deö Königs und des ganzen Hofes geehrt. Ueberall aber erntete der Künstler rauschenden Applaus und die lobendste Anerkennung der Kritik, was wir im Interesse unseres strebsamen Landsmannes auch in unserm Blatte gern constatiren. — Die Leipziger Nachrichten geben den geehrten Hausfrauen, deren Dienstmädchen an Verschla fenheit leiden, nachstehendes höchst probates Rccept. Das weibliche Dienstpersonal in einem hiesigen Hotel litt zum größten Verdruß der Hausfrau an der epidemischen Krankheit, sich von der Herrschaft wecken zu lassen, und alle bisher angewandten Mittel schlugen fehl. Eine brave Hausfrau weiß sich aber in allen Dingen zu helfen, denn als die Jungfern eines Morgens sich wieder nicht aus den Armen ihres geliebten Morpheus winden konnten, ließ unsre erfahrene Frau vom Hause den bekannten Packträgcr Nr. 2 holen. Diese Nummer 2 hat nämlich einen ganz anständigen, überhaupt rcspcc- tabeln Bart, der von der Visage überhaupt nickt viel sehen laßt, also überhaupt ganz geeignet ist, schlummernde Jungfrauen zu erwecken. Zur Reserve aber versah die erfahrene Frau vom Hause die bär tige Nr. 2 noch mir den gehörigen Portionen Kaffee für die schlummernde Ricke und Mine, und Kaffee ist bekanntlich auch ein schlafbannendes Mittel. Als nun Nummer 2 mit Bart und Kaffee vor den jungfräulichen Lagern erschienen ist, sollen Ricke und Mine Augen gemacht haben wie der Uhu, dem man einst eine Laterne vorhielt, und sollen gestern und heute früh, ohne Nummer 2 zu bemühen, auf- s gestanden sein. — Am 11. d. M., gegen 3 Ubr des Morgens, traf ein Herr an der Ecke des Barfußgäßchens in Leipzig zwei männliche Wesen, die unter einer Glaslaterne niedergekauert — „Sechsundsechzig" spielten. — In Chemnitz beging am 12. Decbr. ein greises Zwillingspaar, geboren in Chemnitz, den 12. December 1783, das Wiegenfest. Einer der Brüder ist noch recht munter, der andere mehr von der Last der Jahre gebeugt. Beide pflegen bei gegenseitiger Geburtstags-Gratulation sich in dem Wunsche zu vereinigen, daß ihrem 18 Jahre später am gleichen Jahrestage geborenen Könige das Fest so oft wie ihnen wiederkehre. — Man spricht neuerdings davon, daß auch die vier sächsischen Cavalerie-Regimenter ihrem Zwecke als leichte Reiter entsprechender uniformirt weichen und namentlich die ziemlich schweren Helme mit einer anderen Kopfbedeckung vertauschen sollen, ähnlich derjenigen, die bei den preußischen Husaren- Regimentern eingeführt ist. Von einer Vertau schung der blauen Waffenröcke mit rothen, die be absichtigt gewesen, soll man abgesehen haben. — Der „Löbauer Postillon" thcilt mit: „Beider jüngsten Recrutirung stellten sich aus dem Orte N. bei Bischofswerda 30 junge Leute. Von diesen 30 wurde nur Einer, ein armer Mensch, für militär tüchtig befunden. Was thaten die 29 Untüchtigen? Sie legten zusammen und kauften den für tüchtig Befundenen los. Eine derartige edle Handlung dürfte selten vorkommen." — Einen andern, minder erfreulichen Fall berichtet die „Serbske Now." aus Uhyst. Ein Dienstknecht aus der dortigen Nähe hatte sich nach der Stellung zu Bischofswerda so betrunken, daß er seinen Geist aufgeben mußte. — Auf die mit Ende dieses Jahre- eintretende Verjährung alter Forderungen des handel- und gewerbtreibenden Publikums machen wir hier mit aufmerksam. Es verjähren diesmal alle der artigen Forderungen aus dem Jahre 1858. Darlehne unterliegen der dreijährigen Verjährung nicht, Ge« schäftsschuldcn aber unterliegen ihr ganz ohne Rück sicht auf deren Höhe. Gegen die Verjährung giebt es einen dreifachen Schutz: rechtzeitige Klaganstel«