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322 durch die Hitze sehr gelitten. Wird darum eine Cigarre weniger gedampft werden? — Wie die „Dr. Nachr." melden, werden aus dem Dresdner Zeughause 24 WO Stück gezogener Percussions Flinten, welche nicht lange erst angckauft, im Laufe dieses Sommers eingeschossen und beim letzten Manöver benutzt worden sind, unter vortkeil- haflen Bedingungen nach Amerika verkauft. Dem Bernebmen nach sollen in der Armee kürzere Flin- ten(Ltutzen) noch österreichischer Art, mit lang.rcm oder Haubajonnct versehen und leichteren Gewichtes als die bisher im Gebrauch gewesenen, eingeführt wer den. — Fortuna ist den Chemnitzern nicht gram. In eine kleine dasige Collette, die des Herrn Frey in Gablenz, sind Antheile von dem 50,WO- und dem 30,000-Thalergcwinnst gefallen, und eine und dieselbe Spielerin Kat beide Nummern gehabt. — Am 4. d. M. Bormittags ist in der Nahe des Dorfes Jessen an der Leipzig-Dresdner Eisenbahn eine in der Nahe der Eisenbahn weidende Heerde Rindvieh durch den von Berlin kommenden Zug scheu geworden. Ein Ochse ist trotz alles Abweh rens des Bahnwärters auf die Schienen gerannt und zwar dem Zuge gerade entgegen; dieser hat- ihn erfaßt und zu einem unscheinbaren Fleischklum pen zerfetzt. Der Gang des Zuges hat dadurch keinen Aufenthalt erlitten und ist von den darin befindlichen Passagieren nicht einmal dieser Vorfall wahrgenommen worden. — Telegraphischen Nachrichten zufolge ist am 6. d. M. um 6 Uhr des Abends der König von Preußen im besten Wohlsein in Compiegne in Frankreich eingetroffen und vom Kaiser im Bahn hofe empfangen worden. Beide Majestäten trugen Civilkleibung. Das zahlreich anwesende Publicum brachte dem Könige und dem Kaiser Lebehochs. Die Kaiserin und der kaiserliche Prinz erwarteten den König im Hofe des kaiserlichen Palais unterhalb der großen Treppe. Bei der Ankunft des Königs daselbst schritt die Kaiserin bis zum Perron vor. Der König küßte der Kaiserin die Hand, liebkoste den kaiserlichen Prinzen und bot dann Ihrer Ma jestät den Arm. Abends soll noch großes Diner und sodann eine Jagd bei Fackelschein staltsinden. Für morgen ist nach dem Dejeuner eine Treibjagd anberaumt. — Was die Jagd bei Fackelschein be trifft, so ist, neueren Nachrichten zufolge, zu er gänzen, daß man im Schloßhofe „vor aller Welt einen Hirsch ausweiden" (d. h. jagen) wird. Am folgenden Tage ist Pirschjagd, zu welchem Zwecke an 1200 bis 1400 Fasanen zusammengebracht sind. — Jedes militärische Schauspiel unterbleibt. — Der ,,A. Pr. Ztg." schreibt man aus New- Pork: Die Recrutirung könnte im Allgemei nen wohl besser gehen. Von den 500,000 Mann, welche ins Feld gerufen sind, steht noch nicht die Hälfte unter den Waffen. Da der Soldat außer Kost und Kleidung >3 Doll, allmonatlich erhält, zudem meistens ein Handgeld von 20—30 Doll, und eine Capitulationssumme von 100 Doll, bei der Entlassung; da ferner von den meisten Staaten ganz anständig für etwaige Familie gesorgt (in New-Pork wird für die Frau 2 Doll., für jedes Kind 50 C. pro Woche, in den Neu-England-Staaten für die Frau 8 Doll, monatlich, für jedes Kind 2 Doll, pro Monat vergütet), so kann man an- nehmen, daß die Noth im Lande noch nicht sehr groß ist, wenn man unter solchen Verhältnissen schon ernsthast mit dem Gedanken an die Con- scriplion sich beschäftigen muß. Die Verpflegung ist jetzt regelmäßig und so reichlich, daß Compagnien, welche gut zu wirtbschaften verstanden, in einem Monat aus den Ueberschüssen ihrer ordentlichen Rationen 1000—1200 Doll, gemacht haben. Fehlt es im Osten an Händen» so fehlt es im Westen an Waffen. In Indiana und Illinois stehen Tausende bereit, Fremont den Mississippi hinab zu folgen, aber sie wollen die alten, in großer Menge vor handenen Musketen nicht anfassen, indem sie be haupten, daß der Feind durchgängig mit den weit- tragenden Gewehren neuester Construction ver sehen sei. Letztere können, nachdem Floyd die Arse nale geplündert hat, nicht schnell genug ersetzt wer den, obgleich in den Waffenfabriken Lag und Nacht gearbeitet wird und cs auch an Importen von Europa nicht fehlt. In Springfield (Illinois) wer den wöchentlich 1500 gezogene Gewehre (die eng lischen Enfield-Ristes, welche übrigens hier zuerst gemacht sind) hergestcllt. Ebenso viele Revolver (Pistolen und Flinten) kann Colt in Hartford, nach dem er durch Vergrößerung seiner Fabrik 1200 Mann an der fast Alles von selbst verrichtenden, überaus sinnreichen Maschine hat, liefern; ebenso ist die unter Controle der Regierung stehende Fabük von Sharps-Rifles an demselben Orte in angestrengtestem Betriebe. Ohne Unterbrechung arbeiten ferner die Kanonengießereien in Washington und Pittsburg; letztere läßt sich hoffentlich nicht wieder auf den Humbug mit den Monsterkanonen ein, nachdem die Versuche mit dem jüngst gegossenen Unthier von 52.000 Pfd. erwiesen haben, daß man damit nicht weiter kommt, als mit weniger anspruchsvollen Schlünden. Die Sawyer-Kanonen, besonders die Hohlgcschosse, mit denen von den Rip-Raps aus lange experimentirt ist, sind jetzt zu Ansehen ge kommen. — Die Zeichnungen übersteigen zur An leihe jetzt 1 Million täglich. Es ist zu bemerken, daß die große Geldwelt bereits das Ihrige bei Garantirung von 50 Mill, und evcnt. weitern 100 Mill, gethan hat, und daß diese Zeichnungen jetzt durchgängig in kleinen Beträgen aus der großen Masse des Volkes kommen. Aus Bruchsal wird der „Bad. Ldzg." Fol gendes geschrieben: Die Welt wird erstaunen, zu erfahren, daß Oskar Becker, der seit einigen Tagen im hiesigen Zuchthause eingekleidet ist, bereits erklärt hat, er habe mit seiner vor dem Schwur gerichte befolgten Taktik (mit der Behauptung des Schcinattentäts) lediglich eine Comödie aufgeführt, womit er die Auffassung und Einsicht seiner Richler irre zu leiten gehofft habe. Er ist der Ansicht, diese Rolle ganz geistreich durchgeführt zu haben und freut sich noch jetzt der regen Lheilnahme, welche