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386 disch zu wiederholende, speciellc obrigkeitliche Revision aller einzelnen Armen- und Gemeindehäuser jedes Verwaltungsbezirkes. Die bei den BezirkSvereins- versammlungcn aufgenommencn Protokolle sollen von den Kreisdirectionen auf Grund der auch von ihnen zu veranstaltenden Revisionen mit gutachtlichen Be merkungen an das Ministerium cingesendet, jedoch auch selbstständig auf Abstellung sich herausstellender Uebelstände von denselben energisch hingewirkt wer ben. Die Armenanstalten in Strehla, Rochlitz und Taucha werden als Muster empfohlen. — Aus Dresden schreibt man den „B. N." vom 27.Novbr.: Die sowohl im In- als Auslande wohl renommirte „Societatsbraucrei zum Waldschlößchen", deren Aktien von weit über dem Curse von 200 Thlr. seit kurzer Zeit auf jetzt 166^ gefallen sind, gewährt auf vergangenes Sudjahr pro Actie an Zinsen und Dividende zusammen 6 Thlr., vorher stets 20, ja sogar 26 Thlr. Man kann sich dieses immense Heruntergehen kaum erklären, denn das Anfuhren, der hohe Preis deS 'Hopfens sei daran Schuld, wird kaum Jemand, der nicht Bierbrauer, geschweige ein Bierbrauer recht begreiflich finden. Wenn dies nun schon am grünen Holze geschieht, was soll erst am dürren werden? Denn daß die Waldschlößchen- brauerei zu den bestfundirtesten ihrer Art gehört, ist bekannt, ebenso daß andere weniger gut dastehen und mit Aufbringen hoher Prioritätszinsen rc. zu kämpfen haben. — Chemnitz hat auf dem Friedhöfe zu St. Jo hannis eine Wartehalle erhalten, welche am Todtenfeste die religiöse Weihe erhielt. Sie ist zu nächst für Leidtragende und sonst am Begräbniß Lheilnehmende als Versammlungsort bestimmt, je doch sollen auch, wenn es die üble Witterung nicht gestattet am Grabe zu sprechen, in dieser Halle die Grabreden gehalten werden, daher das Gebäude außer der Wartehalle selbst Zimmer für Leidtragende, für die Geistlichkeit, für die Träger, eine Wohnung für den Hausverwalter und auch eine kleine Kanzel enthält. — In Zwickau ist über der Mulde eine Mue eiserne Brücke errichtet worden, die 1334 Ccntner wiegt und mit Ausschluß der Pfeiler wenig über 10,000 Thaler gekostet hat. — Aus einem Artikel über die Hypotheken- Versicherungs-Anstalt in Dresden, welcher im nächstjährigen Kalender des Zwickauer Volks- schriften-Vereins enthalten ist, entnehmen wir Fol gendes: Der Werth des gesammten Grundbesitzes in Sachsen beträgt ungefähr 700 Millionen Thaler. Nach zwölfjährigem Durchschnitt kamen in Sachsen jährlich nur 843 Subhastationen vor und da cs in Sachsen im Ganzen 232,454 städtische und länd liche Besitzungen giebt, so ist das Vcrhältniß so, daß erst auf 275 Besitzungen eine Subhastation jährlich kommt. In den Stabten kommt im Durch schnitt auf 180 Gebäude eine nothwendige Sub hastation, auf den Dörfern erst eine auf 362 Ge bäude. Am günstigsten war in Bezug auf die Städte das Verhältniß im Städtchen Weißenberg in der Lausitz, denn dort kam auf 860 Gebäude in zwölf Jahren nur eine einzige Subhastation, dann folgt Altgeißing eine zu 792, Altenberg eine zu 612, Unterwiesenthal eine zu 576, Neustadt eine zu 543, Schellenberg eine zu 421, Schwarzenberg eine zu 383 rc. Die meisten Subhastationen kamen in Treuen i. V. vor, eine zu 62, in Dresden eine zu 110, in Leipzig eine zu 187, in Chemnitz eine zu 249 rc. In den Dörfern sind die Abstände noch größer. Nach demselben zwölfjährigen Durchschnitt kamen die meisten Subhastationen in Lindenau bei Leipzig vor, eine zu 36, Thonberg bei Leipzig eine zu 58, Schönhaide eine auf 80 rc. Die wenigsten in Langenbernsdorf eine auf 1441, ebenso Lang- wolmsdorf bei Stolpen eine auf 2062 rc. Gar keine kamen vor in Neudorf, Oberfriedersborf, Groß burgk und Mittel - Herwigsdorf. — Trent und San-Zacinto. Die beiden Namen hallen in England in den Zeitungen, in Volksversammlungen und auf allen Straßen wieder. Wir haben die Namen und ihre Bewandtniß erwähnt, da sie noch ein Funken waren, und müssen sie heute ausführlicher besprechen, da aus dem Funken ein großes Feuer zu werden droht. Trent, ein englischer Postdampfer, war aus der Havannah auf dem Wege nach London. In dem engen Bahama-Kanal ward er von dem ameri kanischen Kriegsschiffe San-Jacinto eingeholt. Der Kriegsdampfer (der Union j veranlaßte ihn durch einen blinden Schuß anzuhaltcn. Der Trent hielt, zog seine britische Flagge auf und versuchte weiter zu fahren. Das Kriegsschiff hißte das Sternen banner auf und belehrte durch einen scharfen Schuß den Engländer, daß er zu warten habe. Der Amerikaner setzte ein Boot mit Offizieren und Mann schaft aus und legte an dem Engländer an. Wir verlangen, erklärten die Offiziere, die Auslieferung der Herren Mason und Slidell, welche der Son derbund als Commissäre nach London und Paris schickt, und die sich auf Eurem Schiffe befinden! Die beiden Commissäre gaben sich zu erkennen, riefen den Schutz der englischen Flagge an, und der englische Kapitän sagte ihnen diesen zu. Er verweigerte die Auslieferung und erklärte die dem englischen Schiffe angethane und noch anzuthuende Gewalt für eine Verletzung des Völkerrechts und für eine seerauberische Handlung, welche die englische Regierung rächen werde. Trotzdem nahm der ame rikanische Capitän, nachdem er noch mehr bewaff nete Mannschaft von seinem Schiffe gerufen hatte, die Commissäre sammt deren Secrctären gefangen, brachte sie auf sein Schiff und führte sic von dan nen. Der Trent fuhr nach England und setzte mit seinem Bericht ganz England in Flammen. In London, in Liverpool rc. werden große Meetings (Volksversammlungen) gehalten und De putationen mit Sturmpetitionen an die Minister geschickt. England muß glänzende Genugthuung