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314 Nach einer Bekanntmachung des Kriegsministe- riums sollen künftigen 9. u. 10. Octbr. in Dresden/ den 11. Octobcr in Pirna und Großenhain, den 12. Oclbr. in Roßwein, den 14. Oclbr. in Rochlitz, den 15, Octbr. in Grimma, den 16. Octbr. in Borna und den 17. Oclbr. in Pegau, Vormittags 9 Uhr, die von den Neilerregimenlern und dein Artillerie corps ausgemustertcn Dienstpferde, an die Meist bietenden gegen sofortige Erlegung des Erstehungs- betrages und eines Zaumgeldes von 20 Ngr. per Pferd, versteigert werden. — Der zoologische Garten in Dresden hat in den letzten Tagen eine Menge interessanter Thicre erhalten, unter denen namentlich hcrauszu« heben sind: 2 braune Lamas; 2 syrische langohrige Ziegen; 4 Flamingos; 1 Ohrengeicr; 4 Sultans- Wasserhühner; 2 Mandarin-Enten; 2Braut-Entyh; 2 ägyptische Gänse; 2 schwarze Schwane und eine große Collection Papageien und kleiner Schmuck vögel. — Aus Tharaud wird dem ,,Dr. I." unter dem 28. Septbr. Folgendes geschrieben: „Gestern Nachmittag in der vierten Stunde wurden zwei mit Steinbohren in der Tharand-Freibcrger Bahn beschäftigte Arbeiter durch das unvermulhete Los- trenncn einer Felsenwand verschüttet. Der eine wurde bald darauf unter den Steinen leblos her- vorgczogcn, der andere jedoch erst heute, Morgens 8 Übr, nach unausgesetzter Arbeit. Nach Aussage des Bahnarztes ist ihr Tod augenblicklich erfolgt. Beide Leichname wurden sofort in das Todtenhaus nach Höckendorf gebracht. — Am 23. Septbr. Abends in der 10. Stunde ging in Reichenbach die Frau des Fcucrmanns Leichsenring aus ihrer Wohnstube, um zwei ihrer im Nachbargebäude befindlichen Kinder herbeizu holen, während ein etwas über 2 Jahr altes Mäd chen im Bettchen ruhig schlief. In dieser kurzen Zwischenzeit ereignete sich das beklagenswerthe Un glück, daß das Kind aus dem Bettchen in ein daneben stehendes Waschfaß fallt und die zurück- kehrcnde Mutter dasselbe nach wenig Minuten ent seelt wieder finden muß. — Die Anfangsstropke eines alten Studentenlie des: „Federleicht ist mein Gepäcke" hätte man dieser Tage als Motto auf ein Packet schreiben können, daß mit der Post an einen Jäger abging und als Ergcbniß der Schillerlotterie einen Schlafrock enthielt, welcher 28, schreibe achtundzwanzig Loth wog. Diesen Schlafrock vielleicht bei 28 Grad Kälte auf dem Leibe und damit einen Gang nach dem Eisenhammer, da könnte es wohl heißen: „Darob entbrannt ist Roberts Brust, des Jagers giftger Groll." — Oskar Becker ist nach seinem Verzichte auf die Nichtigkeitsbeschwerde bereits am 26. September in das Bruchsaler Zcllengefangniß verbracht worden. Nach feiner Einkleidung als Züchtling erkundigte er sich genau nach den Vorschriften der Hausordnung und namentlich auch darüber, ob er zum Besuche der Kirche verpflichtet sei. Becker ist Protestant. Er erhielt die Auskunft, daß er in so lange an dem vorgeschriebenen Hausgottesdienste Theil zu nehmen habe, als er hiervon nicht dispensirt oder ausge schlossen werde. Man beabsichtigt vorerst, denselben im Zuchthausc mit Bildschnitzcrei zu beschäftigen. — Zu Lexington in Mimoun (im Westen Ame- rika's) hat eine Schlacht stattgcfunden. Der son- derbündlerische General. Price hatte den Obersten Muligan in seinen Verschanzungen angegriffen und war zurückgeschlagen worden. Die Verluste der Sonderbündler an Todten und Verwundeten wer den auf 4000, die der Unionstruppen auf 800 an gegeben. — Die Betrügereien der Pferdehändler beim Verkaufe der Pferde. Je mehr die Veredlung der Pferde fortschritt, je hoher stieg dec Preis derselhen und um so größer kann der Verlust des betrogenen Kaufers werden. Die Betrügereien sind mitunter auch so wenig sicht bar und so unscheinbar gewesen, daß sich selbst gute Pferdekcnner haben täuschen lassen. Es dürfte daher zweckmäßig erscheinen, den ehrlichen Landwirt!) mit dem Betrugsverfahren des gewissenlosen Pferdehänd lers bekannt zu machen. 1) Man hält gewöhnlich tiefe Augengruben für ein Zeichen hohen Alters der Pferde, obwohl ihre Ursache einzig und allein in dem dortigen Knochen bau liegt. Dec Käufer will nun natürlich weniger zahlen, der Betrüger dagegen immer reichlich ge winnen. Der letztere öffnet deshalb die Augen gruben, bläst Lust in die Zellengewebe und verklebt und schließt die Oeffnung auf verschiedene Weise und durch verschiedene Mittel. Der Betrug wird aber an der ungewöhnlich starken Ausfüllung der Gruben erkannt. 2) Die Haare auf den Augenbraunen werden mit dem steigenden Alter immer grauer, sie werden dunkel gefärbt, um wenigstens zur Zeit des Ver kaufs das Pferd jünger erscheinen zu lassen. 3, Um junge Pferde älter vorzustellen, werden die Milchfchncidezahne ausgezogen; um alte Pferde jünger vorzuführen, werden die Hakenzahne spitz gefeilt, die Zähne ausgegraben und ihre Höhlen geschickt geschwärzt und durch Kaumittel vermehrte Speichelabsonderung veranlaßt, welche die Täuschung vollendeter machen. 4) Die Betrüger verdünnen die Schopf- und Mähnenhaare, damit gemeine Pferde das Ansehen der edeln erhalten. 6) Der Rattenschweif wird durch sehr geschicktes Aufschwänzen derSchweifhaace zu verbergen gesucht. 6) Wenn die Ohren des Pferdes von einander stehen oder schlaff hängen, so werden sie durch starke hochgestellte Stirnriemen des Zaumzeuges in eine natürliche und fehlerfreie Lage gebracht. 7> Den faulen und trägen Pferden wird Bier oder Branntwein gegeben, damit sie lebhaft er scheinen.